Wurstsaten schrieb am 03.02.2020:Selbst in Schloss Hamborn der Herzkammer der Waldorferziehung in Ostwestfalen sind Erzieher bis 2010 ausgerastet
Auch ich habe mich vor 15 Jahren in Hannover mit der Waldorf-Pädagogik befasst, da ich auf der Suche nach einer Alternative zum örtlichen Gymnasium war. Ich habe an einem Eltern-Einführungskurs teilgenommen, der von einem sehr charismatischen Lehrer geleitet wurde.
Ich bin relativ unvoreingenommen zu diesen Treffen gegangen und fand anfangs auch viele Ideen wirklich gut (gärtnerische und handwerkliche Arbeit) - musste aber feststellen, dass ich mit vielen Themen nichts anfangen konnte. Atlantis fällt mir spontan ein und die ideologische Verklärung, die überall durchklang.
Am vierten Abend kam die Frage nach dem Ausländeranteil auf. Der Lehrer lächelte und antwortete, das man vor einiger Zeit mal ein Kind einer 'zugewanderten Familie' aufgenommen habe, aber das habe sich schnell erledigt, weil es einfach nicht gepasst habe.
Ich bin in der Pause aufgestanden und habe den Einführungskurs für mich beendet. Zurückblieb ein ganz merkwürdiges Gefühl - auch diesen speziellen Lehrer betreffend.
Einige Zeit später habe ich von einer Freundin, deren Zwillinge auf dieser Schule waren, erfahren, dass genau dieser Lehrer wegen mehrfacher gewalttätiger Taten gegen Schüler die Schule verlassen musste. DAs hat mich dann doch geschockt... hinter dieser 'wir-haben-uns-alle-so-lieb'-Fassade war dann wohl doch nicht alles so lieb.
Mein erster Kontakt mit einer Waldorfschülerin fand während meiner eigenen Abizeit statt, als ein sehr begabtes Mädchen in meiner Ballettschule regelmäßig berichtete, dass ihre Erythmie-Lehrerin ihr das Ballett-Training am liebsten verbieten würde und immer wieder versuchte, ihr Training & Auftritte zu durchkreuzen. Ballett war ihre große Leidenschaft und es gab immer wieder Tränen und heiße Diskussionen, erzählte sie uns damals.
Mein Fazit: Nach allem, was ich heute über diese verquere Ideologie gelesen habe, bin ich froh, dass wir uns für unsere Kinder gegen die Waldorfschule und für eine 'alte' IGS entschieden haben, die sie in ihrer Entwicklung zu freien, verantwortungsvollen, kritischen (!), engagierten und friedliebenden Menschen unterstützt hat.
Ideologien, die eine kritische Auseinandersetzung systembedingt abblocken, können meiner Meinung nach auch keine freien und kritischen Menschen hervorbringen.