@Vampirella Vampirella schrieb:Da könnt ich noch jahre weiter erzählen was es alles für nachteile und schwerwiegende symptome hat aber das ist nicht das thema.
Musst du zum Glück gar nicht, ich arbeite mit psychisch kranken Menschen und betreue selbst drei junge Frauen mit emotional instabiler Persönlichkeitsstörung, habe also eine gewisse Ahnung von der Materie
:)Ich kann nur rückmelden, dass meine drei Mädels allesamt immer wieder mit der Erkrankung und den Symptomen zu kämpfen haben, alle haben Leidensdruck, alle tragen ihr großes Päckchen, aber alle haben auch viele Dinge in ihrem Leben, die sie glücklich machen. Ihre Kids zum Beispiel. Oder Hobbies, Freunde, usw. und sie alle finden ihr Leben lebenswert. Klar ist es nicht einfach, sich da eine gewisse Grundbasis aufzubauen, mit der man diverse Probleme, die auf die Erkrankung zurückzuführen sind, einigermaßen in den Griff bekommen kann, aber es ist möglich. Und klar, nicht jeder schafft es, sich Hilfe zu holen, nicht jeder bekommt die Dinge in den Griff und nicht jeder leidet gleich stark. Aber es besteht eine nicht wirklich geringe Chance, dass das Kind sein Leben später mal als lebenswert erachten wird und das ist für mich Grund genug, es nicht auf psychische Erkrankungen zu schieben.
Vampirella schrieb:Und klar kann man nicht vorhersehen ob die eltern einen verbal oder körperlich missbrauchen werden, die meisten Eltern würden es auch von sich selbst nicht wissen oder denken, aber wenn man GANZ KLAR weiss, dass das leben des kindes enorm von leid geprägt sein wird, weil man selbst nicht in der lage ist überhaupt auf sich selbst zu achten, geschweigedenn auf ein kind ob jetzt finanziell oder psychisch, ist es egoistisch meiner Meinung nach.
Du, das seh ich auch so. Ich hab ein junges Pärchen, die haben kürzlich ein Kind bekommen. Beide mit psychischen Erkrankungen und mehreren Suchtmittelabhängigkeiten. Sie wollten ein Kind, also haben sie nicht mehr verhütet. Wir haben mehrfach reflektiert, dass es nicht empfehlenswert wäre, jetzt ein Kind zu bekommen, aber sie wollten es. Tja und dann heißt es für mich, dass ich sie darin bestmöglichst unterstütze, denn ich kann sie nicht zwingen zu verhüten und möchte, dass es allen Beteiligten am Ende möglichst gut damit geht.
Vampirella schrieb:und genau desswegen ist auch die Frau offiziell allein berechtigt zu entscheiden ob sie eine abtreibung will oder nicht und das find ich gut so.
Das finde ich auch gut! Ich würde auch keine Frau verurteilen, die sagt "Ich möchte kein Kind mit Behinderung, da ich nicht mein ganzes Leben lang in der Verpflichtung sein möchte, es pflegen zu müssen." Find ich vollkommen legitim und ist zumindest ehrlich. Aber es dann darauf zu schieben, dass das Kind gaaaaanz bestimmt kein lebenswertes Leben haben würde, halte ich halt für Bullshit.
Vampirella schrieb:Das kannst du nicht wissen. Das kann keiner aber ich kenne mehr als genug leute die sich nur zu gerne das Leben nehmen würden auf grund der Schäden die sie durch ihre Eltern trugen. Das kann man so also nicht garantieren.
Oh, na sowas..
;) Woher willst du dann wissen, was für einen anderen Menschen am Ende lebenswert sein könnte und was nicht?
Ich hab auch schon in der Lebenshilfe gearbeitet, mit Jugendlichen mit diversen körperlichen und geistigen Behinderungen und ganz egal, ob es eine leichte oder schwere Form der Behinderung war, eines hatten die Meisten gemeinsam: sie haben viel gelacht. Und das erscheint mir zumindest schon irgendwie lebenswert. Was genau das dann sein kann, ist doch vollkommen egal. Ob es für den einen ist, Mann und Kind mit Haus und Garten zu haben, oder für den anderen, die Welt bereisen zu können, oder für den nächsten wenn er Freunde hat, oder für den nächsten, sich im Garten Blumen anschauen zu können.
Vampirella schrieb:Und ich spreche nicht davon, dass jemand mal n jahr 2 arbeitslos ist oder von hartz 4 leben muss sondern von jahrelanger armut, bei der auch keine besserung in sicht ist.
Und wieso misst du Lebensqualität an finanziellen Mitteln? Die Menschen, mit denen ich arbeite, haben auch alle kaum etwas, waren teilweise jahrelang obdachlos und hatten nur Glück, dass sie bei uns gelandet sind. Natürlich gibt es auch da welche, die am Ende doch den Suizid wählen, was natürlich traurig ist und ein Risiko, mit dem man im Leben konfrontiert ist. Aber das sind eigentlich die Wenigsten (ich spreche jetzt einfach mal von meiner Einrichtung), die Meisten haben es geschafft, ihr Leben einigermaßen auf die Reihe zu bekommen. Die stürzen auch immer wieder mal ab, aber der Großteil hat eine gewisse Grundzufriedenheit. Die haben auch häufig mit Geldknappheit zu kämpfen und leiden, haben aber auch noch andere Dinge in ihrem Leben erarbeiten und finden können, die sie glücklich machen.
Vampirella schrieb:Man kann bei dem Thema einfach nicht verallgemeinern
Dann verallgemeiner doch bitte auch nicht, welches Leben lebenswert sein könnte und welches nicht.