Moin, moin,
Yong schrieb:
Alle Veganer in meinem Bekanntenkreis sind unheimlich aggressive und inzwischen auch sehr unsympathische Menschen
Interessant!
Die Menschen (welche kein Fleisch konsumieren) in meinem Bekanntenkreis, sind weder aggressiv noch unheimlich. Sie essen einfach nur keine Tiere :)
Das wird auch immer so bleiben.
Wenn es nicht um irgendwelche Ernährungstrends oder gesundheitliche Entscheidungen geht sind die Gründe für Vegetarismus und Veganismus eben moralisch begründet und wenn es um Moral geht, dann gibt es immer solche und solche.
Das ist doch bei Themen wie Religion, Todesstrafe und einer ganzen Menge anderer Dinge genau das Gleiche.
Manche treffen eine für sie selbst moralisch richtige Entscheidung und leben dann halt danach, möglicherweise ohne das ihr Umfeld von dieser privaten Entscheidung überhaupt etwas mitbekommt. Andere leben halt ihr leben, geben aber ab und an Denkanstöße bzw bringen sich in Diskussionen ein, das Verständnis wie jemand zu etwas bestimmten überhaupt anders denken kann variiert und während einige nur traurig sind wenn ihnen klar wird, dass sie die Welt nicht retten können fangen andere an aggressiv zu missionieren.
Ich glaube nicht, dass sich das je ändern wird. Damit, dass nicht nur moralische Vorstellungen sich unterscheiden, sondern auch die Vorstellung davon wie groß der Einflussradius der eigenen Moralvorstellungen sein kann/darf müssen wir leben, scheint einfach menschlich zu sein.
Durchfall schrieb am 07.09.2016:also ich bin froh, wenn es billig ist. Ich brauche billiges Geflügel für meinen Ernährungsplan.
Und die leiden gar nicht so viel, weil die industrielle Tötung schnell und effizient ist.
Nuja, zum einen stellt sich mir die Frage wie man es überhaupt in Ordnung finden kann, dass es in der Massentierhalt Leid gibt und zum Anderen stimmt das so eben nicht.
Wenn ein Hobbyhalter bzw jemand der in kleinerem Ausmaß Nutzgeflügel hält nachts bzw in den sehr frühen Morgenstunden in den Stall geht und das Tier (das bis dahin ein gutes Leben hatte) auf den Arm nimmt und raus trägt, DANN ist da wirklich kein Leid, denn der Kopf ist ab bevor das Tier überhaupt gemerkt hat das irgendetwas anders ist als sonst.
In der industriellen Schlachtung gibt es eine Menge Stress und Panik und das über Stunden, es beginnt mit dem Ausstallen (das läuft bei Broilergruppen von 50 000 + Tieren ein _bischen_ anders, wie man sich sicher denken kann, es folgen Transport, Wartezeiten am Schlachthof) da geht außer der eigentlichen Tötung gar nichts schnell und über die Haltung und das Leben dieser Tiere VOR der Ausstallung haben wir da ja noch nicht gesprochen..
Wenn Du wirklich der Ansicht bist dass es ok ist wenn Nutztiere für Deinen Fleischkonsum leiden, DANN ist das eine Einstellung mit der ich wunderbar leben kann.
Denn damit, dass nicht jeder meine Ansichten teilt kann ich bestens leben. Aber daran, dass es gesund ist sich etwas einzureden das einfach mal nicht so ist (meist geschieht das weder aus böser Absicht noch aus Gleichgültigkeit sondern aus Unwissenheit und Wunschdenken heraus) glaube ich einfach nicht und Fakt ist eben, dass man mindestens von billigem Putenfleisch die Finger lassen muss, wenn man es NICHT in Ordnung findet dass dort massives Leid verursacht wird.
Wenn auf der Fleischpackung Fotos von den Füßen und Flügeln der Tiere wären würdest Du besser entscheiden können ob das noch in Deine Ansicht von "akzeptabel" fällt.
@Balthasar70
....dieses Leben, satt im warmen Stall, mit bester medizinischer Betreuung und geschützt vor Feinden?
Du weißt schon über welche Gruppengrößen wir hier reden, oder?
Ja ich kenne das Gesetz das "jedes Tier einmal täglich zu sichten ist" auch, aber das tut man in einer Halle mit tausenden von Tieren wie genau?
Wenn da einzelne Tiere verenden und mitgefressen oder ins Tiefstreu getrampelt werden fällt das bestenfalls beim Reinigen der Halle nach dem Ausstallen auf aber vorher doch nicht.
Wenn der Geflügelwirt in die Halle kommt und hier und dort ein Husten hört, dann kommt halt ggf jemand mitm Abstrichtupfer nimmt Stichproben und dann wird eben übers Trinkwasser behandelt.
Wenn ein verletztes oder totes Tier gesichtet wird wird es halt rausgenommen und entsorgt.
Also wenn Du das als beste medizinische Versorgung ansiehst leite bitte nie ein Krankenhaus.
:)"Oh ist verletzt, ok, Kopf ab und in die Mülltonne."
Und satt sein ist ne gute Sache, wenn man keine Mastpute ist die billig viel Fleisch kriegen ansetzen muss..
gastric schrieb am 08.09.2016:Übersatt. Sie werden täglich mit soviel futter gefüttert, dass ihr magen sich vergrößert und sie so schnell gewicht zulegen, dass die knochen nicht mehr mit dem wachstum hinterherkommen.
Davon wüßte ich nu nichts. Meines Wissens sind sämtliche Nutztierarten eh mehr oder weniger "Daueresser". Meine fedrigen Familienmitglieder werden im Winter wenn sie draußen nix finden auch ad libitum gefüttert und eigentlich sollte es bei Hühnern, Enten und Co auch so sein, dass sie jederzeit ans essen können.
Dass Knochen brechen, kaum eine Mastpute ohne eitrige Fußsohlenentzündungen durch die Mast geht usw hat primär etwas mit Qualzucht und teilweise mit der Zusammensetzung des Futters zu tun (wie gesagt "zuviel Futter zur freiwilligen Aufnahme" gibt es für diese Tierchen nicht).
Und natürlich mit Profitgier..
Es hat schon seine Gründe warum eine Pute in einer Haltungsform in der moralische Menschen die Tiere betreuen müssen ohne zu zerbrechen mit ca 5kg Gewicht geschlachtet werden.
So unterschiedlich sind die Rassen eben leider nicht, dass man in der Wirtschaftgeflügelmast erwarten könnte, dass es gut geht eine Pute auf 10kg und mehr hochzumästen. Die Beine und Füße sind dann schon Schrott und beim Ausstallen schleppen viele Tiere sich auf den Flügelspitzen daher, die zu diesem Zeitpunkt auch meist nimmer doll aussehen.
Wer sowas ok findet der soll halt auch bitte dazu stehen oder den höheren Preis für Putenfleisch zahlen der nun einmal anfällt, wenn die Tiere so gehalten, gemästet und geschlachtet werden, dass Knochenbrüche und eitrige Abszesse nicht normal sind.
Und aus Hühnern Masthybriden zu züchten die in ca einem Monat schlachtreif sind..
Mit 4 Wochen sind normale Hühner noch Küken, die ihre Energie viel mehr fürs Durchfiedern und wachsen brauchen.. da ist an Mast und Schlachtreife gar nicht zu denken..
Das hat dann aber leider nimmer viel mit der Haltung oder Fütterung zu tun. zu tun.
Ich kenne einige Hobbyhalter, die sich mal ein paar Masthybridenküken gekauft haben zur Eigenmast.
Die wachsen dann wie andere Hobbyhühner heran, flitzen durch den Garten und fressen was sie finden...
Aber das "WACHSE, NIMM AN GEWICHT ZU" ist fest in ihrer Genetik verankert.
Nicht wenige dieser Halter hatten sich längst gegen die Schlachtung entschieden, weil diese Tiere vom Verhalten her schon ihren Eindruck hinterlassen..
Die Zucht von Leistungshybriden ist hohe Wissenschaft, jahrelange Forschung und kostet extrem viel Geld. Irgendwie muss man ja aus einem Gencode der erwachsen werden möchte einen erschaffen der als Küken als Brathähnchen verkauft werden kann.
Die Selektion auf Tiere, die dem Menschen besonders zugetan, anhänglich und leicht zu handhaben sind läuft da eher nebenbei und hilft einfach mal, wenn man mit tausenden von Tieren in einer Halle klar kommen, Tupferproben nehmen und am Ende der Mast dann soviele wie möglich lebend verpacken will.
Für Hobbyhalter endet das dann oft traurig, denn nicht selten müssen diese Tiere geschlachtet werden, weil sie trotz Bewegung, aktivem Hühnerleben und kalorienärmerer Nahrung mehr Gewicht ansetzen als ihre Knochen tragen können.
Unter Hobbybedingungen zwar nicht nach einem Monat, aber ich kenne nur wenige Fälle in denen das länger als 6-8 Monate gut ging (mein ältester Hahn starb mit 13 Jahren, nur als Vergleich)
@Balthasar70
....es geht hier allerdings um Vegetarismus und Veganismus, also die Ideologie des totalen Verzichts auf Fleisch unabhängig von den Haltungsbedingungen.
Ok, das versteh ich nu ehrlich gesagt nicht so ganz..
Es geht hier doch um Gründe für bzw gegen Vegetarismus bzw um die unterschiedlichen Ausprägungen des Vegetarismus bis hin zu dem Kunstwort "Veganismus"
Und wenn jemand seine Nahrung ohne tierische Erzeugnisse zusammenstellt, dann hat derjenige dafür doch Gründe und neben gesundheitlichen Intentionen, dem Folgen irgendwelcher Ernährungstrends, religiösen Gründen usw gibt es eben nicht nur die Leute die "einfach keine tierischen Produkte essen wollen", sondern bei nicht wenigen sind die Haltungsbedingungen eben genau der Punkt an dem die Entscheidung gar nicht mehr soviel damit zu tun hat ob man es in Ordnung findet Tiere zu töten.
Mein Mann, ich und viele unserer Freunde sind in erster Linie deswegen zu Veganern geworden, weil es die Haltungsbedingungen sind die gar nicht gehen und die Beschaffung von Tierprodukten ohne diesen Wahnsinn ist oft aufwendig und teuer sodass viele dazu kommen irgendwann auch privat Vegan zu leben, unterwegs ist das eigentlich ab dem Zeitpunkt ab dem man diesen ganzen industriellen Wahnsinn ablehnt eh notwendig, weil Bäcker, Imbissbuden und Co ihre Tierprodukte ja eher nicht auf kleinen Bauernhöfen einkaufen.
@Balthasar70
....diese Gründe sind allerdings hinfällig da selbst bei allerbester Haltung kein Veggi plötzlich wieder anfangen würde Fleisch zu essen. Es gäbe ja dann auch überhaupt keinen Grund für sie z.B. Auf Wild zu verzichten.
Sorry, aber DAS ist ganz einfach falsch. Wenn Du mir nicht glaubst kannst Du gern mal ins Hühnerforum schauen.
Da kommt es nämlich sehr oft GENAU zu diesem Punkt und das ist auch in Ordnung so.
Häufigster Gang der Dinge:
Die Leute lebten in der Stadt und ernährten sich vegan, weil sich die Frage nach dem "Ist Töten überhaupt ok." nicht stellte, weil sie um den industriellen Massentierwahnsinn eh nicht herumkamen.
Dann ziehen sie aufs Land und die Anschaffung von ein paar Hühnern für "eigene Eier" ist oft recht schnell gefallen, es sind genügsame Tiere die nett zu beobachten sind.
Irgendwann kommt dann für jeden Hühnerhalter der Punkt an dem er entscheiden muss ob er seine gluckige Henne brüten lässt oder nicht.
Und je nachdem wie die Gruppe zusammengesetzt ist und wie man lebt bedeutet der Wunsch selbst einmal zu sehen wie Küken heranwachsen fast unweigerlich, dass man die Hähne schlachten bzw zur Schlachtung abgeben muss, denn nicht bei jeder Rasse vertragen sich die Hähne, nicht jede Gruppe ist gross genug für mehr als einen Hahn und "ein gutes Zuhause für die Hähne finden" sind seltene Glücksfälle, nichts auf das man zählen kann.
Und während manche durch das Zusammenleben mit Hühnern in ihrer Ansicht, dass man ein Leben nicht dafür nehmen darf bestärkt werden gibt es sehr wohl auch gar nicht so wenige die vorher strikt vegan, bzw durch die eigenen Eier vegetarisch lebten denken sich dann "Warum nicht" und lernen entweder das Schlachten oder finden jemanden der Ihnen dabei zur Hand geht.
Keiner von denen rennt danach wieder zu Imbissbuden usw aber die paar Hähne, die zu gegebener Zeit nach Sibirien ziehen (ein freundliches Wort für die Kühltruhe) werden mit Genuss und ohne schlechtes Gewissen zubereitet und gegessen (nur bei der Schlachtung fließen meistens Tränen und Schnaps) und daran ist meiner Meinung nach auch nichts schräg.
schönen Tag noch und zwar Euch allen.