@Saturius Nun, ich denke mal, vorschreiben ist nicht. Das Recht, auf seine ganz persönliche Art mit dem Tod eines (nahestehenden, gerne gemochten, geliebten, verehrten, geschätzten - wasauchimmer) Menschen umzugehen, hat jeder.
Es ist nicht Usus zu weinen. Es kann geweint werden, es muss nicht geweint werden. Ich persönlich habe weder beim Tod meiner Mutter, noch beim Tod meiner Großmutter geweint und beim Tod meines Vaters nicht sehr viel.
Manche weinen leichter. Ich kenne eine, die kann das auf Knopfdruck (im übertragenen Sinn gemeint). Ich habe nicht "nahe am Wasser gebaut", so bin ich eben.
Du
@Saturius hast das sehr gut beschrieben. Es ist Usus, dass..., ! Es ist Usus, weil sich das irgendjemand einmal so eingebildet hat und jetzt müssen das alle auf immer so machen - das funktioniert so nicht mehr. Die Menschen sind individueller geworden, selbstbewusster, kritischer. Was es auch ist, so unterschiedlich wie man lebt, so unterschiedlich wird mit dem Tod umgegangen. Es gibt nur mehr (zum Glück) wenige Menschen, die das Schema F noch immer so durchziehen, wie sie es gewöhnt sind bzw es ihnen anerzogen wurde.
Ich kenne Leute, die so wie von dir beschrieben, auf keine Beerdigung gehen. Ich kenne Leute, die bei Trauerfeiern keine Träne vergießen, obwohl sie den verstorbenen Menschen gemocht haben.
Der "Leichen"schmaus ist auch so ein Thema. ICH mag es nicht, andere wollen es - vollkommen in Ordnung.
Am 20. Todestag meines Vaters haben wir nahen Angehörigen (Ehefrau, die Kinder, Schwieger- und Enkelkinder; wobei er weder seine Schwieger- noch seine Enkelkinder zu Lebzeiten kennengelernt hat) uns an seinem Grab getroffen, Blumen niedergelegt, ein wenig an ihn gedacht und sind dann nett miteinander essen gegangen. Das war unser "Leichen"schmaus - eben 20 Jahre später, aber von uns gewollt und jedem genehm. Bei der Beerdigung meiner Mutter haben wir darauf verzichtet. Wir werden jedoch am 18. September, das ist der 50. Hochzeitstag meiner Eltern, eine kleine Feier in der Kirche zu Ehren der beiden und dieses wichtigen Tages abhalten. Das finden wir angemessen und es hätte wohl beiden ganz gut gefallen (hoffe ich jedenfalls).
Zusammenfassung: Vorschriften, wie man zu trauern hat, gibt es - seitens der Gesellschaft, aus der Erziehung, ausgerichtet an dem, was "die anderen von einem erwarten" und was "die anderen von einem denken". Sich von solchen Vorschriften zu lösen und "sein Ding" durchzuziehen, verlangt einiges von einem ab. Immerhin stellt man sich "gegen die Meinung der anderen" und das führt naturgemäß dazu, dass man scheel angeschaut wird, und dass "hinter dem Rücken geredet wird".
Eigene Entscheidungen zu treffen, kann zu Unterstellungen verschiedenster Art führen, wie zB "die richten keinen Leichenschmaus aus, na, die werden halt nicht so viel Geld haben." oder "Die hat auf der Beerdigung ihrer/ihres ... keine Träne vergossen, na, die hat ihn halt nicht geliebt."
Das alles muss einem Wurscht sein und man muss standhaft bleiben. Von wahrer Zuneigung für einen verstorbenen lieben Menschen zeugt für mich eher, davor Respekt zu haben, was dem Menschen gefiel und was er mochte und dies so gut wie möglich auf seinem letzten Weg zu beherzigen und umzusetzen (ergo, wollte einer bei seiner Beerdigung keinen Pomp, dann kriegt er auch keinen). Und wenn der Verstorbene ein Post mortem-Foto von sich angefertigt haben möchte, dann wird das erledigt und Schluß.
Was "die anderen", und das beginnt bei mir schon bei der Verwandtschaft, von mir denken, ist mir herzlich egal. Wenn ich nicht weinen möchte, weine ich nicht, egal, ob sich jemand daran stößt oder nicht. Das verstehe ich unter Respekt vor mir.