@Heijopei Es gibt immer verschiedene Ebenen, Du kannst eine Gesellschaft nicht per se als emanzipiert deklarieren weil Du (wie einige andere) eine gleichberechtigte Partnerschaft akzeptierst.
Zum Beispiel gibt es immer noch die alten Vorurteile und Stereotype: Wenn eine Frau in die Politik geht und feministische Ziele hat, dann hat sie zu wenig Sex oder ist machtbesessen, oder beides. Und/oder sie ist hässlich.
Natürlich gibt es noch keine Gleichberechtigung, wenn es immer noch in kritisch beäugt wird, wenn ein Mann seinen Beruf aufgibt, um seine Kinder groß zu ziehen.
Und in einigen berufen sieht man das bei Frauen auch nicht gern ... da sind aber nicht irgendwelche Feministinnen das Problem (gibt´s dazu eigentlich eine Quelle, wie viele Feministinnen, prozentual gesehen, das Dasein als Hausfrau verteufeln?), sondern die üblichen männlichen Macho-Seilschaften, in denen sich Frauen nur durchsetzen können, indem sie sich die selben (oder härtere) Verhaltensweisen aneignen.
Das bedeutet nicht, dass die Männer Schuld haben, dass die Frauen blabla schnickschnack und so weiter, sondern es bedeutet, dass Strukturen zum Teil grundsätzlich frauenfeindlich ausgelegt sind, seit Generationen.
Ein prima Gegenbeispiel ist die Elternzeit: Wer hätte geahnt, dass so viele Männer das in Anspruch nehmen - das war gar nicht vorgesehen.
Und es führt dazu, dass Betriebe ganz grundsätzlich umdenken müssen, weil Frauen (die bislang bestimmte Jobs in bestimmten Altersgruppen nicht bekamen, weil sie vermehrungstechnisch ausfallen könnten) plötzlich einen Vorteil haben: Bei Frauen hört das mit der Vermehrung irgendwann auf - bei Männern nicht, die können sich noch mit über 60 in die Elternzeit abmelden.
Komisch, dass in Frankreich sehr viel mehr Frauen technische Berufe erlernen ... und auch problemlos Jobs bekommen. Eine Kundin von mir, die Elektro-Ingenieurin war, suchte in Deutschland eine Weile vergeblich, und wurde in Frankreich in kurzer Zeit eingestellt.
Zu wenige Frauen in technischen Berufen? Ja warum denn bloß, wenn man es ihnen immer noch nicht zutraut. Werden die Eltern, die Lehrer, die Freunde sie darin bestärken? Werden die rosa Lillifee-Mädchen, die überall auf sexy getrimmt werden, die ihren Körper optimieren sollen und nie dünn genug sein können ... werden die Luft- und Raufahrttechnik studieren? (Ähm ... ja, ich kenne eine. Eine.)
Ich arbeite ständig mit Frauen zusammen, habe viel mit Kundinnen zu tun, höre sehr viel zu. Die Frauen, die in wirklich einflussreichen Positionen sind, sind oft für die Frauenquote. Obwohl sie es doch selbst geschafft haben ... aber sie sehen die Strukturen, und sehen, um welchen Preis sie es schafften, und wie unnötig viele Kämpfe sind. Kämpfe, die sie zusätzlich zu den sowieso nötigen auszutragen hatten. Wie nervig die ewigen Erklärungen sind, wie sie das mit der Familie vereinbaren können. Fragt jemand einen Piech, wie er sich um seine Kinder gekümmert hat?
Quellen? Zahlen? Ich gebe hier meinen Eindruck wieder, der sich aus sehr, sehr vielen Gesprächen und viel gelesenem speist.
Cognition schrieb:Einigen wir uns einfach darauf dass der neumoderne Feminismus in den westlichen Ländern der Welt einfach unnötig ist.
Ähm ... nein. Politische Ziele werden nicht unnötig, nur weil viele davon erreicht sind.
Und wenn man sich solche Rohrkrepierer wie das Betreuungsgeld anschaut, oder hier in regelmäßigen Abständen Kommentare wie ungef***t, unterv***t, hässlich, frustriert,
lesbisch... liest, dann ist offensichtlich bei einigen der Groschen noch nicht gefallen:
Persönliche Zufriedenheit beruht nicht nur auf einem guten Hetero(!)-F*** ab und an.
So lange das die Reflex-Reaktion auf das Wort "Feminismus" ist, bestehen diskriminierende Denkstrukturen.