@kingdrugs:
"Nehmen wir mal an, jemand der du sehr liebst wird getötet, möglicherweise vorher noch gequält(gott bewahre). Hättest du nicht eine scheisswut auf den der das gemacht hat? also ich für meinen teil ganz sicher. Und ich hätte kein Problem damit den schalter umzulegen. Wie ich das ganze dann später verkraften würde weiss ich auch nicht, aber ich weiss dass im moment der zorn überwiegen würde. das hat meiner meinung nach nichts mit opferhaltung zu tun."
Natürlich übermannt einen in diesem Moment ein Gefühl des Zorns, der Ohnmacht, der Wut, ein Hadern mit Gott und der Welt.
Das weiss ich nur zu gut.
Aber darum ist man ja auch nicht individuell Ankläger, Richter und ggf. Henker in einer Person. Ein Gerichtsverfahren erfolgt nicht im Affekt, auf vagen Verdacht hin. Es gehen ihm Ermittlungen voraus, es gibt Anklage, Verteidigung und Gutachten. Wir leben in einem Rechtsstaat und nicht in einem somalischen Bandengebiet. Es gibt ein Strafgesetzbuch und keinen Canun.
Was will man tun, wenn der/die Mörder der Person, die man liebt, nicht gefasst wird/werden, nicht mal ansatzweise ermittelt wird, weil "kein öffentliches Interesse besteht"?
Hingehen und alles ausrotten, was sich zum Zeitpunkt des Mordes dort befand, in der Hoffnung, es möge schon den Richtigen treffen? Bringt das irgendwas, ausser vielleicht der momentanen Befriedigung meines individuellen Zorns? Macht das denjenigen, den man verloren hat, wieder lebendig? Bekommt das Kind seine Mutter zurück?
Es gibt ganz konkrete Situationen im Leben, da kommt man einfach nicht weiter. Auch nicht mit verbal-radikalem "Auge um Auge" und "wer meiner Familie was antut"-Geschwafel.
Das Leben kann viel grausamer zuschlagen, als man es sich vorstellen kann - und Gerechtigkeit gibt es nicht. Auch keine selbstgemachte. Selbst machen kann man vielleicht Marmelade.