@Doors >>Die meisten Menschen konsumieren psychoaktive Substanzen zunächst mal im Familienkreis "Lass den Jungen doch mal an der Zigarre ziehen", "Lass die Kleine duch mal am Sekt nippen"<<
Ob es bei den Meisten so ist, weiss ich nicht. Aber bestimmt ist sowas schon oft vorgekommen. Ich erinnere mich noch, es war, ich glaube, Sylvester 1978 oder 79 (da war ich 3 - 4 Jahre alt), als ich das erste Mal Alkohol konsumiert habe. Das ging zwar nicht direkt von meinen Eltern aus, aber, wenn ich mich Recht erinnere, war's meine Ur-Oma, die mir gestattete, mal den Finger ins Sektglas zu tunken. Die Erwachsenen waren dann weitgehend mit sich selbst beschäftigt und keiner merkte, dass mein Finger ziemlich oft in das Glas wanderte, und als ich merkte, dass mich keiner beobachtete, wurde aus einem einzelnen Finger die ganze Faust, die ich dann abschleckte. Um das Glas tatsächlich an die Lippen zu führen, hatte ich damals noch zu viel Skrupel. Ich wusste damals noch nicht, was Besoffensein ist und hatte keine Vorstellung von Alkoholwirkung oder Drogenwirkung allgemein, aber trotzdem hatte ich sie, wenn auch ohne, dass es mir bewusst war. Und das Entscheidende: ich hab mich dabei sehr wohl gefühlt. Auch wenn das Verhalten meiner Ur-Oma Kritik verdient, stellt sich die Frage, warum ich so auf den Alkohol fixiert war, denn diese Fixierung muss ja vorher dagewesen sein. Nur eben die Gelegenheit nicht ... Denn in meinem Elternhaus wurde überhaupt kein Alkohol getrunken. Meine Mutter war strikte Anti-Alkoholikerin und mein Vater hat auch nie getrunken, nicht mal 'n Bier nach der Arbeit. Scheinbar hatte ich in diesem zarten Alter schon ein nicht unerhebliches Suchtpotenzial bevor mein Finger das erste Mal ins Glas tunkte.
>>Die meisten psychoaktiven Substanzen werden konsumiert, weil man sich davon eine Steigerung des Wohlbefindens oder eine Abmilderung des Missbefindens verspricht.<<
Ja ... Obwohl das Eine doch irgendwie gleichbedeutend mit dem Anderen ist. Denn ein Wohlbefinden, dass als (dringen?) steigerungsbedürftig empfunden wird, ist ja eigentlich kein richtiges Wohlbefinden mehr. Auch wenn ich die Worte jetzt vielleicht ein bißchen auf die Goldwaage lege, ist der Einwand ja trotzdem nicht ganz unberechtigt. Und was das Abmildern des Missbefindens angeht, das versteht sich natürlich von selbst.
>>Daher ist Drogenkonsum immer auch eine Form der Selbstmedikation<<
Ja! Dieser Aspekt ist aber bislang scheinbar noch nicht ins "Massenbewusstsein" vorgedrungen. Auch die Suchtforschung ist in ihren Erkenntnissen weiter als die Justiz. Ich kenn einen der wegen "Drogenhandel in nicht geringen Mengen" vor Gericht stand (obwohl er moralisch gesehen nichts anderes macht, als ein Kneipenwirt, aber das nur am Rande), und auf die Parallelen zwischen Heroinsucht und Fresssucht hinwies. Heroin konsumieren und Fressen sollen die gleichen Rezeptoren besetzt. Besagte Gerichtsverhandlung fand am 21.03.2001 statt und in der Zeit hat sich in der Suchtforschung viel getan. Man hat ihn zwar nicht offen ausgelacht, aber ihn nicht ernstgenommen, vielleicht sogar seinen Geisteszustand hinterfragt und HEUTE wird im Fernsehen darüber gesprochen; in Sendungen, die sich speziell mit dem Thema Suchtforschung beschäftigen natürlich. Natürlich muss man alle diesbezüglichen Erkenntnisse kritisch hinterfragen (wie alles im Leben, wenn man in der Lage ist selbstständig zu denken), aber wenn man bestimmte, für das Thema relevante Fakten überprüft, ergibt sich leicht ein ganz anderen Blickwinkel auf das Thema Sucht. Um noch mal auf Selbtmedikation zurückzukommen: Das gilt für chronische- Depression oder Ansgtzustände, (chronische) Schmerze oder sonstige Dinge, die die Lebensqualität wesentlich beeinträchtigen. Arbeits- und Beziehungsfähigkeit, ein "normales" Lebens, halbwegs glücklich und ausgeglichen. Nur natürlich nur, solange man die Droge regelmäßig zur Verügung hat. Aber wozu gibt's Ärzte (oder notfalls auch Dealer; Leider ist der Notfall oft der Normalfall)? Dass die Ärzte nur der "verlängerte Arm" der Staatsanwaltschaft oder von irgendwelchen Kommisionen sind, machts für den Betroffenen auch nicht leichter. Die Ärzte sollten statt weisser Kittel, lieber schwarze Roben tragen ...
>>Auch H konsumiert man nicht, weil man das muss, wenn man arbeits-, obdach-, perspektiv und zahnlos ist. Das wird man davon erst noch.
Zunächst probiert man es in geselliger Runde so wie andere einen Single Malt. "Probier mal!"<<
"Auch H konsumiert man nicht, weil man das muss, ..." Das ist wieder die Frage nach Ursache und Wirkung. Muss man es wirklich nicht? Und die Verelednung kommt doch eher durch die Umstände, die die Illegalität mit sich bringt unter der die Süchtigen ihre Medizin nehmen müssen. Das keiner kommt und einen dazu zwingt, sollte nicht der Normalfall sein. Ich komm noch mal auf die Hormonellen
und Biochemischen Aspekte zurück, wie z.B. Serotoninmangel (spielen noch andere Substanzen eine Rolle, aber Serotonin scheint eine Sonderstellung einzunehmen): Wenn auf dieser Ebende ein Ungleichgewicht herrscht, was starke Auswirkungen im Leben, Verhalten und Allgemeinbefinden hat, braucht unser hypothetischer Erstkosument das Heroin bespielsweise ja doch irgendwie, vielleicht ohne sich über die Zusammenhänge klar zu sein, aber obwohl es noch nie im Leben genommen hat. Mein Lieblingsbeispiel wieder: Ein Zuckerkranker ist auch von Insulin abhängig, auch wenn er's nie genommen hat. Die Gewöhnung an eine Droge entsteht natürlich erst nach dem Konsum über längere Zeit. Und auf die beliebten Begründungen, warum man mit dem Heroin angefangen hat: speziell Langeweile oder Neugier, hatte ich in einem anderen Post schon mal hinterfragt.
Ich bin in meiner alten Jugendclique bin auch nie zum Drogenkonsum überredet worden. Gruppendruck gab es bei uns null. Ich hab Dealer erlebt, die ihren Kunden graturliert und sie umarmt haben, und ihnen gesagt, wie stolz sie auf sie sind, weil sie "aufgehört" haben. Klingt zwar ein bißchen kitschig ... Aber nur ein bißchen ... aber es war so. Der "böse Dealer", mit dem man normalerweise als Endkonsument zu tun hat, ist im Grunde auch nur ein Süchtiger, der ebenfalls kein leichtes Leben hat. Und was schlimmeres machen (wenn überhaupt), als Leute, die Alkohol verkaufen tut er auch nicht, wenigstens moralisch gesehen.
Single Malt ... Und das auch noch in Gesellschaft ... Von "harten" Sachen, lass ich die Finger, nebenbei bemerkt. Wenn ich mal die Drogen aufzähle, die mich völlig umgehau'n haben wie sonst nichts auf Welt, mich völlig ausser Gefecht gesetzt haben: Harter Alkohol, Benzodiazepine und als Nichtraucher eine Zigarette zu rauchen. Aber es ist alles legal oder verschreibungspflichtig ... Keine illegale Droge hat mich so ausgeknockt ...
@marcshadowIch bin zwar nicht wyattgillette, an die sich Dein Post in erster Linie richtete, aber ich bin mal so frei, mich trotzdem dazu zu äußern.
>>Um deine ursprüngliche frage zu beantworten, es giebt nur 2 gründe warum jemand drogen nimmt 1. um einen unerwünschten zustand loszuwerden, o. 2. um einen erwünschten zustand herbeizuführen.<<
Aber wäre das nicht letztendlich doch wieder dasselbe Grund? Ich welchen Zustand man sich auch befinden mag, man will ich loswerden. Das ist der ganze Punkt.
>>das blöde dabei ist, das drogen beides nur für eine sehr kurze zeit vermögen u.man sich in aller regel schlechter fühlt, als vorher, wenn die droge nachlässt.<<
Wenn die Droge nachlässt ... Soweit muss es ja theoretisch gar nicht kommen ... Und wie Du selbst schriebst "... einen unerwünschten zustand loszuwerden, ... um einen erwünschten zustand herbeizuführen." Das hört sich an, als würde es einem, bevor man mit den Suchtmittel angefangen hat, auch nicht grade blenden ging. Man muss immer genau unterscheiden: Was kommt wirklich von der Drogen, was von den Begleitumstäden unter denen man sie konsumiert.
>>da die drogen immer mehr u. immer stärker werden müssen um das "gewünschte" ergebnis zu liefern<<
Das ist ein weitverbreitet Vorurteil. Es ist als z.B. Opiatabhängiger problemlos möglich über Jahre oder auch auf unbestimmte Zeit mit der selben Dosis auszukommen. Es sei denn natürlich man fängt an, sich selbst hochzudosieren, bzw. nimmt mehr als man eigentlich braucht. Aber selbst dann kommt schnell wieder zu der gewohnten Dosis, wenn einem auffällt, dass man sich sinnlos hochdosiert.
Runterdosieren ist wesentlich leichter als ganz aufzuhören. Mal angenommen ich krieg z.B. Methadon, sagen wir 100mg, dann wird es leichter sein, von diesen 100mg auf 10mg runterzudosieren, als von 5mg auf null.
>>letztendlich lassen drogen unsere empfindungen, die sie zunächst verstärken, abstumpfen.<<
Der Begriff Drogen bedeutet Wirkstoff. Daher sollte man den Begriff Drogen auch entsprechen differenzieren. Der Morgenkaffee ist eine Droge, ebenso Alkhol und Zigaretten, sowie Heroin. Drogennehmen und Abstumpfen haben nun so gut wie überhaupt nichts mit einander zu tun. Oder glaubst Du die Beatles haben in abgestumpftem Zustand ihre Musik komponiert und gespielt ...? Und wenn, dann doch eher die legalen bzw rezeptpflichten Dinge wie Alkohol oder Benzodiazepine. Aber das eine Droge nicht gleich illegal ist, scheint tatsächlich vielen nicht bekannt zu sein.
>>blöderweise sind empfindungen das was einen lebendigen menschen aussmacht.<<
Eine interessante, wenn auch näher zu differenzierende Behauptung.
>>auch die probleme denen man meint zu entgehen werden nicht kleiner, sondern größer,weil die fähigkeit sie zu lösen mit den drogen abnimmt.<<
Ist das so ...? Manche kommen durch die richtigen Drogen überhaupt erst in Lage, sich mit ihren Problemen auseinanderzusetzen. Drogennehmen hat nicht zwangsläufig was mit "dichtdröhnen" zu tun. Und die Illegalität einer Droge hat nichts mit ihrer (angeblichen) Schädlichkeit zu tun. Das sind eher wirtschaftliche oder industrielle Gründe, die über sowas entscheiden.
>>verbinde dir mal die augen u. vesuch dir ein spiegelei zu braten u. du weisst sofort was ich meine.<<
Nein, nicht wirklich. Aber ich habe meine Vermutungen, was DU damit meinen könntest. Drogen nehmen ist also gleichbedeutend mit blind durch die Gegendrennen ...?!
>>betäuben ist also offensichtlich die falsche lösung.<<
Erstens, was an Betäuben so schlimm? Was machst Du denn wenn Du Schmerzen hast? Und wenn Dir der Blinddarm rausgenommen werden soll, sagtst Du dann zum Anästhesisten, Betäuben ist aber die falsche Lösung ...? Drogennehmen und das, was Du "betäuben" nennst, haben grundsätzlich nichts mit einander zu tun. Oder glaubst Du, dass jemand seinen Morgenkaffee trink, um sie zu betäuben ...?
@Ilvi>>Und wenn ein Mensch das erste mal zu Drogen greift, denkst du weiß er das er seinen Körper beeinflusst?<<
Was genau diese Person für Kenntnisse über das, was Drogenkonsum im Körper und in der Biochemie bewirkt, spielt eigentlich keine Rolle. Er weiss immerhin genug, um zu wissen, dass er seinen gegenwärtigen Zustand zum Besseren verändern will. Es nimmt ja keiner Drogen, damit es ihm schlecht(er) geht.
>>Zumindest hab ich soviel Ahnung, dass ich weiß egal was ich auch meinen Körper zugefügt habe, dass erste mal hab ich jede Droge einfach weil sie DA war genommen<<
Also, da fällt mir jetzt fast gar nichts mehr ein ... Wie verzweifelt und unglücklich muss man sein, um eine Droge zu nehmen, nur weil sie da ist?! Man ist nicht süchtig, weil man Drogen genommen hat, man nimmt Drogen, weil man süchtig ist. Das alte Lied von Ursache und Wirkung ... Ich empfehle Dir freundschaftlich, Dich mit der aktuellen Suchtforschung zu beschäftigen.