@Coco2510Hallo Coco!
Ich hätte beinahe zu weinen angefangen, als ich Deinen Beitrag gelesen habe... aus dem einfachen Grund: Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie du dich fühlst. Ich bin selbst Borderlinepatienten, hatte früher mit Angstattacken zu tun, und Halluzinationen sind ebenfalls kein Fremdwort für mich.
Stress in der Familie, was durchaus der Auslöser sein kann, kenn ich auch - nur zu gut.
Aus diesem Grund möchte ich dir jetzt meine Empfindungen, Vorschläge und Meinungen schreiben.
Und sei mir nicht böse, wenn manches knallhart klingt, das ist nicht böse gemeint, sondern spiegelt nur meine persönliche Meinung wieder, vielleicht mag es dir helfen, vielleicht aber auch nicht.
Des weiteren möchte ich mit meinem Beitrag hier ein wenig aufklären, zumindest, was meine Erfahrungen mit Therapien, Psychopharmaka und psychischen Krankheiten angeht - denn bei manchen Aussagen standen mir leider die Haare zu Berge. Ist auch nicht böse gemeint.
Coco2510 schrieb:meine mutter sagt ich sollte ins betreite wohnheim gehen wenn ich es so scheiße zuhause finden würd .. mein dad sagt cih bin der schlüssel zu allen problemen ..hab nur noch stress in der schule. alle machen mir druck. ich kann nicht mehr und bin am ende ich halluziniere leide unter nachtangst und verfölgungswahn, svv und suizied etc. ich weiß nicht mehr weiter ..
meine eltern wissen nichts von mir , von meinen ängsten und machen noch mehr druck.. gott sei dank habe ich jetzt eine psychologin. sie meint wenn es so weiter geht soll ich medikamente nehemn und vlt in psychatrische behandlung .. was ich eigentlich nciht will.
Entgegen manchen anderen Aussagen hier in diesem Thread würde ich dir definitiv zu einer, möglicherweise auch stationären Behandlung mit allem Drum und Dran raten.
Aus dem einfachen Grund, so wie das für mich klingt, bist du im Moment akut betroffen und brauchst schnell Hilfe.
Dazu gehört leider auch die Behandlung mit Psychopharmaka - die jedoch auch abhängig machen können.
Aber... um erstmal wieder halbwegs auf den Dampfer zu kommen brauchst du erstens den Abstand aus der aktuellen Situation, die dich so fertig macht, und zweitens eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung, schon allein wegen den Suizidgedanken. Dies dient selbstverständlich auch zu deinem Schutz.
Doch ich sage bewusst: ERSTMAL! Es soll keine Dauerlösung sein. Es soll wirklich nur dazu dienen, erstmal wieder eine gewisse innere Stabilität aufzubauen, so dass du dann endlich mal auch in Ruhe über deine Situation bzw. über deine Krankheit nachdenken kannst. Denn eine Krankheit ist es - keine Frage.
Und versuche dann nicht, irgendwelche Schuldzuweisungen zu machen, oder "Was-wäre-wenn"-Geschichten. Die Krankheit hast du nun, daran lässt sich nichts mehr ändern.
Und das ist dann auch der nächste Punkt. Eine derartige psychische Erkrankung ist NICHT heilbar. Das sollte dir auch bewusst werden. So hart wie es klingt.
Jedoch kannst du damit lernen, zu leben, damit umzugehen. Und du kannst deine Einstellung dazu ändern.
Ich habe angefangen, meine Krankheit zu akzeptieren: Ja ich habe sie, ich bin Borderliner, das bin ich.
ABER: Nicht meine Krankheit beherrscht mich, ich beherrsche SIE!
Ich lerne, damit umzugehen, ich lerne, wie mit dem Druck, mich selbst zu verletzen klarkomme, Alternativen zu finden, ihn zu kompensieren, ich lerne, mich mit Situationen im Leben auseinanderzuesetzen und meine eigene persönliche Ansicht dazu zu haben und dazu zu stehen.
Ich lerne, alleine klarzukommen, ich lerne, mich auch mal von jemanden abzuwenden, wenn ich denke, diese Person tut mir nicht gut (0b ich mit der Ansicht recht habe oder nicht, steht in dem Fall nicht zur Debatte). Es geht tatsächlich um die Selbstbestimmung. Ich bestimme über das was geschieht, und was man mit mir macht - ob nun Menschen oder die Krankheit.
Doch von diesem Schritt, bzw. Lernprozess bist du noch ein Stückchen entfernt. Du musst erstmal guggen, dass du dich mit professioneller Hilfe erstmal wieder soweit aufbaust, dass du dir diese Gedanken machen kannst, ohne gleich wieder zusammenzubrechen.
Deshalb nochmal meine dringende Bitte: Bitte begib dich erstmal in psychiatrische Behandlung - nimm alles mit was du kriegen kannst. Irgendwann wirst du an den Punkt kommen, wo wieder mehr und mehr für dich selbst entscheiden kannst.
Und wenn dieser Punkt gekommen ist, und du dir WIRKLICH sicher bist, scheue dich nicht, die Behandlung dann auch abzubrechen.
So habe ich es zumindest gemacht.
Ich war in der Psychiatrie, ich war in der Psychosomatischen Klinik und ich war in einer Reha. Letzteres habe ich abgebrochen, weil ich nicht mehr weitergekommen bin. Das Ziel, für welches die Reha eigentlich vorgesehen war, habe ich nicht erreicht. Aber ich konnte mir dennoch wertvolle Hilfe mitnehmen. Und deshalb war es okay.
Anschließend habe ich auch meine Psychopharmaka absetzt - kalter Entzug - und mir geht es jetzt besser als zuvor.
Das mit den Psychopharmaka von jetzt auf gleich abzusetzen werde ich jetzt nicht unbedingt empfehlen, das ist dann eine Entscheidung, die du für dich selbst treffen musst.
Ich habe es bei mir durchgezogen, und ich bereue es nicht.
Noch eine Sache zu den Halluzinationen (geht auch an alle hier in diesem Thread): Es wurde gesagt, man bekäme Halluzinationen nur bein Konsum von Drogen. Das ist falsch!
Halluzinationen können auch unter starkem Stress und Druck auftreten.
Mir passierte es, als ich den Druck hatte, mich selbst zu verletzen.
Coco, wenn es dich triggern sollte, bitte jetzt nicht weiterlesen, okay?
Ich wollte mich verletzten, kämpfte aber dagegen an, und geriet in einen Zustand, der sich Dissioziation nennt. Man ist gleichzeitig geistig abwesend und anwesend, kriegt alles mit, hat aber keine Kontrolle mehr.
Und da habe ich die gesamte Klozelle voller Blut an der Wand gesehen. Normalerweise kann ich Bilder, die vor meinem geistigen Auge auftauchen, kontrollieren, wenn ich sie nicht sehen will, kann ich sie sozusagen "abschalten". In diesem Fall ging das nicht. Weil ich, wie gesagt, keinerlei Kontrolle mehr hatte - und das voll und ganz mitgekriegt habe.
Ein typisches Symptom bei Borderlinern und SVVLern.
So, jetzt kannst du auch wieder lesen Coco.
Habe gerade noch deinen letzten Post gesehen, in dem du schriebst, dass sich die Leute in den Psychiatrien oder ähnlichen Einrichtungen gegenseitig pushen.
Ja, das stimmt durchaus... aber das fiel mir mir beispielsweise erst auf, als ich mit meiner Einstellung schon so weit durch war, wie ich es oben beschrieben habe.
Nach Abbruch der Reha sollte ich in ein Gemeindepsychiatrisches Zentrum gehen, tagsüber.
Ich wohne alleine, meine beiden besten Freundinnen (die mich super verstehen, und die eine ist auch mein Vorbild, weil sie ein ähnliches Problem hat) auf dem gleichen Stockwerk. Wie gesagt, die neue Einstellung (siehe oben) war schon gut gereift bei mir, und aus diesem Grund ging ich auch immer aufrecht, mit einem Lächeln auf den Lippen und Optimismus im Herzen in dieses Zentrum - und buchstäblich geknickt wieder hinaus.
Da habe ich dann auch entschieden, dass ich es nicht mehr brauche und bin dem ferngeblieben.
Aber in deinem Fall ist eine Akut-Erstbehandlung (was für ein Wort *grins*) dringend notwenig.
Solltest du noch Fragen haben, oder reden wollen, oder was auch immer, scheue dich nicht, dich bei mir zu melden.
Ich werd für dich da sein, okay?
Viele Liebe Grüße und vor allem viel Kraft an dich, Coco
Ayanna