Wege aus der Depression
24.08.2017 um 17:57
Ich war jahrelang schwer depressiv, bipolare Störung, inklusive größenwahn etc. pp. Bereits 3 Jahre bevor es mir besser ging, habe ich jegliche Therapie abgebrochen. Seitdem bin und bleibe ich therapiefrei!
Warum?
Was hat mir geholfen?
In erster Instanz habe ich mir "einfach" klar gemacht, dass ich die einzige Person bin, die mir helfen kann. Das hat ca. 7 Monate in anspruch genommen. Zu der Zeit habe ich viel Musik von "CR7Z" konsumiert. (Meine Lieblingszeile: 30 Tage mal sechs und das Biest ist entfesselt, vorher war es in mir, nun hab ich es hier an der Kette".) Ich kann jeden Track nahezu perfekt auswendig. Mittlerweile sind neue inspirationsquellen dazu gekommen wie z.B. "Eckhart Tolle". Sein Ego im Griff zu haben ist eine gute Sache.
Von drogenabhängig (Cannabis, Speed, Antidepressiva) mit völlig verdreckter Wohnung, Schulden, selbstverletztendem Verhalten, Suizidgedanken und z.B. der wortwörtlichen aussage meinerseits: "mit der kassiererin bei edeka rede ich mehr als mit sonst wem" (1 x am Tag zu edeka, der einzige Kontakt zu menschen den ich hatte, abgesehen vom Drogenkauf) zu:
- halbwegs clean (kein Speed, keine Antidepressive (bei Antidepressiva: kalter Entzug ohne ärztliche Begleitung, ohne ausschleichen. Ich habs einfach abgesetzt zu einer Zeit wo es ohne starke überdosierung (statt 80mg -> über 300mg) nicht mehr gewirkt hat)
- Ausbildungsplatz gefunden, bisher läuft es sehr gut, Auto gekauft
- Wohnung behalten, sauber, ordentlich (meistens, außer wenns wirklich stressig ist)
- Schulden komplett abbezahlt
- Soziale Kontakte, Freunde, Familie - Verhältnis: Größtenteils gut, ausnahmen bestätigen die Regeln aber das trifft wohl auf jeden zu.
- Ich liebe es raus zu gehen, unterwegs zu sein, ich hasse es mittlerweile mich einzuschließen
- Ich habe Ziele
- Ich habe Träume
- Ich finde Glück in mir selbst
- Ich schreibe Raps (Sehr gutes Ventil für negative Gedanken oder in Situationen wo ich mich nich in den Griff kriege -> seine Gedanken als Rap aufschreiben und "diese Gedanken" bzw. sich selbst dissen um auf dem Boden zu bleiben). Ein Beispiel im bezug auf Größenwahn, wenn ich mir zwanghaft denken muss ich BIN King, der beste, habe bald paar Mios aufm Konto: "Du denkst du bist der größte, der krasseste, komm klar, 2015 warst du dich noch heulend am aufschlitzen, flieg nich zu hoch denn umso tiefer wirst du fallen, das letzte mal hast du den aufprall schon kaum überstanden. Geh zu Fuß, lass es langsam angehen, dann kann dir auch niemand die Flügel verdreh'n." - Lässt sich auf ALLES anwenden. Andere malen schöne Bilder, wiederrum andere gehen zum Sport. Ich schreibe meine Verse, für mich. Das hilft wirklich.
und das wie gesagt ohne ärztliche/therapeutische Begleitung, 2015 kam der "Sinneswandel".
Und das nur weil mir klar wurde, dass nur ich mir helfen kann. Dass diese schlimmen Gedanken die ich ständig habe auch nur dann schlimm sind, wenn ich darauf einsteige. Stattdessen "höre" ich meinen Gedanken zu.. denn im Grunde hat man Gedanken einfach, außer man sitzt voll konzentriert vor seiner arbeit, dann sind sie bewusst auf ein Thema gelenkt. Aber die Frage ist, wer achtet denn darauf, ob seine Gedanken gut oder schlecht sind? Ob sie positive auswirkungen haben oder eher negative? Nur ich selber. Wenn ich merke huch, da denke ich aber auf eine eifersüchtige, neidische Art und Weise, dann schiebe ich diesen Gedanken nicht beiseite, ich ersetze ihn durch reinere Gedanken, die meistens objektiv gehalten sind. Irgendwann gewöhnt man auch sein eigenes denken um. Zumindest ich. Denken ist wunderbar! Nur wird es ab einer bestimmten Menge eher eine Teufelsspirale als ein weg gerade aus... (Erinner mich da wage an eine Zeile von Genetikk, krieg sie grad leider nicht zsm).
Jedenfalls versuche ich viel mehr zu sein, mich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren, in diesem Moment auf das klickern der Tastatur, die Geräusche der Kollegin und den Wind der durchs offene Fenster hereinweht, all das hält mich davon ab mich auf meine "negativen Gedanken" wie z.B. "du bist ein schlechter Mensch", "du hast nichts verdient", "bring dich doch einfach um dann ist es vorbei", "ich will wochenende", "wann ist der Tag vorbei, wann kann ich mich ins Bett legen" einzulassen, die ich wirklich tagtäglich habe. Das macht aber nichts, denn ich denke bewusst. Und nicht unbewusst. Demnach sortiere ich einfach das aus, was mir nicht gut tut und ganz ehrlich, wer weiß es denn besser als ich? Wenn ich schlecht über Freunde denke, über meine Familie, ich bekomme es mit. Ich bekomme es zu aller erst mit wenn ich mich belüge. Im gegenzug bekomme ich es aber auch mit wenn mich meine hochstimmung packt, meine motivation explodiert und ich am liebsten alles auf einmal erledigen möchte. Auch diese Gedanken muss ich "aussortieren" um mich innerlich im Frieden zu halten. Um innerlich die Ruhe zu bewahren. Denn: Trage ich den frieden in mir, kann er mir auch nur von mir genommen werden...
Vielleicht mag das wirr klingen, Kommunikation ist leider nicht meine Stärke, zumal jeder das ganze aus einem anderen Blickwinkel betrachtet und demnach auch etwas anderes denkt während es gelesen wird.
Fakt ist jedoch, dass ich die selbstreflektionsgabe eines 70 Jahre alten Menschens besitze, mit 23 (laut mehrere Psychologen). Heute sage ich zu anderen die mich fragen "wie zur hölle hast du das alleine geschafft" immer wieder: Ich habe mir bei den therapeuten abgeschaut, was sie machen. Vereine es mit meinen "Fähigkeiten" und therapier mich selber. Das geht allerdings glaube ich auch nur wenn man sich wirklich ständig zuhört und seinen Standpunkt aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet. Am besten aus den perspektiven nahestehender Personen (Was würde meine Mutter dazu sagen, meine Schwester, Freund A B und C, Teamleiter auf der Arbeit oder letztlich mein Schwarm?). Das wiederrum kann einem einen richtig krassen Motivationsschub geben um etwas bestimmtes nicht zu tun, weil man weiß, würde Person X jetzt hier stehen und mitbekommen dass du dich nicht im Griff hast, was würde sie tun oder sagen, wie enttäuscht wäre sie....
Bevor ich da aber noch weiter aushole:
- Sich selbst lieben (Auch sein Zuhause, seine Mitmenschen, alles was "ich" ist! Alles womit man sein Ich identifiziert, muss man lieben und behandelt es dann auch dementsprechend. "Wer eine Blume liebt, pflückt sie nicht, sondern gießt sie jeden Tag". Kümmer dich jeden Tag ein Stück mehr um dich selber und du wirst wachsen.
- Ziele setzen, kleine Ziele. Aber davon ganz viele! Und ein paar große. So schnell wie man 100 Ziele auf seiner Liste abgehakt hat kann man gar nicht gucken, 100 Zeilen auf dieser Liste zu lesen dauert aber schon seine Zeit und dann merkt man, krass, guck mal was ich alles aus eigener Kraft kann... Und selbst wenn da 5 x drin steht "Badezimmer putzen", "Küche aufräumen", "zur Arbeit gehen und 8 Stunden durchziehen und nicht vorher abhauen", "heute abend bei Freunden sein", "heute Abend nicht weinen sondern lachen" - solange ein Haken dahinter ist und das Ziel schnellstmöglich greifbar ist, ist alles gut. Und wenn man ein Ziel mal nicht erreicht zählt: "2 Schritte vor, einer zurück - alles im grünen Bereich, weiter so". Das motiviert ganz schön sich zu bewegen.. in etwa wie die Hupe von einem Zug wenn man auf den Gleisen steht ;)
- Nicht aufgeben, egal wie düster es aussieht. Egal was um dich herum passiert, Ruhe bewahren, bewusst nachdenken, bewusst handeln.
- Sich von außen betrachten, sachen die einem nicht gefallen urteilsfrei definieren und beseitigen. Hier viel Zeit lassen, sich zu ändern braucht viel Zeit. Viele denken wow in 2 Wochen habe ich mich dann gedreht, jetzt klappts ja schon ganz gut, mach 2 Jahre draus. Dann weißt du was ich mit "viel Zeit" meine.
- Sei immer du selbst, entfalte deine Persönlichkeit, ändere dich für niemanden, wenn nur für dich selbst, sondern finde diejenigen die dich mögen wie du bist.
- Suche nicht. Nach etwas zu suchem bringt nichts. Alles was wir Menschen brauchen tragen wir in uns. Glück, Freude. Du musst es nur in dir finden statt außerhalb danach zu suchen.
- Schaue dir öfter die Natur an, genieße die Sonnenstrahlen, dusche im Regen und genieße den Frost des Winters, man kann so schön tief ein -und ausatmen und fühlt sich durch die kalte Luft wie geflutet. In jedem Moment steckt dein Glück.
- Es gibt soooooooo viele tolle, wunderbare Dinge, schöne Sachen, herzliche Momente. Behalte diese Sachen in Erinnerung, nicht irgendetwas schlimmes, dann dreht man sich auch gerne um. Wenn scheiße passiert, ist das so, ist aber bei jedem so. Da muss man durch, aber deswegen ist das Leben doch nicht irgendwie weniger wert? Schaue nur nach vorne auf die schönen Dinge die kommen. Und wenn du nach hinten schaust, schaue niemals auf die schlimmen Ereignisse, lass dich von den schönen Sachen die du erlebt hast beflügeln wie der erste Zoo besuch, das erste mal verliebtsein (ohne deren etwaigen folgen (liebeskummer etc.), das erste mal ein bestimmtes Lied gehört zu haben. Es sind die kleinen Dinge. Scheiß auf Geld, Autos, Klamotten. Das ist nur bedingt wichtig (um bestimmte Ziele zu erreichen, arbeiten gehen, essen kaufen). Was zählt ist, dass du in 80 Jahren sagen kannst: Ich bin mir ein Freund gewesen! Was zählt, dass du in 80 Jahren sagen kannst: Wow, schön dass ich soviel lachen in diese Welt gebracht habe, scheiß auf die Karre vor meiner Garage, das lächeln meiner Kinder, meiner Freunde über all die Zeit hinweg... Das macht mich jetzt glücklich. Deshalb kann ich in Frieden gehen (wohin auch immer).
Viele Grüße,
Inherits