Chairon schrieb:* Es gab - so wie ich es verstanden habe (und es auch nachvollziebar ist) - nach drei Wochen keine erkennbaren Spuren mehr (die waren längst zugeschneit, wahrscheinlich sogar noch innerhalb weniger Stunden). Alle sichtaren Eindrücke stammen offenbar vom Suchtrupp.
die spuren waren erst nach ca. 500 m vom zelt nicht mehr erkennbar. davor konnte man laut berichten wohl fussspuren von 8-9 leuten ausmachen. durch die kompression des schnees kann man solche spuren wohl auch noch nach wochen erkennen, sofern das wetter mitspielt. neuschnee verweht, der "festgetretene" schnee nicht. anhand der taschenlampe auf dem zeltdach (auf der kein schnee lag) und eben den noch sichtbaren fussspuren geht man davon aus, dass bis zum auffindedatum zumindest rund um das zelt kaum neuschnee gefallen ist.
Chairon schrieb:* Ist das Geschehen nicht doch tagsüber passiert? Dagegen spricht die nur teilweise Bekleidung. Dafür allerdings, dass man eher am Tage das Zelt verlässt und hofft, nicht zu erfrieren oder auf einen Baum klettert, um etwas zu sehen. Außerdem wurde jeden Abend ein Tagebuch geführt, am letzten Tag aber offenbar nicht.
ich glaube nicht, dass sich irgendwer von denen gedanken darüber gemacht hat, ob es tag oder nacht ist, als sie das zelt zerfetzt haben. wovor auch immer sie geflohen sind, es hat ihnen zumindest anfangs mehr angst gemacht als in der kälte zu erfrieren.
und ich denke schon, dass die auch damals ganz gut rekonstruieren konnten, was wann passiert war. unter nacht verstehen die meisten ja eher die zeit nach mitternacht bis in die frühen morgenstunden. in diesem fall ist aber wohl eher der abend (1.2.) gemeint. da es im februar aber bekanntlich recht zeitig dunkel wird, dürfte es zumindest der sichtverhältnisse nach quasi "nacht" gewesen sein. was den tagebucheintrag betrifft, könnte ich mir gut vorstellen, das man den direkt vor dem schlafengehen schreiben würde. die gruppe hatte vor dem ereignis offensichtlich noch etwas gegessen und war vermutlich gerade erst dabei gewesen, sich langsam für die nacht fertigzumachen. wäre denkbar, dass die ursache des ereignisses eintrat kurz bevor der eintrag hätte getätigt werden sollen.
Chairon schrieb:* Am 2.2.1959 war abnehmende Mond (am 9.2. wäre Neumond gewesen)
also doch nicht stockdunkel? selbst bei wenig mondlicht dürfte der schnee dann ausreichend reflektierend gewirkt haben.
Chairon schrieb:* Wie kann man wissen, dass das Zelt von innen zerschnitten wurde? Es ist ja nicht so wie bei einer Glasscheibe, bei der die Scherben auf der schlagabgewanden Seite liegen. Die Plane wurde nach außen geklappt, aber das würde sie auch, wenn jemand von außen schneidet und die Hälften zu sich hin öffnet, weil er sine Unterarme nicht nach innen (ins Unbekannte) schieben will.
das kann man anhand der werkzeugspuren nachweisen. eine zeltplane zerschneidet/zerreisst man ja nicht mal eben auf die schnelle. vor allem, wenn man in wilder panik drauf "loshackt". wie kommt man darauf, die plane wäre nach aussen geklappt worden? so wie das zelt quasi zerfetzt war, macht es für mich nicht den eindruck, dass man da noch irgendwas hätte wegklappen müssen.
Chairon schrieb:* Soweit ich weiß, ist die häufigste Todesursache bei einer Lawine das Ersticken. Da scheint man in einem Zelt ziemlich sicher zu sein. Zumal man kein Loch in die Wand schneidet, wenn man auf der anderen Seite Schnee vermutet, weil man glaubt, verschüttet zu sein und damit rechnen muss, dass der ganze Schnee hereinquillt.
ich denke, das ist ein trugschluss. zum einen erstickt man in einem zelt genauso, wenn man davon ausgeht, dass es plattgedrückt und begraben wurde und neun menschen in panik wohl relativ schnell den verbliebenen sauerstoff "wegatmen". und zum anderen hätten sie sich früher oder später eh aus dem zelt befreien müssen, weil rettung ohnehin nicht in aussicht gewesen wäre. ob man sich dann durch den ein-/ausgang schaufelt (eher schwierig, wenns zelt platt ist) oder sich herausschneidet, ist im grunde völlig egal, weil der schnee so oder so reinquillen würde. nicht, dass ich davon ausgehe, dass das der fall war, aber rein theoretisch.
Chairon schrieb:* Vergessen (oder zumindest nicht weiter berücksichtigt) wird offenbar in den meisten Beiträgen, dass Solotarew am Tag des vermuteten Ereignisses Geburtstag hatte. Es wäre sehr überraschend, wenn zur Feier des Tages nicht ein wenig (mehr) Wodka geflossen wäre (vielleicht war deshalb an diesem Abend niemand mehr in der Lage, das Tagebuch zu führen). Möglicherweise wurden an sich harmlose Ereignisse deshalb überbewertet.
soweit ich weiss, wurde bei keiner autopsie alkohol nachgewiesen. ich bezweifle auch stark, dass sich eine gruppe wie diese bei einer expedition wie dieser die kante geben würde, geburtstag hin oder her. wenige tage zuvor hatte doroshenko geburtstag und da war das highlight der "feier" eine mandarine gewesen.
Chairon schrieb:* Es gab wahrscheinlich keine Panik - in Panik benutzt man für gewöhnlich keine Werkzeuge, und wenn doch, legt man sie nicht wieder weg (erst ein Schnitt mit dem Messer, dann per Hand die Flügel nach außen klappen) - man hätte versucht, als erste(r) den Ausgang zu erreichen (auch wenn man sich dabei gegenseitig zertrampelt hätte) oder wenn das nicht möglich gewesen wäre, bestenfalls mit dem Messer kreuz und quer auf die Zeltwand eingeschniten, bis sie völlig zerfetzt gewesen wäre.
du hast aber schon das zelt gesehen, wie es später aussah? wenn das nicht zerfetzt war, was dann? auch das mit dem "flügel nach aussen klappen" ist mir noch immer schleierhaft. abgesehen davon, dass es nicht nötig gewesen wäre, hätte man dafür auch nicht das messer weglegen müssen.
Chairon schrieb:* Können die Verletzungen durch Stürze vom Baum entstanden sein? Vielleicht konstruierte man eine "Pyramide", um jemanden nach oben zu bugsieren? Fünf Meter an einem relativ glatten Stamm hochzuklettern, wenn man schon kein Gefühl mehr in den Händen hat, ist schon eine Leistung. Wenn man etwas sehen wollte, musste es entweder Tag sein oder man suchte etwas Leuchtendes. Äste abschneiden konnte man nicht, weil man sich nicht mit einer Hand festhalten konnte (außerdem gab es unten Büsche).
einige bestimmt schon, wie z.b. die kopfverletzungen. wobei die betonung auf 'könnten' liegt. die schweren rippenfrakturen erklärt das jedenfalls nicht. äste bzw. zweige wurden sowohl abgebrochen als auch abgeschnitten. man hat sogar hautfetzen am baum gefunden. ich denke, wenn man um sein leben fürchtet, ist der körper noch zu dingen imstande, die man vielleicht sonst nicht für unbedingt möglich oder wahrscheinlich halten würde.
Chairon schrieb:* Das letzte Foto erkennt man meiner Meinung besser, wenn man es um 90° nach rechts kippt (wie es wohl auch aufgenommen wurde). Dann ist das Gras(?) unten und man sieht eine aufsteigende Leuchtkugel(?) am Himmel.
die kamera, mit der besagtes bild geschossen wurde, wurde bei den übrigen sachen im zelt gefunden. da ich bezweifle, dass jemand in so einer situation die kamera mit nach draussen nimmt, ein foto wovon auch immer macht und sie dann wieder zurück ins zelt legt, bevor man dann flüchtet, denke ich eher, dass das bild im zelt gemacht wurde und zudem vielleicht gar nicht im zusammenhang mit dem ereignis stand.
Chairon schrieb:* Ich finde es allerdings auch verdächtig, dass Judin zurückblieb (mal aufgrund eines Rückenproblems, mal wegen eines verstauchten Knöchels) und später die Suche verschleppte.
das thema hatten wir ja auch grad erst vor kurzem, deswegen halt ich mich diesbezüglich kurz und füge nur eben hinzu, dass yudins "krankheit" laut dem buch "Mountain of the Dead: The Dyatlov Pass Incident" von Keith McCloskey als akute Radikulitis diagnostiziert wurde.
(Bei der Radikulitis handelt es sich um eine Entzündung der Nervenwurzeln des Rückenmarks, die akut und chronisch verlaufen kann. Die Radikulitis kann in jedem beliebigen Abschnitt des Rückenmarks entstehen und zeigt sich in Störungen der Empfindung, Schmerzen oder Lähmungen im Bereich der betroffenen Nervenwurzel. Auch die Ausstrahlung der Schmerzen in ein oder mehrere Beine ist möglich. Je nach Schwere der Radikulitis kann es auch zu Störungen der Sensibilität, der Motorik und der Reflexe kommen. Die Bewegungsfreiheit und die Beweglichkeit des Betroffenen werden häufig durch starke Schmerzen erheblich eingeschränkt. In ihrer akuten Form macht sich eine Radikulitis oft als Hexenschuss bemerkbar.)
das erklärt prima die abweichenden versionen, wobei in den meisten berichten ohnehin nichts genaueres steht.
Chairon schrieb:* Übrigens sieht man in einem der Youtube-Videos die Gräber der Toten - alle nebeneinander. Sollte man nicht eher denken, sie wären in ihren Heimatorten bei ihren Familien begraben? Wollte jemand ein Auge darauf haben?
die meisten waren studenten der selben uni oder arbeiteten an dieser. die kamen also aus dem selben ort. ungeachtet der gedenktafel, die allen neun gewidmet ist, sind zwei von ihnen (zolotarev und krivonishenko) auf einem anderen friedhof begraben.
die yeti-doku hab ich nicht gesehen (und konnte keine online-version finden), aber wie es scheint, hab ich wohl auch nichts verpasst.
das von einem zehnten mann ein bild auf dem berg gemacht wurde, halte ich auch für äusserst unwahrscheinlich
@mal_schauen . vermutlich ist das foto von einer anderen expedition oder von einem der vielen suchtrupps.