Misan schrieb:Sicherlich, allerdings finde ich es nicht angebracht, dass eine damals 15-Jährige um halb 6 aufsteht, in die Schule geht, bis um 12:30 Uhr lernt, nach Hause fährt, zu Mittag isst, gleich danach (=14:00) lernt, lernt, lernt, sich um neun ins Bett wirft und trotzdem nicht ausgeschlafen ist, weil sich der Kopf dreht und man nicht schlafen kann. An manchen Tagen kam ich erst um sieben nach Hause, verdammt am nächsten Tag noch 3 Prüfungen. Wie soll man das bitte schaffen?
Ich war nicht die einzige meiner Klasse, 1 bekam einen Nervenzusammenbruch, 2 Depressionen. Die halbe Klasse war apathisch drauf, ausgehen war auch bei den Partymäusen nicht mehr drin, weil sie das Wochenende durchschliefen (bei uns ist nur Sonntags frei).
Ich kann mir zwar vorstellen, dass das Berufsleben auch hart ist, aber, verzeih, das sind erwachsene Menschen, wir waren im Grunde Kinder.
Also vlt. hast du das schon erwähnt, aber wo bist du denn zur Schule gegangen? Klingt für mich schon ziemlich übertrieben, oder aber du warst schlicht mit dem gymnasialen Niveau überfordert, nichts wofür man sich auch nur im Ansatz schämen sollte.
Selbst auf einem bayerischen Gymnasium durften wir z.B. nur eine Klausur am Tag bestreiten, allerdings auch mehrere in der Woche. Besonders in der Oberstufe kann ich deine Beschreibungen überhaupt nicht nachvollziehen, man konnte seine Hassfächer mehr oder weniger in den Hintergrund schieben und diejenigen auswählen, die einem zusagten. Soviel Lernstress wie du ihn beschreibst kann ich mir schwer vorstellen, was hat dir denn solche Schwierigkeiten bereitet?
Misan schrieb:Ich meine nicht das Still-sein. Viel mehr das "die-Klappe-halten-weil-der-Lehrer-dich-sonst-hasst-und-du-schlechte-Noten-bekommst". Eigene Meinung formulieren ist Gift in der Schule, genau das, was man eigentlich lernen sollte.
Stattdessen lernt man "Wenn ich still bin, hab ich weniger Probleme". Super.
V.a. in naturwissenschaftlichen und sprachlichen Fächern ist die eigene Meinung halt relativ zweitrangig, in Fächern wie Religion/Ethik gab es (bei uns) sehr wohl eifrige, interessante Diskussionen.
Misan schrieb:Das liegt eher an den formalen Dingen. Ohne Abitur/Matura kannst du nicht studieren, ohne Studium bekommst du deinen Traumjob nicht usw.
Ganz ehrlich, das was ich in der Schule lerne, kann ich mir ebenso gut aus dem Internet holen, mit den Unterschied, dass ich mich nicht von irgendwelchen Lehrern, die kein erfülltes Leben haben, anschnauzen lassen muss.
Naja... Ich kenne einige mit nem Realschulabschluss, die nach einer erfolgreichen Ausbildung ihr Abi mittels BOS nachgemacht haben und nun studieren. Dazu muss man sich aber in den Arsch treten können. (der Staat hilft dir selbst in höherem Alter noch ziemlich großzügig mittels Bafög)
Ferner glaubst du wohl selbst nicht, dass ein 10-jähriges Kind soviel Disziplin besitzt, um bsp.weise einen äquivalenten Wissenstand ähnlich dem Abitur selbst zu akquirieren. Und ja, vieles aus dem Matheunterricht bzw. Englischunterricht braucht man in sehr vielen Studienfächern wieder.
Für den Rest, den ich fürs Studium nicht mehr brauche bin ich der Schule dennoch dankbar, sei es um hier im Esoterikbereich den Kopf zu schütteln.
Wie schon gesagt, gibt es jetzt schon genug Schulschwänzer die gewiss nicht wegen der Schule per se blau machen.
Außerdem ist es gewagt, von einem Kind zu erwarten, selektiv und kritisch mit dem Internet umgehen zu können.
Misan schrieb:Zumindest das Lesen und schreiben Zuhause von meinen Eltern.
Das Rechnen hab ich innerhalb der ersten 2-3 Jahre Grundschule gelernt. Vielleicht bis zur Mittelschule (=8. Klasse) kamen hin und wieder Neuheiten.
Aber inzwischen sind das nur mehr Spielereien. Klammerrechnungen mögen recht interessant, zum Teil sogar unterhaltsam sein, aber welcher normale Mensch brauch die irgendwann mal? (Wäre es stattdessen nicht angebrachter, Zins, Steuern, Bankgeschichten usw. zu lernen? Nein, die nicht.)
Äh ja, deine Eltern haben neben ihrer Arbeitstätigkeit noch Zeit, um dir als Didakten sowas beizubringen. Und Rechnen und Lesen hat ja auf einem primitiven Niveau immerhin 4 Grundschuljahre benötigt. Ich kann es Eltern nicht verübeln, wenn die meisten nicht in der Lage sind, sowas nebenbei vermitteln.
Zinsen und Steuern wurden doch in der Mittelstufe gelehrt - im normalen Matheunterricht, späteres wirtschaftliches Interesse könntest du in der Oberstufe in entsprechenden Wirschafts GKs oder LKs vertiefen.
Misan schrieb:Meine Interessen sind nicht so weltfremd. Heutige Politik, geschichtliche Zusammenhänge, 1. und 2. Weltkrieg.
Davon wurde in meiner Schule noch nichts erwähnt, aber zumindest weiß ich, wann die Kriege auf dem Stundenplan stehen werden: In der 5. Oberschule (= 13. Schuljahr) die letzten 2 Monate. Toll.
Wenn du es für eine Ausrede hältst, meinetwegen, aber ich bin nicht so der Fan vom Lernen mit Kopfschmerzen, da mach ich mir lieber einen Tee und ruh mich aus.
Also WK werden doch in der Oberstufe bis zum Erbrechen durchgekaut, ich hoffe du hast dein Interesse autodidaktisch mittels Schulbücher selbst vertiefen können.