Todesstrafe

@niurick

Irgendwo gibt es eine Grenze bei solcher Argumentation, die nicht überschritten werden sollte, legten wir noch Wert auf Humanität und _Menschlichkeit. Und diese Grenze wurde hier überschritten.

Ich hoffe der User bemerkt das noch rechtzeitig!

Begründet wird ja die Todesstrafe unter anderem mit dem nur dadurch gewährleisteten wirklichen Schutz der Allgemeinheit vor dem hinzurichtenden Menschen. Meiner Meinung nach sollte aber jeder moderne Staat in der Lage sein, auch die gefährlichsten Menschen so einzusperren, daß sie niemandem mehr gefährlich werden können oder zumindest so, daß das Risiko, welches von ihnen ausgeht, so gering ist, daß es keinen Mord an ihnen rechtfertigen würde.

Auch Abschreckung ist ein häufiges Argument, welches aber auch nicht stichhaltig ist. Es gibt Menschen, die lieber hingerichtet werden wollen, als lebenslang im Gefängnis zu sitzen. Nebenbei dürfte man die Mörder im wesentlichen in drei Kategorien einteilen können: In Menschen, die im Augenblick ihrer Tat nicht über die Folgen nachdenken, in Menschen, die nicht glauben, erwischt zu werden und in Menschen, denen ihre eigene Zukunft egal ist. Auf alle drei Gruppen hat die Todesstrafe keine oder kaum abschreckende Wirkung. Statistisch gesehen ist im Vergleich von Ländern mit Todesstrafe und Ländern ohne Todesstrafe kein deutlicher Unterschied in der Häufigkeit von Morden zu erkennen. Ich würde sagen, daß die Todesstrafe eher zu einer Verrohung der Gesellschaft und damit zu einer Verstärkung der Gewaltstraftaten beiträgt.

Oh...ach hier hat der @kakadu sich die Federn rupfen lassen...

...mmh...also er hatte wohl hier ein parallel Gespräch, mit euch und mit mir!

Deswegen hat er nicht so schnell Antworten können, da war deine Sperre @schmitz
vielleicht ein wenig zu schnell...keine Ahnung, hab den @kakadu erst gerade kennen
gelernt...

Sein Statement dazu hätte mich jetzt allerdings auch interessiert, das Leben ist und bleibt
eben nun mal sehr schnell lebig...schade.

die todesstrafe zu befürworten
ist das ultimative eingeständnis
vor einem problem zu kapitulieren

buddel

Und ein weiteres Argument gegen die Todesstrafe:
Wie will man Menschen begreiflich machen, daß es unrecht ist, einen anderen Menschen zu ermorden, wenn der Staat es selber tut? Wenn der Staat Menschen umbringt, ist der Schritt für den einzelnen Menschen nicht weit, zu glauben, daß er ebenfalls jeden umbringen darf, der ihm nicht gefällt.

22aztek
Da könntest Du Recht haben. Mir fallen da spontan die amerikanischen Abtreibungsgegener ein, die die Ärzte, die Abtreibungen vornehmen, ermorden...

@aztek
@lucia

An die se SAchwalter der "Gerechtigkeit" musste ich auch denken...

Ach ja, wir sind alle "Umzingelt" von Gerechtigkeit.

zudem kann man sich bei unzureicheder Beweisführung nie sicher sein, dass der Delinquent auch wirklich schuldig ist. Wenn man ihn nun wegsperrt, kann man das Urteil rückgängig machen. Wenn man ihn killt, macht man es nie mehr gut.

Es gibt einen ziemich guten Film mit Kevin Spacey, weiss leider nicht mehr wie er heisst, da wird dieses Thema genau unter die Lupe genommen.
Vielleicht kennt ihn einer von euch...

Um Verbrechen wirksam zu verhindern, braucht es eine hohe Quote bei der Aufklärung von Verbrechen und ein faires, rasch und konsequent arbeitendes Justizsystem. ABER...

...die meisten Hinrichtungen werden nicht wegen Gewaltverbrechen, sondern aus politischen Gründen vollstreckt. Die Todesstrafe macht es staatlichen Machthabern leicht, sich missliebiger Personen zu entledigen. So gibt es Todesurteile wegen Homosexualität (Nigeria, Saudiarabien), Drogendelikten (Indonesien, Malaysia) oder wegen Diebstahl, Korruption oder Steuervergehen (China).
Dies mögen Befürwörter der Todesstrafe bitte bedenken.

@ navigato,
Yep, "Das Leben des David Gale" -sehenswert, wie ich finde.

@rockandroll

DAS - genau das erklärte ich hier schon mehrfach. Aber die Befürworter dieser Art Bestrafung sind eben schwer umzustimmen. und wer dann SO argumentiert wie Kakadu, der endet zwangsläufig bei solchen Unzumutbarkeiten.

q.e.d.

@aztek

Ich ging sogar in meiner Argumentation noch weiter. in den USA gibt es Todesurteilöe wegen "Armut"! Wer sich dort keinen guten Verteidiger leisten kann ist dort - bei diesem Rechtssystem - nämlich verloren - allen US-TV-Gerichtsserien zum Trotz..

navigato
Den Film kenn ich, da läßt er sich zu Unrecht hinrichten, damit es einen Fall gibt, in dem nachweislich ein Unschuldiger hingerichtet wurde.

"Das Leben des David Gale" ist der Titel.

22aztek,

Und ein weiteres Argument gegen die Todesstrafe:

brauch' ich gar nicht.
Sollen die Befürworter sich mal die gleichen Gedanken machen und versuchen mich zu überzeugen.
Wer, wie wir, für "Menschlichkeit" eintritt, der braucht doch keine Argumente.
Wäre ja noch schöner.

Das ist DAS Argument. :)

jafrael,

ja, diese prähistorische Auge um Auge Mentalität macht mehr Probleme, als sie jemals lösen könnte. Das hat doch die Geschichte schon so oft gezeigt.
Aber aus der Geschichte zu lernen ist heute scheinbar nicht mehr so in.
Flatrate saufen und Schwachsinn brüllen ist für einige viel cooler.

LuciaFackel,

der Film hat mich mitgenommen. :(
Leider kam die Auflösung erst am Ende. Gerne hätte ich gesehen, wie der Gegner (den er damit "überzeugen" wollte) mit dieser Erkenntnis umgegangen ist.
Dafür hätte sich der Film mehr Zeit nehmen können.

Lucia,

genau. Er will zeigen, dass das System bei Weitem nicht so einwandfrei funktioniert, wie es manche gerne hätten. Und schafft es auch. Zwar durch einen Trick, aber immerhin.

@ Jafrael,

Ja, stimmt.Und es ist ja auch so, dass die Todesstrafe unverhältnismässig oft gegen Arme oder Angehörige von Minderheiten angewendet wird. In den USA ist der Anteil der zum Tode verurteilten Afro-AmerikanerInnen überproportional hoch. In Saudiarabien trifft es vor allem GastarbeiterInnen. Staaten befriedigen mit der Todesstrafeoft populistische Rachegelüste – nicht selten mit öffentlichen Schauprozessen und Massenhinrichtungen wie etwa im Iran oder in China.

Und, wie schon gesagt,- die Todesstrafe verhindert keine Verbrechen. Wissenschaftliche Studien haben keinen Beweis für die angeblich abschreckende Wirkung der Todesstrafe erbringen können. In Kanada zum Beispiel ist die Mordrate seit der Abschaffung der Todesstrafe zurückgegangen. In den USA hingegen ist die Mordrate in den Bundesstaaten mit Todesstrafe höher als in jenen, die sie abgeschafft haben.

Andererseits:

niurick schrieb:Wer, wie wir, für "Menschlichkeit" eintritt, der braucht doch keine Argumente.

niurick ;)

"Gerechtigkeit" ist kaum objektiv festlegbar.

Darum ist "maximale Gerechtigkeit" nur dann zu erreichen, wenn alle Maßnahmen zunächst nach der Notwendigkeit abgeklopft werden.

Ein Argument für die Notwendigkeit der Todesstrafe habe ich bisher noch nie vernommen.

jeder noch so kaltblütige mord ist nicht's zu den staaten die die todesstrafe noch aussführen, denn sie planen es schon im voraus weiter. :|

Selbstschutz - also Tötung aus Notwehr ist auch ein Form der Todesstrafe (Du willst mir ans Leder, also werde ich mich bis zur letzten Konsequenz wehren)
Diese wird aber von unserer Gesellschaft als legitim angesehen.

Des weiteren ist die Bekämpfung des Terrorismus auch eine Form der Todesstrafe
und sogar die kriegerische Territorialverteidigung ist nichts weiter als eine Art Todesstrafe.

Eine differenzierte Todesstrafe, welche die Mitglieder der Gesellschaft schützt, wäre somit auch als Notwehr zu betrachten...

Selbstverständlich ist eine Todesstrafe auf Folge eines Indizienurteils - so wie es in einigen Staaten von Amerika praktiziert wird - nichts weiter als willkürlicher Mord!!

Da im Zweifelsfalle immer von einer Unschuld ausgegangen werden muss!!

replay,

Da im Zweifelsfalle immer von einer Unschuld ausgegangen werden muss!!

den möglichen Fall der Unschuld sehe ich persönlich - wie soll ich es ausdrücken? ;) - als Marginalie. Selbst, wenn die "Schuld" vom Täter eingestanden werden sollte - und somit alle Zweifel beseitigt wären -, bin ich gegen die Todesstrafe.

Und zwar deshalb, weil ich nicht von "Fall zu Fall" neu entscheiden möchte; ich verwerfe das PRINZIP in Gänze.