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Postmortem Fotografie

7.429 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Trauer, Memento Mori, Bilder Von Toten ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Postmortem Fotografie

01.10.2013 um 11:42
@Brunnennöck

Auch für mich war das neu! Ich bin schwer begeistert, obwohl das ein ziemlich unpassender Ausdruck ist.


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Postmortem Fotografie

01.10.2013 um 13:01
Och... :) ich weiß, man denkt immer, wie man es formuliert- aber ich verstehe dich gut und weiß, was du meinst :)

Ich habe es irgendwo schon mal erzählt; als Kind besaß ich ein Post-Mortem-Bild von einer kleinen Schülerin meiner Mutter, das ich im Keller gefunden hatte; ihr Grab war schräg gegenüber von 'unserem' und ich besuchte es jedesmal, wenn wir auf dem Friedhof waren.
Ich durfte es nicht mit hochnehmen und liebte das Kind wie eine Spielgefährtin. Sie hieß Helga, hatte einen 'Dutt, wie es um 1950 ja beliebt war, obwohl sie ihn im Leben nie getragen hat. Und gerade diese Erläuterungen meiner Mutter ('das hat die Totenfrau gekämmt, ihr tat Helga so leid') haben sie mir so lebendig werden lassen. Die Kleine war im heißen Sommer 1949 ertrunken, weil eine Mittelohrentzündung, die sie als Kleinkind beinahe umgebracht hätte, ihr zum Verhängnis wurde. Zwei Monate später wäre sie zehn Jahre alt geworden.
Und meine Mutter hat das Bild irgendwann weggeworfen, weil ihr meine Faszination unlieb war. Später tat es ihr selbst leid. Ich würde sonstwas geben, das Bild wiederzuhaben! Es war wunderschön und strahlte so einen Frieden aus. Ich konnte nicht glauben, dass das arme Ding so um sein Leben gekämpft hatte, wenn man das Gesichtchen so ansah.


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Postmortem Fotografie

01.10.2013 um 13:16
@Brunnennöck

Wow - ziemlich heftig. Dh du hast das Mädchen nicht gekannt, sondern nur vom Foto?

Deine Mama war sicher verunsichert wieso dich dieses Bild fasziniert, wär ich vielleicht auch. Andererseits faszinieren mich diese Bilder selbst. Ich hab nur ne Sperre wenn ein Junge aufm BIld ist, ich habe einen Sohn, und dann fängt das Kopfkino an.

Die Stimmung auf dem Friedhof war allgemein "anders" als bei uns. Ich kann es nicht beschreiben, als ob die Zeit stehen geblieben wäre. Die Urnengräber haben zum Großteil eine Glasscheibe, die Urne dahinter kann man sehen, samt dem Foto und zB dem Blumenschmuck. Es war so, als ob es mich magisch angezogen hätte. Ein Urnengrab war offen, wenn ich ehrlich bin, hätte ich die Urne gerne rausgenommen und sie mir angesehen....naja.


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Postmortem Fotografie

01.10.2013 um 13:46
Hmm...ich bin gerad hier auf diesen Beitrag durch Zufall gestoßen und habe auch jetzt nicht alle Seiten hier durch gelesen...mir aber ein paar der hier verlinkten Fotos angesehen und möchte mal kurz meine eigene Meinung dazu los werden.

Also an sich finde ich an den Fotos überhaupt nichts schlimmes. Heutzutage werden doch auch noch Fotos von Verstorbenen (insbesondere von früh verstorbenen Babies oder Kleinkindern) gemacht. Was ICH viel schlimmer finde ist, dass man diese dann als ein Zusammenschnitt bei YouTube o.ä. hochläd...

Fotos halten einfach diese Momente für die Ewigkeit fest und ich kann schon verstehen das die Angehörige solche Fotos machen um einfach ein Stück des/des Verstorbenen bei sich halten zu lönnen. Das Foto mit den 2 Mädchen...wahrscheinlich Schwestern...auf dem das eine augenscheinlich verstorben ist, ist doch nix schlimmes. Ich finde das eher "gut".

Ob man die Verstorbenen allerdings nun wirklich auf ein Schaukelpferd o.ä. drappieren muss ist natürlich auch für mich etwas übertrieben aber wie gesagt...die Fotos in den Särgen sind für mich ganz normale Fotos :)


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01.10.2013 um 20:28
Nanusia, ich kannte wie gesagt auch ihr Grab, und meine Mutter hat allgemein viel erzählt von früher (sie war 1945 mit 17 Lehrerin geworden und wurde nebenbei ausgebildet, das war damals nötig wegen der vielen Gefallenen, da waren halt auch Lehrer bei, die nun fehlten). Ich kann heute, da ich so klein war,. nicht mehr sagen, ob ich zuerst Geschichten über Helga der das Bild oder das Grab kannte.
Ja, ich verstehe meine Mutter auch, ganz bestimmt! Trotzdem... es ist für mich traurig, dass das Bild weg ist, und selbst wenn ich mich trauen würde, ich könnte ihre (evtl noch lebende) kleine Schwester nicht ansprechen, da sie aus einer zweiten Ehe war und ich ihren Nachnamen nicht kenne, und gerade diese beiden sind in den Klassenbildern meiner Mutter nicht verewigt.

Sie war so schön und es umgab sie so eine Ruhe, ich kann es nicht beschreiben. Ihr Köpfchen lag etwas zur Seite, ich seh das noch richtig vor mir. Und interessant ist auch, dass das Bild so schön war, aber in Wirklichkeit es für den Fotografen schwierig war, das Bild noch zu machen. Es war. wie gesagt, ein heißer Sommer und die Angstellten des Friedhofes hatten sich sehr gesträubt, den Sarg noch mal zu öffnen, weil schon deutliche Anzeichen- naja. Weißt schon.

Persönlich kennen konnte ich sie nicht, weil sie viele Jahre vor meiner Geburt gestorben war. Ich war als kleines Kind in Jürgen Marcus erschossen, hihihi, und es war immer faszinierend bis unvorstellbar für mich, dass der im selben Sommer sein Leben begonnen hat, als ihrs endete (ich habe ja, wie gesagt, viel an ihrem Grab gesessen und den Stein betrachtet und betastet :) , und er war ja schon erwachsen.
Ich war noch so klein, dass ich nicht glauben konnte, dass sie ertrunken war-schließlich waren hre Haare doch trocken! Ich dachte, das Haar trocknet im Tod nicht mehr, das war richtig 'magisches Denken' :)

Meine Mutter war sehr erschrocken, dass ich das Bild fand, sie hat sich bestimmt immer Vorwürfe gemacht, dass ich es sah, denn ich hatte damals schreckliche Angst vorm Tod; ich war einige Zeit davor versehentlich auf das Bild von Tut Ench Amuns Mumie gestoßen, das ist so mit drei ja ganz schön heftig :)

Ich finde die Bilder auch sehr faszinierend und habe doch manchmal ein seltsames Gefühl, so peinlich das zu schreiben ist: ob es den Toten recht ist, dass wir sie anschauen und so. Und manchmal habe ch das Gefühl, dass ich einen Moment diese Wucht des Schmerzes nachvollziehen kann, gerade bei den Bildern mit Kindern. Ich hatte ja hier mal beschrieben, wie meine Urgroßmutter ihren achtjährigen Sohn im Sterben immer wieder wachgeschüttelt hat, völlig verängstigt mit ihm zusammen im Bett, in das sie sich mit ihm gelegt hatte in der Hoffnung, so das Sterben zu verhindern. Eine ganz entsetzliche Geschichte ist das, sie so verzweifelt und alleingelassen auf dem Dorf und er mit diesem unruhigen Sterben.
Deshalb kann ich mich da so einfühlen. Mein Opa hat ihn als Kind übrigens mit zu Grabe getragen und mit den anderen für ihn gesungen. Er war ein Jahrgang mit ihm und sie waren Schulkameraden. Auch ein seltener Zufall :)

Zu deinem Bericht von dem Friedhof: Vor 1987, wo wg des Berlinjubiläums alles renoviert wurde, waren auf den historischen Friedhöfen am Halleschen Tor viele Erbbegräbnisse kaputt, man konnte von oben runterschauen und sah in die geöffneten Särge auf die Toten. Meine Mutter liebte Friedhofsspaziergänge wie ich, wir waren viel da. Es ist wirklich faszinierend!
Da ist auch die Zeit stehengeblieben. Plötzlich siehst du Daten wie 1732 und so.
Aber es ist trotzdem gut, dass du es nicht gemacht hast. Ich verstehe dich gut, aber wie gesagt- man kann ja den Toten nicht einschätzen, ich leg mich mit denen lieber nicht an, auch wenn andere sowas auslachen.

Dass dich die Jungsbilder so belasten, tut mir sehr sehr leid. Du musst dir immer sagen, dass heute so viele Dinge, die die Kleinen damals gefährdeten, einfach nicht mehr relevant sind. Dein Kleener ist ganz bestimmt in sicherer Hut, ich wünsche euch beiden alles Glück der Welt und ihm mindestens hundertzwanzig Jahre hier auf Erden :)


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01.10.2013 um 20:42
SunnyBeatz, ja, da hätte ich auch Schwierigkeiten. Ich würde so ein armes totes Ding nicht noch 'quälen' und in irgendwelche Posen biegen.
Die Sargbilder, wie gesagt, finde ich von Fremden sehr interessant, aber bei Angehörigen sieht man m.E. zu sehr den Unterschied zum Leben. Das würde mir wehtun, das dann anzusehen. Ach Mensch... Tod ist ne bittere Angelegenheit. Ich habe nur noch eine Angehörige, ich wünschte, meine Lieben wären bei mir geblieben. Wie gesagt, ich bin schon immer heulend vor Angst vor dem Verlust wieder aus dem Gitterbett und der Mama auf den Schoß, und dann war es plötzlich wirklich so weit. Klingt blöd, aber ich hätte es gern, wenn der Tod nie 'eingerichtet' worden wäre für die Lebewesen. :)

Die Sargbilder meiner Oma, die mein Opa dann zerschntten hat, sind übrigens entstanden, weil meine Oma jung und unerwartet starb, und meine Mutter sagte, es war eben der Moment, wo der Sarg zugemacht und beigesetzt wird und sie wollten sie nicht gehen lassen; es war ein Gefühl, als könnte man sie damit irgendwie hierbehalten. Ich bin heute froh, diese Erläuterung als Kind bekommen zu haben, denn das macht mir das Verstehen der Postmortembilder einfach leicht. Ich kenne den Moment, wie gesagt, nur zu gut, wo der Tote endgültig verschwindet; dass man das unbestimmte Gefühl hat, dass ein Bild so etwas ist wie 'ihn weiter an der Hand halten' zu können, ist einfach nachvollziehbar. Aber ich möchte es nicht.
Von der Mutter meines Vaters (wir hatten keinen Kontakt, darum diese Distanz im Gefühl) habe ich in unseren Sachen viele Postmortembilder gefunden, denn die war allein gestorben und mein Vater rief im ersten Schreck wohl einen Fotografen, der sie zigmal von allen Seiten aufnahm- nicht schön, so ne tote alte Frau mit weit offenstehendem Mund und so. Wie gesagt, dieser Familienzweig hatte mit uns keinen Kontakt und sie soll auch nicht sehr- hm, weiß nicht, leicht im Umgang gewesen sein, aber DAS tut mir leid für sie, es ist irgendwie entwürdigend.


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01.10.2013 um 21:27
Noch eins: Gerade bekam ich einen Newsletter vom Smithsonian Institue, vielleicht interessiert es hier ja den Ein oder Anderen? Es geht um diese aufgeputzten Heiligen-Überreste:
http://blogs.smithsonianmag.com/history/2013/10/meet-the-fantastically-bejeweled-skeletons-of-catholicisms-forgotten-martyrs/?utm_source=facebook.com&utm_medium=socialmedia&utm_campaign=20131001&utm_content=pastimperfectjewelskeletons


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Postmortem Fotografie

02.10.2013 um 09:10
@Brunnennöck

Hallo!

Nein, natürlich würde ich niemals im Leben eine Urne rausnehmen, es war nur in diesem Moment so, dass es für mich ungeheuer anziehend war. Ich möchte niemandes Totenruhe stören.

Wie ich deinen Zeilen entnehmen kann, bist du ein sehr gefühlvoller Mensch. Das gefällt mir sehr.

Könntest du nochmal über deine Uroma erzählen die ihr Kind nicht sterben lassen wollte? Ich habe gerade schreckliche Gänsehaut.

Als ich über den Moskauer Friedhof spazierte, habe ich, in einer Statue (aus Stein) mich und meinen Sohn entdeckt. Optisch ein 100%iges Abbild! Wahrhaftig wurde eine Mutter mit Sohn abgebildet, die um die gefallenen Soldaten weint. Zu diesem Zeitpunkt war es um mich geschehen und ich konnte mich nicht mehr zusammenreißen.


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02.10.2013 um 15:51
/dateien/70987,1380721900,czech2Original anzeigen (0,2 MB)
Zitat von BrunnennöckBrunnennöck schrieb:('das hat die Totenfrau gekämmt, ihr tat Helga so leid')
Totenfrauen (Heimbürgen) und Bestatter richten die Toten meist nach eigenem Ermessen her, so wie es nach Ihrem persönlichem Gefühl wohl zum Verstorbenen passen könnte.
Ob es tatsächlich der Persönlichkeit des Verstorbenen entspricht, wissen sie ohne Hilfe und Hinweise der Angehörigen nicht.
(Beispiel der Dutt, den Helga so zu Lebzeiten nie getragen hat.)

In diesem Zusammenhang kommt mir ein Absatz, einer Gedenkseite für ein bei einem Unfall verstorbenes Mädchen entnommen, der hier vor ein paar Monaten eingestellt wurde, wieder in den Sinn.
Der Sarg mit der Verstorbenen wurde vom Bestattungsinstitut in das Elternhaus überführt, wo er aufgebahrt werden sollte.
Nach öffnen des Sarges im Beisein der Familie rannte die jüngere Schwester umgehend in das Zimmer der Älteren, holte dern Schminksachen und einen Kamm.
Das Mädchen schminkte und frisierte die Tote erneut, weil es nach ihrer Meinung der Bestatter vorher falsch gemacht hatte. Stylte die tote Schwester so, wie diese es zu Lebzeiten selbst gemacht hätte.
Der Bestatter und die Eltern, ließen das Kind gewähren, berührt und beindruckt von der Ruhe und Selbstverständlichkeit mit der sie diese Handlungen an der toten Schwester durchführte.


Hinter dem letzten Link in @Brunnennöck`s Beitrag vom 27.9. habe ich noch dieses
schöne PM von 1890 aus der damaligen Tschechei gefunden (s. Anhang)


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02.10.2013 um 15:56
/dateien/70987,1380722193,czech1Original anzeigen (0,2 MB)Detailansicht des selben Bildes:


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Postmortem Fotografie

02.10.2013 um 16:11
/dateien/70987,1380723105,estonia0 57Original anzeigen (0,3 MB)PM aus Estland, verstorbener kleiner Junge in der damals üblichen weißen Totenkleidung.
Im Gegensatz zu dem Bild aus der Tschechei finden sich hier keinerlei Religiöse Symbole an den sterblichen Überresten.


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Postmortem Fotografie

02.10.2013 um 18:02
Hallo Nanusia,
hätte ich auch wirklich nicht gedacht, dass du so etwas tust, ganz bestimmt nicht! :) Ich wollte nur sagen, dass das natürlich ist, was du empfunden hast, es ist ja ein bisschen wie das, was Archäologen empfinden, so eine Art Forscherdrang, und ohne diesen Drang, dieses Interesse würden die Menschen noch nicht mal den aufrechten Gang entwickelt haben :)
Andere brechen Gräber auf, um Tote zu berauben oder um (wie in den Erbbegräbnissen, von denen ich erzählt habe) Parties zu feiern, man sah sehr oft Kerzen auf den Sargrändern kleben, das fand ich sehr übel. Aber aus deinen Worten lese ich nichts davon raus, nur Anstand und Anteilnahme sozusagen am Totsein.

Danke für deine freundlichen Worte! :) Ich kann das nur zurückgeben :)

Tja, ich überlege mal... Also meine Uroma lebte in ihrem Haus in dem winzigen Dorf, und wie gesagt, einen Arzt zu holen hätte Stunden gebraucht, denn das Dorf, obwohl nahe Berlin, hat bis heute nicht mal einen Bahnanschluss (man muss 7 km zur Bahn laufen) und noch in der Kinderzeit meiner Mutter, die ja selbst erst fast 27 Jahre nach diesem Tag geboren wurde, fuhr man morgens, wenn man in die nächste Stadt wollte, mit dem Milchwagen mit. Nur die drei Großbauern hatten Pferde und die waren zur Arbeit auf dem Feld. Zudem hätte der Arzt nichts tun können. Mein kleiner Großonkel hatte Gelenkrheuma und das geht bei Kindern aufs Herz, da gab es 1901 keine Hilfe. Meine Oma war fünf Jahre jünger, erinnerte sich aber dennoch, dass er beim Wegrennen (nach einem Streich zb :) ) immer die Holzpantinen verlor, da er nicht- so wie die anderen Kinder- die Zehen zusammenkrümmen konnte, um die Pantinen festzuhalten.
Naja, und dann, als er 8 war, da hat das Herz nicht mehr mitgemacht. Und meine Uroma hat sich eben in ihrer Angst, da er ja durch das Herzversagen auch schlapp und kalt wurde, mit ihm ins Ehebett gelegt. Ihr Mann war nicht da, die Leute mit der kleinen Landwirtschaft erzeugten nur Eigenbedarf und die Männer hatten zusätzlich einen Beruf, der konnte also auch nicht helfen (und wie gesagt, niemand hätte das damals gekonnt, das wusste sie ja auch). Und sie hat ihn im Arm gehalten, und immer, wenn sie merkte, dass der Tod eintreten wollte, ihm also der Atem stockte u.ä, hat sie ihn mit beiden Händen genommen und wachgeschüttelt in der verzweifelten Hoffnung, den Tod so verhüten zu können. Aber leider ging das natürlich nur eine gewisse Zeitspanne, nach einiger Zeit hatte sie eben keinen lebendigen kleinen Jungen mehr im Arm. Er ist in demselben Zimmer und demselben Bett gestorben, in dem er auch geboren worden war.

Ich kenne ihn übrigens noch vom Bild der Dorfschule (da waren ja immer alle Kinder drauf, nicht nur eine Klasse), er sah gesund aus und ist doch ganz kurz nach der Aufnahme gestorben. Meine Oma hatte immer das Schulbild, das ja das einzige Bild von ihm war, mit seinen Kranzschleifen an der Wand, aber nach '45 ist in ihr Zimmer eine Flüchtlingsfrau einquartiert gewesen, die war durch die Schrecken der Flucht wahnsinnig geworden und hat das Zimmer angezündet. Das Bild immerhin wurde gerettet (zusammen mit einem zweiten Schulbild übrigens auch eins der zwei einzigen Kinderbilder meines Opas, während das einzige Bild des Ehemannes meiner Urgroßmutter, eine Gruppenaufnahme mit Soldaten aus seiner Wehrdienstzeit, verlorenging. Von ihr selbst existieren auch nur zwei Bilder; eines, da war sie ungefähr 50 und hatte noch mal geheiratet, einen Mann, der im ersten Weltkrieg sehr tragisch starb, und eines kurz vor ihrem Tod, da wurde ein neuer Fotoapparat quasi an den Familienmitgliedern 'ausprobiert', da war sie ungefähr 70. Dies nur, um zu zeigen, dass es wirklich kaum Bilder gab damals. Selbst von meiner Mutter existieren nur sechs Kinderbilder, inklusive Schulfoto.)

Wir haben noch ein Heft, in das meine Urgroßmutter Familienereignisse eintrug; sie hatte es am Begräbnistag ihres Sohnes angefangen und das (natürlich auf einen Jungen umgeänderte) Lied, das ich verlinke, niedergeschrieben mit dem Zusatz:
'Dieses Lied haben die Schulkinder am Grabe unseres lieben Kindes gesungen.'

Ich habe manchmal gedacht, wie der nächste Tag für die arme Frau gewesen sein muss, die Sonne geht auf, die Tiere, die alte Mutter und die kleine Tochter müssen versorgt sein und vermutlich lag noch sein Spielzeug usw herum und er war verschwunden. :(

Gerok, ''Das Mägdlein schläft'':
http://gedichte.xbib.de/Gerok_gedicht_Das+M%E4gdlein+schl%E4ft..htm

(Bei der einen Strophe habe ich immer gedacht: ja, es ist ein weises Lied. Er war ja auch Jahrgang 1893, wie gesagt, und mein gleich alter Opa wurde am ersten Kriegstag 1914 eingezogen, wurde zweimal schwer verwundet, musste trotzdem wieder ins Feld und kam erst 1921 fast verhungert aus der Gefangenschaft zurück. Bei Kriegsausbruch war er gerade 21, als er wieder zu Hause war 28, und sein Vater tot und alles verändert. Seine ganze Jugend wurde ihm geraubt, und doch hatte er Glück, er kam wenigstens 'nur' nach Palästina und nicht an die Westfront. Wir haben im nächsten Krieg auch einen sehr lieben Angehörigen in Stalingrad verloren; wer weiß, was auf meinen kleinen Großonkel für ein Schicksal gelauert haben würde :(

Das Mägdlein schläft; all Erdenweh und Not
Verschläfts im sichern Zelt;
Weißt Mutter du, was bittres ihm gedroht
In dieser argen Welt?
Jetzt mag der raue Winter stürmen,
Der schwüle Sommer Wetter türmen:
Das Mägdlein schläft.

Kennst du 'Die Geschichte einer Mutter' von H.C. Andersen? Die spielt auch mit diesem Gedanken. Übrigens hatte Andersen zuerst als Schluss gehabt, dass es nur ein Traum war, und dann doch als Ende geschrieben: 'Und der Tod ging mit dem Kind in das unbekannte Land'. Das war ein 'Bruch' in der bisherigen Literatur, und die Geschichte berührt sehr, wie ich finde.
http://www.internet-maerchen.de/maerchen/geschichte-mutter.htm

Noch eins: dem Dichter F. Rückert sind ja Anfang des 19. Jhdts seine beiden jüngsten Kinder gestorben; wenn man die bis heute berühmten Kindertodtenlieder liest, fließen einem die Tränen.

Ich kann das einfach nicht ertragen, wenn gesagt wird, ach, früher war das nicht schlimm, die Leute haben damit gerechnet. Sie haben damit gerechnet, ja, aber voller Angst. Rückert hatte vorher noch ein Gedicht geschrieben, wie er an jedem Silvester zum Himmel flehe, alle Kinder behalten zu dürfen. Es war ihm nicht vergönnt.

Wikipedia: Kindertodtenlieder


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Postmortem Fotografie

02.10.2013 um 18:21
Dankeschön, Palescarlett! Sehr schöne Bilder, und auch sehr interessant, was du dazu geschrieben hast! Dass die Totenfrauen generell nach eigenem Gutdünken die Toten zurechtmachten, wusste ich noch gar nicht, ist sehr interessant!
Ja, der Dutt hat Helga sehr gestanden. Ihr müsst euch das Bild so vorstellen, der Fotograf hatte praktisch an ihrem rechten Bein gestanden. Sie war sehr schön, sehr zart, das unterstrich die Frisur natürlich, hielt einen Strauß ungefähr auf dem Bauch in den gefalteten Händen, sie hatte ein weißes Kleid an und den Kopf zur Seite, Kinn auf der Schulter. Es sah aus, als wäre sie eine kleine Tänzerin und nur ein bisschen eingenickt. Und wie du schon sagst... der Dutt passte einfach. Zöpfe zb hätten dieses 'Ätherische' gestört.

Ich wollte meine tote Mama auch noch mal nach Hause haben, das wurde leider nicht erlaubt.
Wir sind sonst auch immer mit den Toten bei der Überführung zum Friedhof mitgefahren und haben den Wagen noch mal einen Augenblick vorm Haus stehen lassen als Abschied, das ist uns bei meiner Mutter beides leider auch verwehrt worden. :( Aber sie hat ihre Handtasche mit, unsere Bilder (das haben wir immer so gemacht) etwas 'Wegzehrung', ihr Schlüsselbund usw.
Das ist übrigens hier in der Gegend der Mark Brandenburg an sich extra nicht üblich, um dem Toten die Rückkehr zu verwehren. Als meine Mutter mir aber, als ich klein war, erzählt hatte, dass sie ihrer Mama noch den Schlüsselbund hinterhergeworfen hatte und ich sie dann, älter geworden, nach ein bisschen Forschung in altenGebräuchen darauf ansprach und auf den 'Fehler' aufmerksam machte, sah sie mich groß an und antwortete: 'Aber wir wollten ja, dass sie zurückkommen kann!' Das Wissen um den Brauch war also immer noch lebendig, wurde aber extra nicht beachtet.


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03.10.2013 um 09:16
@Brunnennöck

Vielen Dank, dass du das nochmal für mich niedergeschrieben hast.

Es ist herzzerreißend wenn man sich vorstellt wie deine Uroma und ihr Sohn gelitten haben. Sie wollte ihn einfach nicht gehen lassen und das kann ich nachempfinden. Es ist unvorstellbar schrecklich zu wissen, dass das eigene Kind in den eigenen Armen stirbt. Man versucht die kleine Seele bei sich zu halten....dieses Erlebnis macht mich unendlich traurig.


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03.10.2013 um 09:21
@cute_lenore

Hallo!

Ich habe mir gestern einige PMBilder angesehen, auf vielen ist zu sehen, dass auf der verstorbenen Person grüne federähnliche "Gräser/Pflanzen" drapiert wurden. Hast du eine Ahnung wie das heißt? Auch auf den Leichenwägen war so eine Art Feder abgebildet, diese Feder und dies Gräser/Pflanzen hab ich auch in Moskau auf einigen Urnen entdeckt, ua auf einer Schleife die um die Urne gewickelt war.


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03.10.2013 um 10:04
@nanusia
oft auch Tannenzweige.
Das ist mir auch schon aufgefallen, kann aber zur Bedeutung nichts sagen.
Doch bin ich mir sicher, daß es sich um ein religiöses Symbol handelt.

Slowakei, Aufbahrung eines 16-jahre alten Mädchens, Tod durch Selbstmord
Das Tannengrün erkennst Du am Kreuz und unten rechts am Bildrand
images-i253443bc1nn5

älteres PM osteuropäischer Herkunft
images-i253444b90uzr


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03.10.2013 um 10:17
@cute_lenore

Achja, jetzt wo du es sagst! Es gibt aber auch etwas zartere Zweige, wenn ich mich nicht irre, hab ich die schonmal in der Blumenhandlung gesehen, die werden meist zu Rosensträußen dazugegeben.

Weißt du etwas zu den Hintergründen des Selbstmordes?

lg


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03.10.2013 um 10:41
/dateien/70987,1380789689,Aufbahrung Edith Helga NeubauerOriginal anzeigen (0,3 MB)@Brunnennöck
danke erstmal für Deine interessanten, lesenswerten Beiträge.

Die Aufbahrung der kleinen Helga hast Du sehr schön und anschaulich beschrieben.
Ich kann mir sehr gut ein Bild davon im Geiste machen, wie sie in ihrem Sarg gelegen hat.
Das weiße Kleid, Symbol der Unschuld, Reinheit, beim Mädchen der Jungfräulichkeit.
Früher wurden Kinder, Mädchen, unverheiratet verstorbene Frauen in Weiß beerdigt.

In manchen Regionen Süddeutschlands oder den neuen Bundesländern wird diese Tradition auch heute noch gepflegt.
Rückläufig ist dieser Brauch glücklicherweise kann man sagen, allein deshalb, weil die Kindersterblichkeit Heutzutage nur noch sehr gering ist.


Nicht generell, sofern die Angehörigen selber keine Wünsche und Vorstellungen geäußert haben, wie der Verstorbene hergerichtet werden soll oder einfach nicht danach gefragt wurden.

Hilfreich ist es für beide Seiten immer, wenn die Angehörigen neuere Fotos des Verstorbenen zur Verfügung stellen. Oder über persönliche Dinge gesprochen wird, Charakter des Verstorbenen, Vorlieben, Abneigungen etc.

Das Mädchen auf dem angehängten Bild hieß auch Helga.
Statt etwas Weißes hat sie ihr bestes Kleid anbekommen.
Auffallend auch, das ihr Schuhe angezogen wurden. In Deutschland eigentlich unüblich, Verstorbenen im Sarg Schuhe anzuziehen.


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03.10.2013 um 10:52
@nanusia
leider nein.


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03.10.2013 um 14:14
/dateien/70987,1380802477,hallesches tot trauerHallo, das was ihr meint, sind Palmwedel. Ich kopiere mal kurz bei Wikipedia:
''Der Palmwedel gilt im Christentum und Judentum als Symbol des ewigen Lebens und der Auferstehung. Daher findet er sich häufig – einzeln oder aber mit zwei gekreuzten Wedeln – auf Todesanzeigen, Trauerschleifen und Grabsteinen''

Das habe ich bei Google eingegeben, da seht ihr die 'Bildverbindung', nämlich mal echte Wedel, mal auf Trauerkarten etc.
https://www.google.de/search?q=palmwedel+bedeutung+trauer&client=firefox-a&hs=ZJO&rls=org.mozilla:de:official&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ei=DlpNUvvNCeWM0AWz_oHwCA&ved=0CD4QsAQ&biw=1011&bih=619&dpr=1

Ich versuche mal, einen Dateianhang zu machen, das ist ein Grabstein auf den historischen Friedhöfen, von denen ich schon gesprochen habe: die Tote hat Abschied genommen und geht- selbst trauernd- durch die angelehnte Tür ins Totenreich. Auch sie hat Palmwedel im Arm.
Nanusia, die zarten zweige in den Blumenhandlungen sind entweder Farnwedel oder Schleierkraut, das ist eine Spargelart. Palmwedel aber können groß wie Menschen und noch größer sein. Irgendwo habe ich ein Foto, das muss ich mal suchen, da ist das ganze Zimmer damit dekoriert, der Tote sieht aus wie in den Tropen.

Nanusia, gern geschehen. Ich finde es auch furchtbar, bis heute, und ich bewundere meine Urgroßmutter wirklich, dass sie alles schaffte zu verkraften. Sie hat mit ihrem Mann auch noch mal versucht, einen kleinen Jungen zu kriegen, aber es wurde ein Mädchen mit offenem Rücken. Sie hat geschafft trotz der schwierigen Umstände, dass die Kleine fast ein Jahr alt wurde, dann hat sie sie auch verloren. Und zusätzlich starben in der Zeit ihre Eltern und bald auch ihr Ehemann, da kam der Nachbar nur rüber und legte ihr schweigend das Geld für den Sarg auf den Tisch, weil er keine Trostworte mehr hatte.
Sie selbst ist im August '45 verhungert, weil sie das Notzeitessen nicht vertrug. Meine Mutter sagte immer: einen Monat später waren die Amerikaner da (Berlin war ja zuerst komplett russisch), da hätte sie dann Weißbrot haben können.
Und mein Opa hat es geschafft, Holz zu beschaffen und ihr einen Sarg zu zimmern. Doch kurz darauf brachte sich sein ein Jahr älterer Brunder um, weil er ohnehin, wie es damals hieß, 'schwermütig' war und die Schrecken der Nachkriegszeit in Berlin nicht ertrug; für ihn konnte er kein Holz mehr auftreiben. Der arme Kerl ist in eine Decke gewickelt und so beigesetzt worden.

Das Selbstmordbild ist sehr erschütternd. Die arme Mutter am Sarg! Auch ich habe durch Selbstmord meine große Liebe verloren, darüber kommt man nie mehr hinweg. Und das Schlimme: oft sieht die Welt am nächsten Tag ganz anders aus; hätten sie es nur nicht geschafft in dem Moment!


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03.10.2013 um 14:28
/dateien/70987,1380803286,grab neubauer 1Palescarlett, vielen Dank, du hast mir so nett geantwortet! Und auch danke für das Bild der Kleinen. Das war so freundlich! Ich kenne das Bild und ich finde es so schön (kann man das so sagen? fast hätte ich geschrieben: ich freue mich, wenn ich es sehe, wie das klingt! :( )
Ich kenne das Bild ihres Grabes, es ist, wie ich finde, Jugendstil. Es würde mich interessieren, ob es noch existiert.


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Postmortem Fotografie

03.10.2013 um 14:31
/dateien/70987,1380803497,rosa pluesch 1Leider geht hier nur ein Anhang pro Beitrag anzufügen, darum bitte ich um Entschuldigung für den dritten Beitrag. Ich wollte noch ein PM-Bild zeigen, ein Baby, das am Tag der Geburt starb (mehr weiß ich auch nicht außer dem Tag: 8. April 2008)
Das Bild ist aus den USA und ich fand den Plüschsarg sehr- weiß nicht. Eigenartig. Ich verstehe, dass man sein Baby einkuscheln möchte. Mich als Außenstehenden erinnert der rosa Plüsch aber an einen Katzenkratzbaum, darum habe ich sehr gestutzt.


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03.10.2013 um 14:45
/dateien/70987,1380804354,grey 1879 died from cough(Mir ist noch etwas zum Bruder meines Opas eingefallen: der ist nämlich auch am Tode seines kleinen Sohnes zerbrochen. Der hatte Nierenversagen und starb sehr langsam und qualvoll, dagegen gab es in den Dreißigern nichts. Er hatte ein langes Krankenlager und meine Mutter erinnerte sich, dass er deshalb sehr altklug war, denn er las den ganzen Tag. Und mein Opa, der kurz vor dem Tod - der Kleine wurde 9- ihn nochmal geholfen hatte umzuziehen, sagte, sein ganzer Bauch war dann aufgeschwollen vom Wasser, weil er dann ja überhaupt nicht mehr Pipi machen konnte. All solche Todesursachen kennen wir praktisch gar nicht mehr, wenn wir heute die PM-Bilder betrachten und uns fragen, woran die alle wohl gestorben sein mögen).

Und damit ich wg Spammerei nicht Ärger bekomme :) : Ein PM- Bild eines Babys von 1879. Auf der Rückseite steht der Name 'Grey' und 'starb an Husten' (died from cough). Ich schätze, dass Keuchhusten gemeint ist :(


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03.10.2013 um 15:43
/dateien/70987,1380807825,3a206ccf2f783d0834f25039b1d9b216Original anzeigen (1,0 MB)
@Brunnennöck
danke auch für Deine Antworten. Und mein herzliches Beileid für Deinen Verlust.
Zitat von BrunnennöckBrunnennöck schrieb:Ich kenne das Bild und ich finde es so schön (kann man das so sagen?
Ich denke ja, das ist in Ordnung. Bei den meisten dieser Fotos kann man schon von einer gewissen Ästhetik sprechen.
Es war damals sicher auch mit ein Anliegen der Fotografen den Toten möglichst in angenehmer, schöner Umgebung abzulichten.

Ich denke von Ästhetik kann auch bei diesem Bild gesprochen werden (Anhang).
Es ist aus Norwegen, ca. 1920 und zeigt eine ältere Frau auf dem Totenbett.
Es strahlt Frieden und auch Trost aus, Trost das diese Frau ein langes Leben hatte, bevor sie gehen musste.
Etwas, das den vielen armen Kindern die hier auf den Fotos zu sehen sind nie vergönnt war.
Und viele starben in der Tat nach langem Todeskampf unter Qualen, nicht etwa friedlich.

Keuchhusten o.ä., Lungenentzündung, Schwindsucht, Grippe, Virusinfektionen, damals häufige Todesursachen für Kinder und junge Menschen.
Angelegenheiten mit denen Eltern heute mit dem Kranken Kind zum Arzt gehen, mit Medikamenten behandeln lassen und die nach ein paar Tagen vergessen sind.
Früher bedeuteten sie oft den sicheren Tod.


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Postmortem Fotografie

03.10.2013 um 18:40
@Brunnennöck

Vielen lieben Dank für die Info betreffend Palmwedel bzw Farn, genau das meinte ich!

Das Schicksal deiner Uroma/Oma ist schrecklich und herzergreifend, mir tut das wirklich sehr leid. Bewundernswert wie Menschen aus dieser Zeit mit dem Tod umgehen konnten/mussten, es, leider, zum Alltag gehörte, dass Kinder sehr früh starben, oft unter schrecklichen Schmerzen. Meinen Respekt!


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