"Denn übers Geld redet man nicht"...

Hallo liebe Community,

Ich würde gerne eine Diskussion über das Thema Geld und Geheimhaltung innerhalb der Familie zum Rollen bringen. Ich bin in der Unter/-Mittelschicht aufgewachsen und habe eigentlich seit ich mich erinnern kann immer auf Wunsch beantwortet bekommen wieviel meine Eltern verdienen. Mein Vater hatte nie etwas dagegen gehabt und würde mir auch heute problemlos seinen Gehaltszettel zeigen.
In den letzten Jahren habe ich allerdings Menschen kennengelernt für die Geld in der Familie ein Tabu ist. Diese Söhne/Töchter haben und wissen noch heute nicht wie viel ihre Eltern verdienen. Für mich war das anfangs irritierend und völlig neu. Mittlerweile sind mir einige Gründe eingefallen, beispielweise wäre es bedenklich dem 7 Jährigen Thomas zu sagen man verdiene 5.000€ netto (dieser könnte es ja unwissentlich weitererzählen und man wüsste nicht bis wohin diese Information wandert).
Doch die Personen die ich kennen gelernt habe sind ausgewachsene Jugendliche (20+) also schon Männer und Frauen.

Wie steht ihr dazu? Ist es ein Toleranz-, gar ein Vertrauensproblem, oder stecken feste Prinzipien dahinter? Würdet ihr euren Kindern offen erzählen was ihr verdient, oder geheim halten, wenn ja warum?

lg,
Rivers

@Rivers
Auch ich bin in der Mittelschicht aufgewachsen und in unserer Familie war es nie ein Tabu uebers Geld zu reden. Ich wusste schon sehr frueh das Gehalt meiner Eltern und auch sie wissen, wie viel ich verdiene. Die Eltern, die ihren Kindern nicht sagen, wie viel im Monat so reinkommt wollen vl. Verhindern, dass die Kinder sich in der Schule damit prahlen.

Das habe ich mir auch gedacht, nur sind die Menschen die ich kennen gelernt habe wie gesagt keine Schüler mehr sondern reife Personen, die sehr wohl wissen wie man mit Geld umgeht.

@Rivers
Vielleicht haben sie die Eltern nie danach gefragt. Oder sie haben so viel Geld, dass Geld so nebensaechlich ist, dass es nicht mal besprochen wird. Ist bei einem meiner Freunde so.

Also meine Eltern haben mir das auch schon gesagt als ich jünger war...und ich hab es glaub ich sogar einer freundin weitererzählt :/ aber da war ich noch sehr klein :D

Ich findes eigentlich okay darüber zu reden und dass die Kinder es auch wissen sollten, es ist ja schließlich die eigene Familie.

Dazu fällt mir ein, auch aus Erfahrungen im Bekanntenkreis:
Könnte es sein, dass diese Eltern eben NICHT die besagten 5000 ? im Monat verdienen, sondern ganz im Gegenteil nur sehr viel weniger, als ihr Lebensstil den Eindruck erwecken soll?
Dass sämtliche Besitztümer deshalb auf Pump gekauft sind und die Familie hoch verschuldet ist?

Mir sind zwei solche Fälle bekannt - und in beiden wussten die Kinder sehr, sehr lange nicht, was da wirklich abgeht. In einem Fall wurde das tragische Ausmaß sogar erst nach dem Tod des Vaters klar.

ich weiß es bis heute nicht wieviel meine eltern verdienen, ka wieso, aber am prahlen kann es nich liegen, da das nie ein thema war, wenn ich dichthalten soll, halt ich dicht, das gehört sich so, denn es bringt nix als probleme mit sich alles in die welt hinauszuposaunen, ohne vorzusortieren ^^

is mir im übrigen bei meinem bafög-Antrag sehr hinderlich gewesen -.-

@Rivers

Rivers schrieb:Ist es ein Toleranz-, gar ein Vertrauensproblem, oder stecken feste Prinzipien dahinter?

Alles Monetäre ist die Geschäfts- bzw. die Berufswelt betreffend. Die Entscheidung, nicht innerhalb der Familie darüber zu sprechen, ist der Vorsatz, dass das Geldthema vom Privaten getrennt werden/ bleiben soll.
Familiäre Bindungen und Geld passen ja nicht unbedingt zusammen.

Bin selber auch in der Mittelschicht aufgewachsen. Meine Eltern haben schon früh mit mir über das was sie verdienen und was an Schulden da ist gesprochen.
Ich war daher genauso erstaunt als manche nicht wussten was sie so im Monat haben...

Na ja,ich erzähle eigentlich niemandem,ausser meinem mädel,wie viel oder wie wenig kohle kommt.
warum sollte es auch jemanden anderen wichtig sein zu wissen,wie viel man bekommt?
was man nicht weiß,macht einen nicht heiß,soll heißen,das solche infos eher zu unfrieden beitragen können.

@Bettman

Bettman schrieb:Meine Eltern haben schon früh mit mir über das was sie verdienen und was an Schulden da ist gesprochen.

Aber wo ist die Grenze zwischen Information und Belastung?

@niurick
Was meinst du denn mit Belastung?

@niurick
Ich wollte das damals wissen. In der Firma meines Vaters gab es damals Probleme und er musste Leute entlassen. Da meine Eltern da viel geredet haben, musste ich manchmal zwangsläufig zuhören und habe iwann gefragt

@Rivers
jaja in der Schweiz wird nicht über Geld geredet..dieser Satz. Ich habe damit keine Probleme. Wenn mich jemand fragt, wieviel ich verdiene, gebe ich Antwort. Kenne das bei anderen auch so, mein Freund weiss das ebenfalls, er sieht ja auch Rechnungen etc. da er besser im buchhalten ist als ich. Würde meinen Kindern auch erzählen wieviel ich verdiene. Ist ja kein Geheimnis finde ich, aber es gibt wohl manche die sich dann besser fühlen wenn sie nichts sagen.

Die Gründe für das nach dem Gehalt fragen sind vielfältig..in meiner Klasse wollen andere Vergleichen ob sie mehr/weniger verdienen bei gleichen Stellenprozenten, im Betrieb bei mir dasselbe, oder man orientiert sich halt, privat oft Neugier da ich in einem zweig arbeite, der nicht bekannt ist durchs reich werden.. und da hab ich echt keine Probleme.

@Rivers


ich weiß was meine eltern verdienen. sie wissen im übrigen auch was ich verdiene.
aber ich muss ganz ehrlich sagen, wenn mich jemand fragt was ich verdiene sage ich es gewiss nicht.
ich bin der meinung das "fremde" leute nicht unbedingt über mein gehalt bescheid wissen sollten.
es geht sie schlicht und ergreifend nichts an.

Bei uns war es auch nie ein Tabu, ich weiß was die Eltern verdienen, sie wissen was ich verdiene.
Ich denke diese dubiosen Geschäftemacher haben hingegen allen Grund dazu, nicht darüber zu reden. ;)

@meteora

meteora schrieb:Was meinst du denn mit Belastung?

Ich halte es nicht für richtig, Kinder über den Stand der Schulden zu informieren. Damit geht das Unbeschwerte am Kind-Sein verloren. Die volle Härte der Realität erleben sie früh genug. Da lasse ich ihnen lieber ein wenig behütete Illusion.

@niurick a
Ach so, das maeinst du. Ich habe von meinen Eltern nur erfahren, wie viel sie verdienen und nichts voon den Kreiten.

@Dobie
Nein die Geschichte mit den 5000? war nur frei erfunden. Ich wollte nur erklären warum ich vll einem kleinen Kind nichts davon erzählen würde. (sofern es eine bedenkliche Summe ist). Soweit ich es einschätzen kann leben die Bekannten von mir sehr wohlhabend.

@Full_of_Rage
Natürlich würde ich einem Fremden nicht erzählen wie viel ich verdiene, zumindest würde ich es für klüger halten. Das ist allerdings nicht der Knackpunkt meiner Thematik.
Die bereits genannten Bekannten von mir haben mit 20+ Jahren keinen Einblick in das finanzielle Gut der Eltern. Das haben sie mir ehrlich gesagt, wieso sollten sie mich anlügen? Sie könnten gleich zum Punkt kommen und sagen ich dürfts nicht wissen.

Ich kenne das so: "entweder hat mal Geld, oder man spricht nicht drüber"...aber der enthaltene Scherz war mir schon als Kind nicht klar, das hat sich nicht geändert.