@mchomer mchomer schrieb:Doch ich befürchte, das würde die Situation eher verschärfen, statt bessern.
Denn die großen Fische würden sich auch von einer Legalisierung nicht abschrecken lassen.
Eher im Gegenteil, Wettbewerb belebt das Geschäft. Und schaut man nach Mexiko, bekommt man vielleicht eine Idee davon, was das alles im Bereich des möglichen liegt.
Diese Aussage ergibt für mich keinen Sinn. Die Kartelle in Mexiko und anderswo sind deshalb so mächtig, weil sie von den Verboten profitieren, indem sie den Drogenhandel kontrollieren Durch eine Legalisierung würde diesen Kartellen die Geschäftsgrundlage entzogen. Gerade Mexiko ist ein Paradebeispiel dafür, wie verheerend die repressive Drogenpolitik wirkt. Dort sind übrigens in den letzten zehn Jahren mehr Menschen in den Drogenkriegen umgekommen als im gesamten Krieg in Afghanistan.
mchomer schrieb:Aber was ist mit den großen Fischen?
Dürfen die weiterhin ihr, nun sogar, (für den Konsumenten) legales Zeug verkaufen? Dürfen sie es nicht mehr, sondern nur noch der Staat bzw. entsprechende Einzelhändler? Müsste man sich zertifizieren, um Drogen legal verkaufen zu dürfen? Würden trotzdem bestimmte Stoffe weiterhin verboten?
Der Staat muss als Monopolist auftreten. Selbstverständlich darf dieser den Mafiastrukturen nicht mehr den Handel, die Produktion und den Verkauf überlassen, sondern allerhöchstens lizenzierten Herstellern hinsichtlich der Produktion/des Anbaus.
Das Problem dürfte sich aber ganz von selbst erledigen, da die Preise für Kokain und Heroin beispielsweise massiv fallen werden - logisch. Schließlich fallen Gewinnmargen und Risikoaufschläge vollkommen weg. Zudem kann man bei dem Staat als Verkäufer davon ausgehen, dass die Ware nicht verunreinigt ist und aus dem besteht, wofür es deklariert wurde. Da verhindert im besten Fall Überdosierungen und Vergiftung durch sonst beigemischte Streck-Substanzen wie Strychnin.
mchomer schrieb:Und vor allem, wer darf kaufen?
Der Jugendschutz hat bei einer Legalisierung selbstverständlich weiterhin allerhöchste Priorität. Man könnte über eine Altersgrenze von 18 oder 21 Jahren nachdenken.
mchomer schrieb:Darf eine öffentliche Stelle dann einem krankhaft abhängigen Menschen ohne den Gedanken, wirklich helfen zu wollen, einfach legal den Stoff verkaufen?
Meiner Vorstellung nach sollen solche Stellen nicht nur als reiner Shop fungieren, sondern gleichzeitig Hilfsleistungen für Süchtige anbieten. Mit den Steuereinnahmen, die einerseits dadurch gespart werden, dass man sich vielfach Strafverfolgung, Anklagen, Inhaftierungen und ähnliches spart und andererseits durch die Einnahmen durch den Verkauf, lassen sich gezielter und mit mehr Ressourcen Hilfsprogramme aufbauen und anbieten - eben auch vor Ort. Idealerweise werden Konsummuster und ähnliche Daten der Kunden abgespeichert - natürlich auf vertraulicher Basis. So ließen sich Verschlechterungen des Zustandes und Warnzeichen schneller erkennen. Entsprechend könnte man mit den Konsumenten in einer vertraulichen Atmosphäre die Probleme angehen, ohne dabei mit der Angst vor juristischen Sanktionen rechnen zu müssen oder dem Druck, auf den Strich zu gehen oder sich anders Geld zu beschaffen, um irgendwo auf dem Schwarzmarkt 'Stoff aufzutreiben'.
Derzeit gibt es bereits Programme für schwerst Abhängige, z.B. Methadonprogramme. Für diese Patienten ist meist allerdings schon zu spät. In der Phase kommen die wenigsten nochmal weg davon.
mchomer schrieb:Und dann sehe ich noch folgendes Problem:
es ist ja nicht so, als wären die staatliche Behörden besonders effektiv darin, andere Verbrechen zu bekämpfen (siehe z.B. Einbrüche). Ganz gleich, ob es um Prävention von Konsum von legalen Drogen geht, noch wenn es um die Verfolgung von Strafdelikten geht.
Auch im Falle einer Legalisierung wäre dies der Fall.
Das verstehe ich nicht. Der Staat wird erstmal entlastet, weil er nicht mehr jeden Konsumenten strafrechtlich verfolgen muss. Das belastet Gerichte und Exekutive massiv. Bei einer Legalisierung werden sehr viele Ressourcen gespart, die man woanders sinnvoller einsetzen kann.
mchomer schrieb:Der goldene Weg ist die aktuelle Politik nicht.
Weder ist die aktuelle Politik der goldene Weg, noch ist sie irgendwie erfolgreich. Ich hatte dir ja einige Links zur Verfügung gestellt, aus denen du die elementaren Probleme herauslesen und auch die Kritik von prominenter und wissenschaftlicher Seite zu Gemüte führen kannst.
mchomer schrieb:Aber ich befürchte, weder die Gesellschaft und noch viel weniger die Politik wäre in der Lage, eine vollständige Legalisierung der Drogen so zu gestalten, dass dies keine enormen negativen Konsequenzen hätte.
Wie gesagt, es wäre ein Novum und bedarf sicherlich eines gewissen Entwicklungs- und Transformationsprozesses. Deshalb braucht es offene Diskussionen darüber. Die gibt es zumindest in der Politik so gut wie gar nicht. Das hat leider vor allem damit zu tun, dass man festgefahren ist und häufig mit Halbwissen glänzt. Man sieht den 'Junky' eben in erster Linie als Kriminellen, den man wegsperren muss..