@Intemporal Nicht alles ist Sucht, was von den Medien dazu erklärt oder von den Betroffenen dazu ernannt wird.
Im Augenblick erleben wir beispielsweise das Gespenst der "Smartphone-Sucht", auch eher so eine Medienerfindung.Es gibt keine seriösen Untersuchungen, keine harten Zahlen, wie auch für andere sogenannte "Süchte", wie Porno-, Internet-, Solariums-, Fitness-, Sex-, oder Gummibärchensucht. Das unterscheidet diese von realen Suchterkrankungen wie Alkoholabhängigkeit oder Medikamentenabhängigkeit.
Anfang des 20. Jahrhunderts sprachen "seriöse Wissenschaftler" von der Fahrradsucht, davor von der Klaviersucht, der Romansucht etc.
In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts kamen Kinosucht, Tanzsucht, später dann Comicsucht, Groschenheftsucht, TV-Sucht, Videosucht, Computersucht, Joggingsucht etc. pp.hinzu. Alle immer schlimmer, immer bedrohlicher und immer therapiebedürftiger. Natürlich betraf es immer "die anderen", Frauen, Kinder, Jugendliche, und es wurde ein immenser Bedarf an Therapien, Vorschriften und Strafen suggeriert.
Mit irgendwas muss auch in der Fachpresse der Raum zwischen den Anzeigen gefüllt werden - publish or perish! Hauptsache, der Impact-Faktor stimmt.
Da bin ich froh, nach dreissig Jahren aus dem Business raus zu sein.
Zu den Phänomenen der "nicht stoffgebundenen Süchte" empfehle ich als historische Literatur gern Ernst Gabriel, Die Süchtigkeit (1936). Da stellt man dann ganz schnell fest, dass alles irgendwie schon mal da gewesen ist und zu einem Riesenproblem und damit zu einem Riesenmarkt hochstilisiert wurde.