Hallo
@rutzdas mit borderline und ADS vergiss mal lieber ganz schnell wieder.
bei beidem hat man meiner meinung nach ereignis und auswirkung miteinander verwechselt. es tut nicht gut, wenn solch behelfterte fachausdrücke von jedermann inflationär breitgetreten werden. so zimmert man sich ausreden für den eigenen müßiggang und selbstgefälliges selbstmitleid zurecht. von der nachfrage für medikamentöse behandlung ganz zu schweigen.
ich denke, dein Problem liegt daran, dass du mehr auf eigenen beinen stehen musst. der schlüssel zum lernen ist die faszination und lehrer sind aufgrund der vielen schüler, auf die sie sich einstellen müssen, irgendwann mit ihrer euphorie am ende und bedrängen die schüler mit dem wissen, anstatt sie damit zu begeistern. du musst also selbst versuchen, begeisterung für die themen zu entwickeln. nichts ist dazu geeigneter, als die dinge auf eigene faust individuell und unabhängig zu ergründen und auszuprobieren. gerade in sachen mathematik kann das einen besonders ergreifen (pi). das problem bei mathe scheint oftmals zu sein, dass es nur innerhalb des unterrichts und der gestellten und bisweilen gestelzten aufgaben von belang scheint. es mangelt abseits des unterrichts an anwendungsgebieten, in denen die mathematischen kenntnisse zum tragen kommen. hervorragend dafür geeignet sind wissenschaftsprojekte, da für physikalische, chemische oder biologische experimente auch sehr viel mathe benötigt wird. aber selbst im modellbau, beim kochen, in der pflanzenzucht und in der programmierung sind mathekenntnisse von großem vorteil.
das problem, das du hast, scheint meines erachtens in erster linie mit deinen erfolgserlebnissen gekoppelt zu sein. manchmal bedeutet einen ein lob überhaupt nichts, oft kränkt es einen sogar und matert einen, wenn man ständig nur die andern gelobt sieht. ein wirksames mittel, um sich in puncto lob zu stimulieren, ist sich selbst zu beloben. wenn du dir die disziplin aneignen willst, deine zeit den anforderungen, die an dich gestellt werden, zu opfern, kannst du dir nach getaner arbeit so etwas wie eine zeremonie (um das wort ritual zu vermeiden) einfallen lassen, in der du ausspannst und dich zufrieden zurücklehnst.
das nachhaltigste lob, dass du dir selbst bereiten kannst, ist es, jemanden mit deinem wissen zur hilfe zu gehen. (man lernt auch am besten, wenn man anderen die dinge erklärt). du musst dir aber selbst erstmal den rahmen stecken, in dem du dein leistungsbewusstsein sprießen lassen kannst, einen rahmen, der dir auch (aber nicht immer) spaß macht. gerade das mit der depression spricht für mich dafür, dass du dir noch nicht bewusst darüber geworden bist, dass sowohl deine leistungen, als auch deine stimmung wellenförmig ablaufen. auf erfolge folgen niederlagen - aus denen man lernt, um erneut erfolge hervorzubringen. auf zufriedenheit folgt unzufriedenheit, die man (nicht be- sondern) durchkämpft, um wieder zufrieden zu sein. ohne schlechtes würde man das gute nicht wertzuschätzen wissen. und so weiter.
um in fahrt zu kommen, musst dir anfangs über die dosierung deiner informationsaufnahme im klaren werden. wieviel textblöcke kannst du lesen und gleichzeitig verinnerlichen? wissen kann man büffeln, aber begreifen dauert seine zeit.
was dir in jedem fall helfen wird, ist die optimierung deiner leistungs- und lernkurve. das erreichst du beispielsweise mit regelmäßigem sport.
auch die nahrung, die du zu dir nimmst, sollte wohl gewählt sein. damit meine ich nicht nur traubenzuckertabletten (dextro) und kaugummis (aber bitte ohne aspartam) zur steigerung der konzentrationsfähigkeit, sondern auch den (nicht totalen) verzicht auf fleisch und fettiges essen. popeye's tip mit dem spinat ist schon ganz sinnvoll. und ein apfel am morgen tut auch wunder.
in deinem alter wird man oft von vielen dingen abgelenkt und es ist manchmal schwer, herr über die richtung seiner aufmerksamkeit und die ziele seines geltungsbedürfnisses zu werden. du musst wohl oder übel auf das eine oder andere flüchtige bestätigungserlebnis verzichten, wenn du dein leben in geordnete bahnen kriegen willst. zerstreuung durch tv insbesondere desensibilisierende dailysoaps und andere unterschichten-sendungen ist auch nicht gerade förderlich, wenn man an ansporn und leistungssteigerung interessiert ist.
ein großes problem, dass auch ich immer mal wieder hab, ist der schlafrythmus.
montags früh sind wohl die meisten leute ziemlich ausgelaugt, weil am wochenende ja auschlafen und abends lange wachsein angesagt ist.
nutze deine zeit sinnvoll, hör auch auf dein bauchgefühl, was die pausen, die abwechslung und die nahrung angeht, und nutze auch den sonntag, um dich auf die kommende woche einzustellen. das kapitel der kommenden mathestunde schon ein paar tage vor dem unterricht zu überfliegen, kann nur förderlich sein.
wenn du jetzt schon den schulalltag als quälend assoziierst, wie soll das bei dir später im beruf werden? marter dich nicht mit zukunftsängsten, sondern erlebe die gegenwart. mach dich nicht heiß mit dem beruf. im besten fall wirst du mehrere ausüben und einen abwechslungsreichen alltag haben.
lass das einfach mal auf dich zukommen. pädagogik und menschenkenntnis kann man fast überall anwenden. ich würd an deiner stelle jetzt nur nicht unbedingt pädagogik studieren gehn oder philosophie. die meisten BWLer wissen eigentlich auch nicht, was sie werden wollen.
du hast mit deinem EP schon den ersten schritt getan, um eine veränderung, eine verbesserung herbeizuführen: du hast erkannt, dass du ein problem hast bzw. worin ein leiden besteht. nun tu dein möglichstes, um es zu überwinden.
vergiss nie, dass der schlüssel dafür in der positiven einstellung, in der zuversicht steckt. nenn es ruhig glaube oder hoffnung, wenn du willst.
aber bau dir dein kartenhaus nicht zu sehr auf solchen breitgetretenen, allesbedeutenden worten auf.
sicher ist das deutsche schulsystem im vergleich zum skandinavischen (noch) steif, pedantisch und unangepasst, aber daran wirst du erstmal nichts ändern können, auch wenn es einen lockt, dorthin die fehler zu projizieren. fokussiere dich auf die positiven aspekte und lerne, über den täglichen verlockungen ablenkender missgunst drüber zu stehen. vergleich dich nicht so sehr mit den anderen. jeder ist seines eigenen schicksals schmied.
Große Geister diskutieren Visionen;
Normale Geister diskutieren Geschehnisse;
Kleine Geister diskutieren Menschen.
Eleanor Roosevelt
sei kein kleiner geist.