@Rezi Ich denke, was hier die Diskussion so unerfreulich macht ist, dass manche religiösen Menschen das ganze Leben nur im Zusammenhang und durch die "Brille" ihrer Religion sehen können.
Das hier ist aber ein säkularer Staat mit Religionsfreiheit. Das heisst, dass auch wenn ich mich als Christ empfinde, ich meine Maßstäbe nicht anderen aufzwingen kann. Und ich muss obendrein tolerant sein, was die Grundrechte angeht.
Du kannst sagen, dass Homosexualität für Dich nichts ist, aber Du solltest Homosexuelle nicht damit abwerten, dass Du sie als abscheulich bezeichnest. Und sollte eines Deiner Kinder homosexuell sein, solltest Du es dennoch lieben, oder wenigstens respektieren - sonst kommt es noch auf die Idee, dass andereReligionen toleranter sind, oder es sich auch ohne Religion leben lässt.
Ablehnung und Beleidigung gehen weit über "ich unterstütze sie nicht" hinaus und würden sowieso niemanden dazu bringen, nicht mehr schwul zu sein. Oder Dich und Deine Religion zu respektieren.
Oft genug ging es nun darum, dass es sowieso um ein weltliches Recht geht. Da mussten auch die christlichen Kirchen schon ein paar Kröten schlucken: Religionsfreihet, Scheidungsrecht, Abtreibungsrecht ... es gibt Bereiche, die man in einem Staat mit verschiedenen Religionen nicht mit Religion beantworten kann. Deshalb die Säkularisierung und staatlich verordnete Toleranz.
Die ist einer der Gründe dafür, dass Deutschland auch für religiös Verfolgte eine Zuflucht ist.
Im Übrigen finde ich, das menschliche Zusammenleben sollte es einem verbieten, so repektlos von Mitmenschen zu sprechen. Jemand hat andere Neigungen als ich? Macht ihn das denn zu einem schlechten Menschen, habe ich dadurch Probleme? Nein? Dann sollte ich auch nicht über ihn richten.
Ein Sünder ist jemand nur in seiner eigenen Religion, die er sich selbst ausgesucht hat. Mir steht es nicht zu, irgendwem das Wertesystem meiner Religion aufzuzwingen.
Ich kann für mich ablehnen, dass Mormonen den Sex vor der Ehe ablehnen, aber ich sollte eine Mormonin deshalb nicht als bekloppt bezeichnen. Für sie erscheinen einige meiner Vorstellungen sicher ebenso bekloppt oder gar sündig, und ich fände es nett, wenn sie wie ich ihre Vorstellungen nur auf sich selbst anwendet und mich nicht als Sünderin bezeichnet.
Wir können einander nur an den Maßstäben unseres Grundgesetzes und der grundsätzlichen Moralvorstellungen messen.
Sprichst Du abfällig von Menschen, die sich nichts zuschulden kommen lassen als andere Neigungen zu leben als Du, dann darfst Du Dich nicht wundern, wenn das mit Abfälligkeit Dir gegenüber beantwortet wird.
Völlig egal, welcher Religion Du angehörst, oder ob Du überhaupt religiös bist. Wer sich respektlos verhält, kann keinen Respekt erwarten. Oder kurz: "Was Du nicht willst dass man Dir tu´, das füg´ auch keinem andern zu".