@martenot Ich finde diese Selbstfindung im Nachhinein auch recht spannend.
Als ich gemerkt habe, dass mir gleichaltrige Jungs mehr gefallen als Mädchen(was so am ende der Grundschule war), da war mir schon bewusst, dass ich sowas niemandem erzählen darf/kann.
Ich habe bis dahin, zumindest bewusst, noch nie etwas von Homosexualität gehört. Aber irgendwie, warscheinlich weil mir eine komplett heterosexuelle Welt vorgelebt wurde, dachte ich es wäre nicht richtig und das es niemand wissen darf.
Als ich dann zum ersten mal Homosexuelle im TV wahrgenommen habe da dachte ich mir dann auch so, nein das bist du nicht.
Weil es halt anfangs nur sog. Klischee-Homos gab. Ich habe mich dann echt gefragt ob die mich verarschen wollen, weil in meiner Welt Homosexuelle eben so waren wie ich, einfach Leute die überhaupt nicht aufgefallen wären.
Weswegen ich es auch damals immer peinlich fand, wenn so meiner Meinung nach, viel zu übertriebene Charaktäre im Fernsehen zu sehen waren.
Mich dann zu outen da dachte ich, alle würden glauben ich wäre auch so. Mit nasaler Stimme, abgebrochenen Handgelenken und mehr weibisch als ein Kerl.
Heute denke ich da natürlich differenzierter drüber, weil alle so ihren Platz haben sollen, auch die die als Klischee herhalten mussten. Aber damals, als es die für mich einzigen sichtbaren Homosexuellen waren, da war mir dies im TV echt peinlich.
martenot schrieb:Als ich nach mehreren erfolglosen Anläufen endlich genug Mut gesammelt hatte, um zu einem der Treffen tatsächlich hinzugehen, war ich ziemlich verblüfft (und erleichtert), dass die Männer einfach nur dasaßen und über das Thema des Abends redeten. Vor lauter Aufregung und Befangenheit hatte ich damals kaum ein Wort rausgebracht und saß stumm wie ein Mauerblümchen in der Ecke.
Mir hat diesbezüglich dann das Internet sehr geholfen. Vorallem ein Forum mit Chat, es hieß SchwuleJungs. Das war so mein Sprungbrett in eine ganz andere, aber eben dennoch völlig normale, Welt. Da habe ich mich dann zum ersten mal wirklich mit anderen austauschen können, die oftmals das selbe durchmachten wie ich und ich habe mitbekommen, dass die doch auch alle ganz normale Menschen sind.
Erst damit konnte ich mir wirklich auch in meinen eigenen Gedanken offen sagen, "Ich bin Schwul".
Vorher wollte ich es selbst einfach nicht wahrhaben, obwohl ich es eigentlich besser wusste.
Und dann hat es zum Glück auch nicht lange gedauert, bis ich mich mal mit anderen getroffen habe, in Gaybars war und ich mich dann auch meinem Umfeld geoutet habe. Was war das für eine Befreiung. Mir sind gefühlt Tonnen an Last von den Schultern gefallen.
:D