@_Themis_ Oh, ganz schlaue Vergleiche, hm?
:DMan tötet aber auch einen freiheitsentziehenden Entführer nicht, wenn man ihm nach ordentlichem Gerichtsverfahren zeitweilig die Freiheit entzieht.
Man sperrt ihn ein, ja. Der entscheidende Punkt ist: Er hat die Chance, sich zu bessern, er hat die Chance, gutes zu tun und sein Leben zu ändern. Und eine Gefahr stellt er außerhalb des Gefängnisses während der Haft trotzdem nicht dar. Ich lasse gern mit mir reden, inwieweit der Strafvollzug anzupassen sei, etwa hinsichtlich der Möglichkeiten, Straftäter genauer einzuschätzen und falls nötig ihre Strafe zu verlängern.
Jemand, der hingerichtet wird, hat keine Chance mehr, sein Leben zu ändern und sich zu bessern. Mit welchem Recht maßt man sich überhaupt an, über das Leben anderer Menschen zu urteilen?
Halten wir nicht so große Stücke auf die Menschenrechte? Ist es nicht so, dass wir uns gerne auf
,,christliche Werte'' und Traditionen berufen und erbost schimpfen, wenn in China wegen Korruption hingerichtet wird, in NK Menschen in Arbeitslagern verrotten, in Ländern des arabischen Raums Menschen ausgepeitscht werden, weil sie aus Sicht der dortigen Bevölkerung ein schweres Verbrechen begingen (zum Beispiel mit Angehörigen des falschen Geschlechts redeten)?
Aber in der WESTLICHEN Welt gibt es trotzdem Stimmen, die immer wieder die Todesstrafe fordern, aufgepeitscht von BILD und Trash-TV, in den USA vollstreckt man die Todesstrafe?
Es sollen Menschen aufgrund ihrer Taten also von anderen Menschen die Menschenrechte aberkannt werden. Wer dies befürwortet, der hat den Sinn der Menschenrechte nicht verstanden und auch nicht den wahren, christlichen Geist erfahren und sollte sich hüten, sich darauf zu berufen. Denn die Menschenrechte sind nicht dazu da, nach Belieben zu- oder aberkannt zu werden und der Richter über das Leben oder Sterben eines Menschen ist Gott, nicht ein anderer Mensch.
Erst in Extremsituationen stellt sich heraus, ob man wirklich an die Menschenrechte und die christlichen Werte glaubt.
Die Todesstrafe dient allein der Befriedigung des niederen Instinkts, des niederen, emotionalen Gelüsts der Rache.
Es macht ein Opfer nicht lebendig, den Täter hinzurichten, denn es gilt nicht:,,Ein Leben für ein Leben".
Die Hinrichtung des Täters macht auch die Tat nicht ungeschehen, ein überlebendes Opfer und/oder seine Angehörigen und Freunde müssen mit dieser Tat klarkommen und leben.
Wie soll sie da ein Akt des Hasses, wie die Tötung eines Menschen ohne Notwehr, heilen?
Was sie tatsächlich heilen kann, sind Gerechtigkeit und Vergebung. Nicht zwangsläufig Vergebung um des Täters willen, aber Vergebung um ihrerselbst willen.
Und ebenso wird niemand abgeschreckt durch die Todesstrafe. Menschen tun weiterhin, was sie tun, trotz drohender Strafen. Denn die Strafe ist ihnen entweder nicht präsent im Akt ihres Handelns oder aber der Drang oder die gesehene Notwendigkeit, ein Verbrechen zu begehen, ist stärker. Sie lassen sich nicht davon abhalten, dass sie hingerichtet werden könnten.
Gerne wird auch behauptet, nur der Tod biete die Sicherheit, dass ein Täter nicht mehr seine Tat wiederhole. Das ist zwar richtig - doch zu welchem Preis? Zum Preis eines weiteren, einzigartigen Menschenlebens und zum Preis des Verrats an unseren grundlegenden Werten, ebenso den Menschenrechten, wie dem christlichen Glauben.
Es gibt auch andere, denk- und machbare Möglichkeiten, Menschen von der Begehung weiterer Verbrechen abzuhalten, ohne sie zu töten.
Ich vermute, man wird mir gleich vorwerfen, ich würde anders reden, seih ich selbst betroffen von einem Verbrechen. Vielleicht wird man mir auch antworten, dass man ja wohl den Verbrechern noch Orden anhängen solle.
Es liegt mir fern, moralisieren zu wollen. Und ich gehe sogar fest davon aus, dass es mich wütend machen würde, würden schlimme Verbrechen mich betreffen. Ich kann verstehen, warum für manche die Todesstrafe gefordert wird und ich hege keine Sympathie für beispielsweise Kinderschänder.
Allerdings: Ich kann und will keine Todesstrafe gutheißen, ich sehe dies als Verrat an dem wahren, christlichen Glauben an und im weltlichen Sinne als Verrat an den Grundsätzen der Menschenrechte.
Weil ein selbst betroffener Mensch aber nicht unbedingt gerecht und vernünftig entscheiden kann, ebensowenig, wie eine wütende Masse, wäre ich auch weder Richter noch Henker, wenn mich ein Verbrechen selbst beträfe. Und darüber, über diese Einrichtung, bin ich sehr froh!
Klares Nein zur Todesstrafe.