Peisithanatos schrieb:Man kann Kausalität in Frage stellen, aber dann braucht man ein vernünftiges Konzept, welches an deren Stelle tritt. Für mich ist rational nicht nachvollziehbar wie es neben Notwendigkeit und Zufall noch ein Drittes geben kann, das keines von beiden ist.
Dazu David Hume aus Wiki:
Hume stellte heraus, was nach seiner Ansicht das Gemeinsame an allen Kausalvorgängen ist.[37] Zunächst müssten Ursache und Wirkung immer räumlich benachbart sein. Zwar könnte ein Ereignis auch über eine gewisse Entfernung auf ein anderes wirken, aber nur, indem es eine Kette von benachbarten Ereignissen zwischen den beiden gibt. Dann erfolge die Wirkung immer später als die Ursache. Diese Bedingungen seien aber zusammen noch nicht hinreichend, es müsse ein drittes Element geben, eine Kraft oder Notwendigkeit, die vom einen Ereignis auf das andere wirke, so dass gewiss ist, dass die zweite Begebenheit auf der ersten beruht. Es zeigt sich aber, dass diese Notwendigkeit weder beobachtet noch erschlossen werden kann.Und genau dieses, was Beides verbindet, und den Wechsel überhaupt erst ermöglicht, diese Kraft, dieses ist die Lebenskraft, von der ich sprach, Vis Vitalis, Aufmerksamkeit. Warum ist diese Kraft, die das Dritte im Bunde ist, eine Notwendigkeit, damit Kausalität überhaupt erst zustande kommen kann? Hierzu müssen wir uns erst mal zu Gemüte führen, dass Kausalität nichts Anderes ist als Veränderung, und diese nichts Anders als Bewegung und dies auch das, was wir Zeit nennen. Weiterhin müssen wir erkennen, dass Kausalität nichts Anderes ist als Trennung. Analyse nichts Anderes als Trennung, Unterscheidung und Aneinanderreihung in eine bestimmte Reihenfolge. Doch was benötigt jede Trennung und Unterscheidung, jede Veränderung? Sie benötigt einen Trennenden, Unterscheidenden, jemanden, der die Veränderung wahrnimmt. Doch kann der Trennende und Unterscheidende, der, der die Veränderung wahrnimmt, kann dieser selbst der Veränderung, Trennung und Unterscheidung unterliegen?
Ja und nein. Wahr ist, dass er stets von den Objekten unterschieden ist, die er trennt, unterscheidet und wahrnimmt. Denn es gilt: Subjekt ungleich Objekt. Zwischen beiden besteht eine Distanz, damit sie überhaupt erst zutage treten können. Keines von Beiden kann für sich alleine bestehen. Sie brauchen einander. Sie enstehen gleichzeitig zusammen und können nur zu Zweit erscheinen. Sie sind ein untrennbares Pärchen. Für einander bestimmt und auf immer vereint. Bis dass der Tod sie scheide. Doch so innig miteinander sie verbunden sein mögen, vereinigt, sich gegenseitig brauchend und ergänzend, so sind sie doch nicht miteinander identisch. Dies soll nun exemplarisch anhand des Wahrnehmenden und des Wahrgenommenen dargestellt werden: So nämlich gibt es jemanden, der einen Kühlschrank wahrnehmen kann und doch gerade aus diesem Grunde kann er dieser Kühlschrank nicht sein. Denn wenn dieser Jemand der Kühlschrank wäre, den er wahrnimmt, so gäbe es gar keine Wahrnehmung mehr, da nur noch das Objekt übrig bliebe, sollte er mit diesem identisch sein. Tatsächlich entfällt aber auch dieses, da es dafür sodann keinen mehr gäbe, für den dieses Objekt erscheint. Wir stellen an dieser Stelle also fest: Ein Jemand ist kein Etwas, sondern ein Jemand befindet sich in Distanz zu einem Etwas und ist damit anders davon, verschieden. Insofern ist es wahr, dass Unterscheidende auch selbst unterschieden ist. Nämlich von dem, was er unterscheide. Da passiert nämlich nichts Anderes, als dass der Unterscheidende aus sich selbst tritt und etwas neben sich schafft, das durch Distanz von ihm selbst wahrnehmbar wird.
Doch insofern ist es unwahr, als dass das, was sich selbst hinter dem Wahrnehmenden noch befindet und diesem die Wahrnehmung erst ermöglicht, selbst sich stets gleich ist. Eines ist es, ohne ein Zweites. Auf immer unveränderlich. Und jetzt kommen wir gleich zu einem noch viel wichtigerem Punkt, der die Essenz dieser Ausführung wieder aufgreift, nämlich warum es eine Notwendigkeit ist, dass die Kausalität etwas Drittes braucht, welches ihr erst den Wechsel von Ursache zu Wirkung ermöglicht. Die Dynamik. Die Kontinuität dahinter. Erst mal müssen wir hier klar stellen: DIE eine Ursache für etwas gibt es nicht. Du kannst unendlicher dieser finden. Was hat meine Geburt initiiert? Das Verschmelzen von Spermium und Eizelle? Nur diese? Nein, denn diese beiden Parts hätten nie ohne den Konsum meiner Eltern von Nahrung entstehen können. Dann war es die Nahrung? Doch auch diese hätte nie... Wir werden bis zum Urknall zurückkehren müssen, wenn wir so weiter machen. Wir sehen an dieser Stelle, dass noch im Kleinsten hier in diesem Universum das gesamte Universum sich vereinigt, und es in gewisser Hinsicht determiniert.
Es ist also stets willkürlich, wenn jemand sagt, dies wäre die Ursache für etwas, was dessen Wirkung sei. Damit sterilisiert man das Universum, das eigentlich nie anders als ganzheitlich betrachtet werden kann. Und trotzdem ist es zur menschlichen Orientierung natürlich notwendig, dass wir eine überschaubare Anzahl an einfachen Ursachen für Ereignisse konstruieren. Damit können wir dann auch zukünftige Ereignisse berechnen. Doch es ist und bleibt nichts weiter als Trennung des Universums in seine Einzelteile, derer es unzählige gibt. Es sind und bleiben Modelle, die auf das Universum gelegt werden. Und genau das geschieht durch Trennung. Diese nun benötigt den Trennenden und jede Kausalität, also jede Bewegung, also jeder Wechsel braucht das, was diese Trennung und den Wechsel ermöglicht und die Kontinuität dahinter sicher stellt. Das ist das in sich selbst fluktuierende Leben. Pure Unmittelbarkeit.
Doch es kommt noch etwas viel Wichtigeres: Jeder Wechsel und damit jede Veränderung braucht einen unveränderbaren Hintergrund, vor welchem jener Wechsel stattfinden kann. Und da wir ausgemacht haben, dass Kausalität nichts Anderes ist als Veränderung (Ursache -> Wirkung) hieße das, dass sich jede Kausalität vor dem Hintergrund etwa Akausalen abspielt. Jede Veränderung braucht etwas, was sich all die Zeit über nicht verändert, damit die Veränderung überhaupt als Veränderung wahrgenommen. Wenn es nichts sich immer und überall gleich Bleibendes gäbe, dann würde die Veränderung nie bemerkt werden können, da alles von ihr mitgerissen wird. Eine Veränderung aber wird nun gerade so bemerkt, dass man zwischen mindestens zwei Bezugspunkten unterscheiden kann, indem man dazwischen einen Wechsel von etwa Punkt A auf Punkt B feststellt, welcher sich durch ein Kontinuum wechselt, welches nicht zu zerteilen ist. Ich bin die ewige 0, die reine Gegenwart, die bemerkt dass die Vergangenheit -1 unterschieden ist von der Zukunft +1, die ich erwarte. Und wenn sie eintrifft, dass ich bemerkte, dass nach einer Weile die einstige -1 zur -2 wird und die einstige +1 zur -1. Dies spielt sich vor meinem inneren Auge ab, dieser Wechsel. Doch ich bin erhaben über all diese Wechsel. Andernfalls könnte ich sie gar nicht als Wechsel bemerken. Nur das unveränderliche kann die Veränderung schauen. Nur das unbewegte kann das Bewegte schauen.
Das muss ich aber, zugegeben, selbst noch etwas durchdenken. Und auch suche ich hier noch nach besseren und anschaulicheren Formulierungen.