HA42 schrieb:Mal etwas Grundsätzliches über logische Beweisführung. Wenn man etwas beweisen will, logisch, dann muss man beweisen, dass das Gegenteil nicht zu treffen kann UND mindestens ein Beispiel dafür haben.
Konkretes Beispiel: Ich kann Dir 1000 weiße Autos zeigen. Daraus nun den Schluss ziehen, dass alle Autos weiß sind, ist falsch.
Richtig wäre, wenn man mindestens ein weißes Auto findet, aber ab dann muss man nach nicht-weißen Autos suchen. Und wenn man kein nicht-weißes Auto findet, erst dann, kann man behaupten, dass alle Autos weiß sind. Wenn man aber auch nur ein einziges nicht-weißes Auto findet, dann kann man diese Behauptung, dass alle Autos weiß seien, nicht aufstellen.
Beweisen kann man hier gar nichts. Man kann nur anhand der bekannten Hinweise Erklärungsversuche aufstellen, und diese auf Plausibilität prüfen. Die Erklärungsversuche, die am besten zu den Fakten passen sind mit einer hohen Wahrscheinlichkeit die richtigen, aber nach wie vor kein Beweis.
Dein 1000 Autos Beispiel ist zwar korrekt, trotzdem ist die Annahme korrekt, dass es nur weiße Autos gibt. Jedenfalls bis zu dem Zeitpunkt wo diese Hypothese falsifiziert werden kann.
Und letzteres ist der Knackpunkt: eine Theorie ist nur dann gut wenn sie falsifizierbar ist. Wenn man Beweise finden kann, die diese widerlegen.
Die Schneebrett Theorie ist falsifizierbar, nämlich dann wenn jemand eindeutig beweisen kann, dass dort ein Schneebrett nicht entstehen kann. Aber dies ist nicht der Fall. Es haben sich Geologen, Meteorologen und Alpinisten mit dieser Nacht beschäftigt, und zu dem Schluss gekommen, dass dies unter den meteorologischen Bedingungen dieser Nacht, bei der Neigung dieses Berges und bei dem Aufbau des Zeltes, wie auf dem letzten Foto dieser Expedition zu sehen, durchaus möglich ist. Ein Geologe und Lawinen Experte hat mathematische Modelle verwendet und eine Lawinen Wahrscheinlichkeit von 55% für speziell diese Nacht an diesem Ort berechnet. Also eine erhebliche Gefahr.
HA42 schrieb:Es gibt Indizien wie ein gebrochener Mast oder ein umgefallenes Skistock. Aber das sind nur Indizien. Ab da muss man nach nicht umgefallenen Skistöcke und nicht gebrochene Masten und nach vom Schnee nicht verschütteten Zeltbereiche suchen. Erst wenn man überhaupt nichts in der Hinsicht findet, kann man behaupten, dass da ein Schneebrett die Ursache war.
Die nicht umgefallen Skistöcke und nicht gebrochenen Masten falsifizieren es nicht. Sie zeigen lediglich, dass nicht das gesamte Zelt sondern nur ein Teil davon verschüttet wurde. Und nochmal: Das Foto wurde aufgenommen, nachdem das Zelt vom Schnee befreit wurde und nachdem bereits von der Suchmannschaft das Zelt inspiziert wurde. Dieses Foto ist als Gegenbeweis unbrauchbar.
HA42 schrieb:Und genauso bin ich vorgegangen bei meiner Argumentation und halte auch deshalb die einzig plausible Theorie, die Agenten-Theorie.
Deine Theorie ist nicht überprüfbar und nicht falsifizierbar, und somit zwar interessant aber nicht hilfreich.
Und es gibt noch einen, meiner Meinung nach, nicht unerheblichen Punkt. Der Bericht vom St. Peterburger Bergsportverein (Danke
@Tajna für den Link)
vergleicht diesen Fall mit anderen dokumentierten Fällen, und zeigt z.T. erhebliche Parallelen. Unglücke, die sich sehr ähnlich abgespielt haben. Zu der Zeit, 1959, hatte man wenig bis keine Erfahrung mit Lawinen und Schneebretter im Uralgebirge. In anderen Teilen jedoch schon. Somit muss man die Kompetenz der Ermittler teilweise in Frage stellen, und letztlich ihnen den Vorwurf machen, dass sie nicht genau hingeschaut haben. Hätten sie dies getan, oder hätte man Experten zu Rate gezogen, hätte man daraus Rückschlüsse ziehen können und aus dem Unglück lernen.
Dies ist leider zu spät geschehen, denn in den Jahrzehnte danach sind weitere Menschen durch Lawinen und Schneebretter im Ural unter ganz ähnlichen Bedingungen ums Leben gekommen. Erst dann ist man wach geworden.
Dieser ungenaue Untetrsuchungsbericht hat also nicht nur keine vernünftige Erklärung geliefert, es hat dazu geführt, dass aus einer katastrophe keine Lehren gezogen wurden und letztlich weitere Menschenleben gekostet. Denk darüber nach, bevor Du weiterhin spannende, Hollywood reife Agententheorien verbreitest. Sie sind nicht hilfreich.