Kaspar Hauser
11.01.2018 um 16:25Ohje, man kommt in dem Fall über Kaffeesatzleserei nicht hinaus... Das ist irgendwie so vergeblich wie der Versuch, Jack the Ripper zu fangen...
Ich sage mal so:
Die Wahrscheinlichkeit, dass Hauser eine verkrachte Existenz war, die irgendwo in den Wirren der Napoleonischen Zeit ihren Ausgang nahm und scheinbar urplötzlich auftauchte, sich Selbstverletzungen mit tödlichem Ausgang beigefügt hat, ist vermutlich deutlich größer, als dass er ein Prinz war, der schließlich beiseite geräumt worden ist. Romantische Fantasien und große Krimi- und Mystery-Begeisterung ziehen uns magisch zur 2. Variante. Es wäre einfach zu schön, wenn es so gewesen wäre...
In seiner Not hängt sich dann der holde Interpret an den einen oder anderen Umstand, die eine oder andere Aussage, den einen oder anderen Fetzen Textil oder Haar. Aber bei genauerer Betrachtung trägt nichts wirklich. Es bleibt so oder so interpretierbar.
Was unbestritten ist - und gegen einen gewöhnlichen Betrüger spricht - ist scheinbar das Charisma, mit dem Hauser zum "Rätsel seiner Zeit" wurde. Kein einfacher Hochzeitsschwindler, kein Dr. Guttenberg, kein Felix Krull, sondern eine Person, die viele Persönlichkeiten intensiv beschäftigt hat. Daher wage ich schon die Einschätzung, dass Hausers Lebensweg vor seinem Auftauchen in Nürnberg außergewöhnlich gewesen sein muss und sich gewaltig von dem unterschieden hat, was andere Kinder erleben konnten.
Seinen Schilderungen über seine Kindheit und Jugend maße ich deshalb durchaus einen wahren Kern zu.
Zugleich hatte man um 1830 - lange vor Sigmund Freud - überhaupt kein Handwerkszeug, mit psychischen Auffälligkeiten umzugehen. Weder ließ sich so etwas wie eine posttraumatische Belastungsstörung noch eine Borderline-Störung oder ein Asperger-Syndrom allgemeingültig diagnostizieren. Von den diversen Persönlichkeitsstörungen mal ganz zu schweigen. Auch über sog. Wolfsjungen gab es kaum gesicherte Erkenntnisse. So fehlte dem eigentlich schon aufgeklärten Bürgertum der vertiefte wissenschaftliche Background in Form systematischer Untersuchungen. Jeder Zeitzeuge machte sich so aus dem was er sah und hörte seine eigenen Reim. Welche Auswirkungen sein Vorleben auf seine Persönlichkeit gehabt haben könnte, genauso wie sein Leben in "Freiheit", das von deutlichen Anpassungsstörungen geprägt gewesen sein könnte, wurde mit den Maßstäben der Biedermeierzeit gemessen.
Vorteil für uns: Das Rätsel bleibt - und der romantische Traum auch.
Ich sage mal so:
Die Wahrscheinlichkeit, dass Hauser eine verkrachte Existenz war, die irgendwo in den Wirren der Napoleonischen Zeit ihren Ausgang nahm und scheinbar urplötzlich auftauchte, sich Selbstverletzungen mit tödlichem Ausgang beigefügt hat, ist vermutlich deutlich größer, als dass er ein Prinz war, der schließlich beiseite geräumt worden ist. Romantische Fantasien und große Krimi- und Mystery-Begeisterung ziehen uns magisch zur 2. Variante. Es wäre einfach zu schön, wenn es so gewesen wäre...
In seiner Not hängt sich dann der holde Interpret an den einen oder anderen Umstand, die eine oder andere Aussage, den einen oder anderen Fetzen Textil oder Haar. Aber bei genauerer Betrachtung trägt nichts wirklich. Es bleibt so oder so interpretierbar.
Was unbestritten ist - und gegen einen gewöhnlichen Betrüger spricht - ist scheinbar das Charisma, mit dem Hauser zum "Rätsel seiner Zeit" wurde. Kein einfacher Hochzeitsschwindler, kein Dr. Guttenberg, kein Felix Krull, sondern eine Person, die viele Persönlichkeiten intensiv beschäftigt hat. Daher wage ich schon die Einschätzung, dass Hausers Lebensweg vor seinem Auftauchen in Nürnberg außergewöhnlich gewesen sein muss und sich gewaltig von dem unterschieden hat, was andere Kinder erleben konnten.
Seinen Schilderungen über seine Kindheit und Jugend maße ich deshalb durchaus einen wahren Kern zu.
Zugleich hatte man um 1830 - lange vor Sigmund Freud - überhaupt kein Handwerkszeug, mit psychischen Auffälligkeiten umzugehen. Weder ließ sich so etwas wie eine posttraumatische Belastungsstörung noch eine Borderline-Störung oder ein Asperger-Syndrom allgemeingültig diagnostizieren. Von den diversen Persönlichkeitsstörungen mal ganz zu schweigen. Auch über sog. Wolfsjungen gab es kaum gesicherte Erkenntnisse. So fehlte dem eigentlich schon aufgeklärten Bürgertum der vertiefte wissenschaftliche Background in Form systematischer Untersuchungen. Jeder Zeitzeuge machte sich so aus dem was er sah und hörte seine eigenen Reim. Welche Auswirkungen sein Vorleben auf seine Persönlichkeit gehabt haben könnte, genauso wie sein Leben in "Freiheit", das von deutlichen Anpassungsstörungen geprägt gewesen sein könnte, wurde mit den Maßstäben der Biedermeierzeit gemessen.
Vorteil für uns: Das Rätsel bleibt - und der romantische Traum auch.