@Alarmi Guten Morgen,
doch, doch, die gab es in den Siebzigern, Anfang der Achtziger schon. Da wurden die verstorbenen noch daheim im Haus aufgebahrt und dann kamen alle zusammen, meistens alte Frauen, und da wurde bei Schnaps und Kerzenlicht Nächte lang für die Seele des Toten gebetet und geklagt (du kennst bestimmt den Begriff Klageweiber).
Die Aufbahrung im Eigenheim wurde dann aus hygienischen Gründen untersagt und man musste die verstorbenen in der dörflichen Leichenhalle aufbahren, die mittlerweile gebaut wurde. Da war es mit der nächtlichen Totenwache auch Essig, weil geschlossen. Tagsüber keine Zeit, also war der Brauch passé.
Mit dem Bau der Leichenhalle fiel auch der Zug mit dem Sarg durchs Dorf flach. Am Beerdigungstag wurde der Sarg in die Dorfkirche gebracht, dort fand der Gottesdienst statt und anschließend ging es zum Grab.
Woran ich mich erinnere: Als der Bruder meiner Oma starb, wurde die Bestattungszeremonie fotografiert. Also leidende und weinende Menschen rund um ein frisch ausgeschaufeltes Grab. Und an ein Foto vom Grab geschmückt kann ich mich auch erinnern.
Meine Oma starb bei meiner Mutter in Wien. Da kam die Bestattung, holte ihre Leiche und ab mit ihr in die Prosektur. Dort lag sie bis zur Überführung in das Dorf.
Vielleicht interessiert es dich: Im Moment schwelt ein Streit in Wien, etwas makaber, aber nicht unberechtigt. Weil ihr Ehemann nach seinem Tod in die Prosektur überführt wurde und sie sich nicht im privaten Rahmen von ihm verabschieden konnte, kämpft dessen Ehefrau für eine Änderung des Wiener Bestattungsgesetzes. Sie fand die Atmosphäre in der Prosektur (kahl, kühl, Wände mit Schimmel überzogen, schmutzig) widerlich und unpersönlich. Ihren Mann an einem Ort ihrer Wahl im Kreise seiner Lieben zu verabschieden, wurde ihr unter Hinweis auf das Wr. Bestattungsgesetz untersagt.