Mordfall Hinterkaifeck
24.09.2007 um 12:50
Hallo Zusammen,
so, das Wochenende ist vorbei. Meine sehr gute Bekannte hatte nun ihr Oma am Freitag besucht und mir am Samstag Abend nachfolgende Unterredung zukommen lassen. Ich möchte mich schon mal dafür entschuldigen, dass der Beitrag wahrscheinlich etwas länger werden wird. Grund dafür ist, dass meine Freundin die Unterhaltung auf ein Diktiergerät aufgenommen hat um auch nicht die kleinste Kleinigkeit zu unterschlagen.
Ich möchte das Gespräch im Original-Wortlaut wiedergeben, da ich diese Art der Vorgehensweise als authentischer ansehe. Einige kleine Randdaten zuerst. Besagte Dame ist 93 Jahre alt und wohnt nun seit 9 Jahren bei der Mutter meiner Bekannten, um die eigentliche Kurzpflege im Heim zu umgehen. Sie ist geistig noch ziemlich fit, nur körperlich geht es ihr in den letzten Jahren immer schlechter. Den Inhalt finde ich persönlich sehr, sehr interessant, da Sie zumindest noch eine unmittelbare Zeitzeugin der Ereignisse war.
Aber lestselbst...........Der Anfangsbuchstabe "B" steht für Bekannte, der Buchstabe "O" für Oma.
B: Kannst Du Dich eigentlich noch an den Fall Hinterkaifeck erinnern?O: .......Hinterkaifeck? Ja mei, warum willst denn des wissen Kind?
B: Es gibt immer noch einige Menschen, die sich sehr für diesen Fall interessiern und die immer noch versuchen rauszufinden, was sich damals ereignet hat.
O: Des ist doch scho so lang her. Die armen Seelen sollt mer ruhen lassen. Lebendig werdens doch nimmer.
B: Schau mal Oma, da gibt es sogar ein Buch darüber (sie zeigt die Leuschner-Bibel)O: A Buch?
Nach anfänglichem Zögern interessiert Sie sich doch dafür. Die Bekannte überblättert die Tatortfotos, da sie ihr diese Bilder vorenthalten möchte. Auf der nächsten Seite, wenn ich mich jetzt recht erinnere, sind die Bilder der Särge abgedruckt. Die Oma sieht das Bild lange an.....
O: Mei, des is wirklich schlimm gwesen damals. Schlimm wars, schlimm wars...
B:Hast Du die Hinterkaifecker gekannt Oma?
O: Kannt? Mei. Ob die überhaupt einer richtig kannt hat, weiß i ned. In der Schul gwesen bin i mit der Cälli. Die hab i scho kannt. Aber richtig befreundet sind mer net gwesen. Die Klara hats besser kannt, die war öfter mal draußen in Kaifeck. Der Vater von der Klara hat se mitgnommen nach Kaifeck, wenn er mal draußen war.
B: Was hat denn der Vater von der Klara in Hinterkaifeck gemacht?
O: Des weiß i ned genau. Allerhand verscherbelt (verkauft) hat er, der Vater von der Klara.
B: Lebt die Klara noch?
O: Die Klara? Na, die is scho vor 15 Jahren gstorben in Ehekirchen, da is nach der Heirat hinzogen.
B: Hat die Klara damals noch was erzählt?
O: Na, viel gredet ham mer ned drüber. Aber schlecht is ihr gangen damals nach dem Unglück. Lange Zeit war se ned in der Schule. So fröhlich wie zuvor war se au nimmer. War scho schlimm damals, sehr schlimm. Was die Klara damals scho erzählt hat war, dass haltoft gestritten worden is in Hinterkaifeck.
B: Weißt Du sonst noch was Oma?
O: Die Gabriel, hieß se doch, ge? Die hat im Kirchenchor gsungen, des weiß i no. Die hab i öfter gsehen wenn se gsungen haben in der Kirch, auf der Dult, beim Maibaumfest oder bei der Feuerwehr, wenns gfeiert ham. Bei der Feuerwehr, da war doch der Johann immer dabei. Da war mer oft. A fesche Person wars, a ganz a fesche. Deswegen weiß i des no. So hübsch wollt ich au mal ausschauen, wenn i groß bin hab i mer immer dacht. Als Kind denkt mer halt so. Ja, sehr hübsch war se, sehr hübsch. Aber ernst gschaut hats oft. Hats halt au ned einfach ghabt daheim. I mein aber, dass die Mama Sie ned so gern gmocht hat. Die ham zam im Chor gsungen. Ja, so wars. Später als alles gschehen is, hat die Mama immer gsagt, dass ihr des ganze dorf nachglaufen is.
B: Wer war denn der Johann, Oma?
O: Der Johann? Der Chef is er gwesen von der Feuerwehr. Also der Leutnant oder so (ich gehe mal davon aus,dass die Bezeichnung wahrscheinlich "Kommandant" der Freiwilligen Feuerwehr war). Der Vater hat ihn gut kannt, war au oft bei uns gwesen oder in der Wirtschaft.
B: Hat Deine Mama sonst noch was erzählt?
O: Sie hat später immer gsagt, dass se des hat kommen sehen und dass des mal hat so enden müssen in Kaifeck. Der Vater hat se immer gschimpft, dass se stad (ruhig) sei soll. Er will sein Frieden haben und gschehen is gschehen. Als ob er a weng Angst ghabt hat. Angst hab i au ghabt, das jemand kommt in der Nacht wie in Hinterkaifeck. Als Kind halt sowieso...........
Sie frägt, ob noch andere Fotos im Buch sind. Meine Bekannte blättert für Sie. Beim Blick auf den Sigl sagt sie:
O:Der hat au gehen müssen, hat ma gsagt.....
B: Warum hat er gehen müssen und wohin?
O: Wegzogen is er, weil er Unruhe gstiftet hat, hat ma gsagt.
Sie sieht sich das Bilder vom Pfarrer Haas an und sagt:
O: Der Pfarrer, ja den kenn i au no. Des war au astrenger Herr. Datzn ham mer kriegt (Tatzen waren Strafen in Form von Schlagen eines Stockes auf die Fingerspitzen). Des kennts ihr nimmer. Warn halt andere Zeiten. Manchmal hab i mer denkt, da predigen se immer von Nächstenliebe und dann sowas. Aber es war halt so. Heutzutage gibts des nimmer und des is scho gut so. Des ghört sie ned...!
B: Weißt Du sonst noch was Oma? Fällt Dir sonst noch was ein?
O: I hab ja noch nie was mit Toten zu tun ghabt. Und als Kind...An Kranz ham mer niederglegt am Grab für die Cälli, mir Kinder. Nacheinander sin mer hinglaufen ans Grab. Sie stockt......und anscheinend geht es ihr sehr nahe, die Situation vor Augen. Meine Bekannte beendet das Gespräch an dieser Stelle, weil sie merkt, dass es die Oma sehr anstrengt und auch mitnimmt.
Eine letzte Frage:
B: Darf ich Dich vielleicht irgendwann mal wieder was fragen? Aber nur, wenn Du das möchtest. Du musst auch nicht, ehrlich nicht.
O: Mei, des darfst scho machen. Aber wasbringts der denn? Lebendig werns doch au nimmer davon. Die Seelen müssen a mal a Ruhe findn.....
Aufnahme beendet.........
Ich finde es schon sehr interessant und habe auch meine Interpretationen, aber ich muss leider weg. Melde mich später oder spätestens morgen...
Grüße Hauinolo