Wurstsaten schrieb: Erzwungene Paralellwelt, ja das ist schlimm Fokussierung auf Feen und Zwerge, ja das ist Programm
Das ist eben eines der "Verkaufsargumente" der Schule. Sie geben sich auch unglaublich Mühe mit der Ausgestaltung von Klassenräumen, dem Schulhof, das wirkt so etwas "Unsere kleine Farm" mäßig.
Mr.Wölkchen schrieb: Das Bild von der elitären Privatschule mit Vorzeige-Schülerschaft ist aber auch eher die starke Ausnahme. Wir haben in der Nähe unserer Schule auch ein Privat-Gymnasium, das so gesehen gut läuft - die können sich vor Elternanfragen kaum retten.
Es gibt schon einige sehr klare Unterschiede - bei uns wird die Waldorfschule fast nicht von Ausländern besucht, zumindest von nicht "erkennbaren" Ausländern. Böse gesagt, wenn Dr. Schmidt ein dunkelhäutiges indisches Mädchen adoptiert und Hannah nennt - dann geht Hannah auf die Waldorfschule, aufgrund des Status ihres Vaters. Sonst nicht.
Du schaffst es in der heterogenen Gesellschaft nicht, eine durchweg homogene Schülerschaft zu rekrutieren - egal, wie das Aufnahmeverfahren ist. Hier kommt es aber stark auf den Prozentsatz an. Meine Schule (Brennpunktschule) im Lockdown: 1/3 der Schüler haben nicht eine Aufgabe bearbeitet - und das, obwohl ich sie am Anfang persönlich in den Briefkasten warf und mich einmal die Woche persönlich telefonisch meldete und immer erzählt bekam "es läuft alles super". 1/3 der Schüler hat selektiv gearbeitet. 1/3 hatte alle Aufgaben bearbeitet. Versuch einer Videokonferenz 7/30 nahmen teil. Gymnasium meines Sohnes, Lateinzug - 27/28 Schülern nahmen an der letzten Videokonferenz teil. Nr. 28 hatte technische Schwierigkeiten und entschuldigte sich anschließend. 20/28 Schülern reichten ihre Aufgaben regelmäßig ein, vier nach persönlicher Aufforderung, die anderen vier nach einem Elterngespräch. Das sind durchaus andere Arbeitsvoraussetzungen.
Mr.Wölkchen schrieb: An der Bushaltestelle glänzte bereits eine Gruppe mit vollkommen asozialem Verhalten, inklusive Bierchen nach dem harten Schultag. Im Hof (wird mit dem Hort geteilt) kam mir auch eine Gruppe Mädels (so 15/16) entgegen, fröhlich rülpsend und mit einem nicht gerade tollen Umgangston.
Das ist (leider) gerade ziemlich gängiges adoleszentes Verhalten von Jugendgruppen, die nach außen provokativ auftreten und sich abgrenzen. Du hast in jeder Klasse zumindest einzelne Schüler, die sich nicht konform verhalten und die am Ende des Tages durchaus auch mal mit Gleichgesinnten provokativ ein Bierchen zischen. Auch in elitären Privatschulen (die Anwohner von Salem können da auch Liedchen davon singen). Aber: Es kommt tatsächlich auf den Prozentsatz an - hast du drei schwierige Schüler, kommst du gut klar. Hast du 20, wird dein Lehreralltag von ihnen dominiert, da sich sehr schnell die Grenzen verschieben. Die Wahrscheinlichkeit, dass du auf der Waldorfschule 20 hast, ist gering. Das liegt schon an mehreren Mechanismen: Bei Waldorf kennen sich die Eltern untereinander, da wird der Druck nicht nur von den Lehrern, sondern auch klar von den Eltern aufgebaut "euer Sohn säuft, das dulden wir nicht". Verhält man sich an einer Privatschule gegen den Schulvertrag, wird u.U. einfach gekündigt. Auf der staatlichen Schule wird der Schüler an der Schule sanktioniert, solange er nicht einen Lehrer verletzt.
Mr.Wölkchen schrieb:Sich auf einer gut laufenden Privatschule die Schüler aussuchen zu können, heißt also nicht, dass man vorwiegend brave und fleißige Kinder unterrichtet. Zumal die Schule jetzt auch nicht irgendwo in einer schlechten Gegend liegt, sondern sogar in einem sehr ansehnlichen und gut situierten Vorort.
Das würde ich so nicht unterschreiben. Du kannst ganze Problemgruppen und Probleme von vornherein ausschließen. Du kannst auch ganz anders arbeiten. Es gibt Privatschulen, die Eltern abmahnen, wenn sie den Elternabend verpassen. Wir haben Schüler, die nach sechs Wochen Sommerferien ohne Zeugnis, zwei Stunden zu spät und völlig ohne Schulmaterialien zum Unterricht erscheinen. Wir habe Eltern, die in sechs Schuljahren nicht einmal zum Elternabend kommen.