@DeStahl Nun kenne ich niemanden, der Gleichstellung fordert, und damit meint, dass 50% der Bauarbeiter Frauen sein müssen oder Frauen auch beim Schach gleiche Chancen auf ein Patt brauchen.
Es fordert ja auch niemand, dass Nagelstudios oder Blumenläden mehr Männer anstellen müssen, oder heterosexuelle Männer bei Friseuren gleiche Chancen haben sollten.
Lustig, dass "Gleichstellung" für die meisten "Bevorzugung der Frauen an Stellen, wo es keinen Sinn macht" bedeutet.
Ein Gegenbeispiel: ein Freund von mir leitet eine Softwarefirma. Bis vor einiger Zeit waren die allermeisten Projektleiter Männer. Einerseits, weil es in der Branche mehr Männer als Frauen gibt, andererseits, weil die Frauen, die sich um die Jobs bewarben, meistens jung waren, und eine junge Frau kann eher mal Kinder bekommen und damit für einige Monate ausfallen. Die meisten Auftraggeber finden es nicht lustig, auf einmal einen anderen Ansprechpartner zu haben, man muss jemanden einarbeiten u.s.w. .... Stress für eine mittelgrose Firma.
Bis der erste Projektleiter sich in den Elternurlaub abmeldete ... mit Mitte 50.
Keine Frau wird mit Mitte 50 noch Kinder bekommen, aber ein Mann kann bis über das Ende seines Erwerbslebens hinaus Kinder zeugen.
So hat das Elterngeld mehr als alles andere dazu beigetragen, in der Firma gleiche Chancen zu schaffen. Und nebenher freuen sich die Väter in meinem Freundeskreis, dass sie eine viel bessere Beziehung zu ihren Kindern aufbauen können, eine Bindung die ähnlich stark ist wie die zwischen Mutter und Kind. Die kann man nicht aufbauen, wenn man nur abends und am Wochenende Zeit hat, gerade in den ersten Monaten, und die Mutter den ganzen Tag ums Kind wuselt. Heraus kommt eine Gleichstellung in der Familie für die Väter.
Ich habe aber schon mehrere Artikel gelesen, die sich mit dem Problem der Ungleichbehandlung an deutschen Schulen beschäftigen. Die findet aber nicht nur gegenüber Jungen und Mädchen statt, sondern auch schon bei bestimmten Namen: eine Cindy oder ein Kevin erhalten schlechtere Noten als Kinder mit "intellektuelleren" Namen. Und ich kennen niemanden, der noch glaubt, Mädchen bräuchten in allen Fächern spezielle Förderung ...
Eher überlegt man, wie man die Jungs fördern kann, b.z.w. wie man die Vorurteile, die Lehrer offensichtlich haben, abbauen kann. Denn die Ungleichbehandlung kann man ja daraus ablesen, dass
bei gleicher Leistung schlechtere Noten verteilt werden, das würde beim Schach heissen: dass die Schiedsrichter bei einem Patt den Mann zum Gewinner erklären, weil er besser gespielt habe.
Das ist, was in vielen Firmen in den höheren Etagen passiert: gleiche Leistung wird unterschiedlich bewertet. Der Job in der Führungsetage geht an den Mann, selbst wenn die Frau sogar bessere Leistungen vorzuweisen hat, oder die Frau bekommt ein niedrigeres Gehalt.
Aber die Veränderungen werden auch immer deutlicher wahrnehmbar: ich habe inzwischen viele Kundinnen, die Berufe haben, die eine Frau vor 20 Jahren noch nicht gehabt hätte. Und das Elterngeld tut sein Übriges ... wenn es nicht der nächsten Sparmassnahme zum Opfer fällt.