@Peter0167 Vor vielen Jahren hatte ich beruflich Kontakt zum Leiter einer Therapieeinrichtung für Suchtkranke. Da es schon lange her ist und ich keine Namen nenne, sei nur so viel sinngemäss zitiert:
"Wir behandeln hier schwerpunktmässig das fliegende Personal einer sehr grossen deutschen Airline. Da ist äusserste Diskretion geboten. Wenn Sie wüssten, wie hoch der Anteil der suchtkranken und psychisch auffälligen Mitarbeiter dort im Cockpit ist - dann würden Sie nie mehr mit denen fliegen."
Ich habe mich an seinen Rat gehalten. Später erfuhr ich dann, dass es bei anderen Fluggesellschaften nicht anders ist.
Ich habe ein paar Jahrzehnte lang für wechselnde wissenschaftliche Verlage Fachzeitschriften in den Bereichen Psychologie und Medizin betreut, bei denen Studien über Suchterkrankungen durchaus einen hohen Anteil hatten. Die zitierten Zahlen der DHS halte ich für durchaus vertrauenswürdig.
Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass es bestimmte Branchen gäbe, die besonders drogenaffin wären, und andere, in denen das nicht vorkommt. Ich halte das für Verdrängung oder Selbstschutz. "Wir saufen/kiffen/koksen (etc.) nicht, das sind ja die anderen, die sind viel schlimmer. Da muss dann immer der versoffene Bauarbeiter mit der Bierbuddel am Hals herhalten, während der Pfarrer, der seine Messweinvorräte ext, im Dunkeln bleibt. Kokser sind natürlich ausschliesslich in der Werbebranche tätig, und natürlich in den Medien - aber mein Hausarzt doch nicht. Kiffen tun doch nur die verkommenen Punks auf der Strasse, aber doch nicht die seriöse Nachrichtensprecherin.
Nein, Suchterkrankungen fragen, wie auch andere Formen gesellschaftlich vorgeblich unerwünschte (aber doch tolerierte oder gar geförderte) Verhaltensweisen nicht nach Bildung, Beruf, Einkommen oder Herkunft. Aus ganz normalen Familien kommen ganz normale Suchtkranke.