Todesstrafe

@Cathryn

Cathryn schrieb:Darf nun die Familie von Jeff ebenfalls verlangen, dass Richter L. und Vollstrecker R. hingerichtet werden?

Langsam bezweifle ich, daß du das Prinzip der Justiz richtig verstanden hast! Dein Richter L. hat sich auf dem Boden gültiger Gesetze des Staates in dem M. liegt bewegt und hat Deinen Mörder nicht in einem Amoklauf in dessen Haus umgebracht.

@Cathryn

Anderes Beispiel: Du nimmst deine ganze hier ansässige Familie mit zurück ins Amiland - ihr wohnt alle auf einem Haufen in einem großen Haus (wirklich alle, deine ganze Familie). Plötzlich läuft ein Durchgeknallter Amok, dringt in euer Haus ein und erschießt alles, was da kreucht und fleucht. Du bist die einzige Überlebende, weil du just in dem Moment aushäusig warst...würdest du wollen, daß dieser Mensch von Geschworenen freigesprochen würde? Oder nur eine Bewährungsstrafe bekommen würde?

@Thalassa
wieso freigesprochen oder bewährung? ich hab nirgends gelesen, dass sie das für mörder fordert! die tatsache, dass man verlangt sich auf die menschenrechte zu berufen, bedeutet sicher nicht, dass man gleichzeitig die täter schützen möchte! das wird ganz oft ganz schnell verwechselt. natürlich soll der täter seine gerechte strafe bekommen, aber die, die eines modernen, zivilisierten, demokratischen landes würdig ist, und die lautet freiheitsentzug...

@Thalassa

Freigesprochen oder Bewaehrung?

Keines von beidem. Ich woellte, dass er fuer den Rest seines Lebens weggesperrt wird. Wenn man ihn toetet, macht das meine Familie nicht wieder lebendig. Ihm wird durch den Tod ja sogar noch die lange Haft erspart. Ich woellte mich nicht mit ihm auf eine Stufe stellen und fordern, dass er stirbt - das wuerde mich nicht besser machen als ihn, sondern genauso schlecht. Denn: wenn er wollte, dass meine Familie stirbt, dann bin ich nicht besser als er, wenn ich will, dass er stirbt. Deswegen wuerde ich wollen, dass er in Haft kommt.

@Thalassa
solche geschichten sind abstrakt - wer kann sich da wirklich hinein versetzen?
also ich nicht - ich weiß nicht wie ich reagiere noch wie ich dem täter begegne

aber eines weiß ich: durch ein todesurteil ist weder die tat rückgängig gemacht, noch würde ich mich erleichterter fühlen

Ich sehe ein Problem in der Todesstrafe nicht, weil "oh dann ist man genauso schlimm - Schwachsinn", sondern weil das gern genutzt wird um Leute zu beseitigen und weil man dieses Urteil, wenn einmal Vollstreckt nicht rückgängig machen kann, falls sich herausstellt, dass derjenige unschuldig war. Man kann zwar die Zeit in der Haft auch nicht rückgängig machen, aber das ist trotzdem ein anderes Kaliber.

roadricus schrieb: Man kann zwar die Zeit in der Haft auch nicht rückgängig machen, aber das ist trotzdem ein anderes Kaliber.

Andere vor dir argumentieren dann wieder dass der Tod doch die weitaus leichtere Strafe wäre als jahrelange Haft.

Wenn dem so wäre, dann würden sich alle Häftlinge nur so selbst umbringen. Möglichkeiten dazu gibt es mehr als genug. Es läßt sich defacto nicht verhindern. Es sieht aber eher so, dass ihnen die Haft besser passt als der Tod.

Ihm wird durch den Tod ja sogar noch die lange Haft erspart.

Naja prinzipiell denke ich auch, wenn jemand nach dem Urteil getötet wird, ist er gut davon gekommen, denn er hat seine Ruhe.
Nur ist es bei den Amis ja meines Wissens so, dass die Todeskandidaten mehrere Jahre in der Todeszelle sitzen und jeden Tag mit ihrer Hinrichtung rechnen müssen.
Gerade das stelle ich mir ziemlich heftig vor.
Wie soll man einen Amokläufer bestrafen, um die Rachegefühle zu befriedigen?
Denke da hat jeder andere Vorstellungen, wie ja hier in dem Thread unschwer zu erkennen ist.

@insideman

insideman schrieb:dass der Tod doch die weitaus leichtere Strafe wäre als jahrelange Haft

Bei einem eindeutig schuldigen, z.b. auf frischer Tat betroffenem Taeter: ja.

@martialis

Die sitzen doch nur so lange, weil sie die Chance bekommen sollen, dass ihre Anwaelte doch noch die Unschuld beweisen koennen.

Wobei ich sagen muss, dass ich das in den USA echt schlimm finde, dass man selbst seine UNSCHULD beweisen muss ... hier muss ja der SA die SCHULD beweisen.

Im Zweifel FUER den Angeklagten waere mal noetig in den USA.

Wenn dem so wäre, dann würden sich alle Häftlinge nur so selbst umbringen.

Solange du nicht zum Tode verurteilt bist, bringst du dich in der Regel in der Haft auch nicht um.
Natürlich gibt es solche Fälle auch, wobei man hier die Beweggründe kennen müsste.
Ein normaler Häftling, wird irgendwann wieder raus kommen.
Selbst mit anschl.Sicherheitsverwahrung hat man die Chance wieder rauszukommen.
So schnell lässt der Überlebenstrieb nämlich nicht nach, zumal man heutzutage in sehr komfortablen Gefängnissen verwahrt wird und nicht irgendwo im Verliess

@kiki1962

kiki1962 schrieb:solche geschichten sind abstrakt - wer kann sich da wirklich hinein versetzen?

Natürlich - ich habe dieses Konstrukt auch absichtlich erwähnt, weil hier immer darauf rumgeritten wird, daß die armen Verbrecher keinerlei Rechte mehr hätten.
Irgendwer hatte sogar mal geschrieben, daß die Gesellschaft Verantwortung für Verbrecher trägt bzw tragen sollte.
Ein Serienkiller stellt sich m.E. n. freiwillig ins Abseits und außerhalb der Gesellschaft.

@Thalassa
warum jemand zum verbrecher wird, zu einem straftäter kann verschiedene ursachen haben -

und die können auch in gesellschaftlichen ursachen liegen

z.b. soziale ungerechtigkeit ...

aber ich bin durchaus der meinung, dass ein staat, ein "gemeinwesen", dass todesurteile befürwortet keinen deut besser ist als ein straftäter

"die gesellschaft" also wir - tragen gar wohl eine verantwortung, dass menschen die auf sich schuld geladen haben, nicht nur bestraft werden, sondern auch die chance erhalten sich ev. wieder in freiheit bewegen zu können . .. .

@kiki1962

Wenn ich mich recht entsinne, dann geht es hier um Kapitalverbrechen, die z.B. in den USA mit der Todesstrafe gesühnt werden.

Wenn es eine gesellschaftliche "Mitschuld" gäbe, dann würde wohl Hinz und Kunz die Verbrecherlaufbahn einschlagen und im Knast landen.
Ich lehne jegliche Verantwortung diesbezüglich ab, sowohl für den kleinen Eierdieb wie für den Serienkiller, der aus purer Lust meuchelt und mordet.
Das ist die ganz persönliche Entscheidung jedes einzelnen, ob und in welcher Intensität er kriminell wird - die Konsequenzen hat derjenige alleine zu tragen.

@Thalassa

Naja, so wirklich "verantwortlich" moegen wir nicht sein, fuer alle Schlechtigkeiten, aber ein bisschen Mitschuld kann "uns" schon treffen.

Wenn jemand seine Familie ernaehren muss und durch Unglueck wirklich den letzten Cent verloren hat und dann Eier stiehlt (bsp. Eierdieb) um seine Kids nicht hungern zu lassen, dann trifft die Gesellschaft irgendwo schon eine gewisse Mitschuld, wenn sie nicht auch armen Menschen die Moeglichkeit gibt, sich zu ernaehren. Deswegen finde ich ja auch z.B. die Tafeln eine tolle Idee.

Und wenn jemand von Kindheit an immer nur gemobbt wird und dann irgendwann durchdreht, weil er nicht mehr der Hanswurst sein will, den alle auslachen ... dann trifft eine Mitschuld nicht nur ihn, sondern auch die jenigen, die es so weit kommen liessen ...

@Thalassa

Wie viele Serienmörder killen denn wirklich aus purer Lust am Töten? Gibt es da nicht Herrsachren von Psychiatern, die Gutachten aufstellen? Und wie sieht das mit einzelnen Morden aus? Mord im Affekt, Totschlag, anderen Tötungswdelikten...

so ist mir das viel zu einfach.

@Fuchs76

Fuchs76 schrieb:Und wie sieht das mit einzelnen Morden aus? Mord im Affekt, Totschlag, anderen Tötungswdelikten...

Das haben wir vor ein paar Seiten schon ausgiebigst diskutiert. ;)

@Cathryn

Cathryn schrieb:dann trifft eine Mitschuld nicht nur ihn, sondern auch die jenigen, die es so weit kommen liessen ...

Ja, immer sind andere schuld :) .

Mörder gab`s schon immer. Ging schon bei Kain und Abel los. Glaube kaum, dass man anderen die Schuld für seine eigenen Verbrechen geben kann.
Jeder normale Mensch weiss was er tut und wird nicht zum Morden gezwungen.
Alle anderen sind Fälle für die Psychiatrie