@libertarianoneisenough schrieb:Die tragische Ironie hierbei ist, dass weder Aufmerksamkeit noch Wahrnehmung kein Akt des Freien Willens sein können.
libertarian schrieb:Meintest du wirklich "kein"?
Ja, das Ausüben von Aufmerksamkeit ist deswegen keine Willensentscheidung, weil du nicht wählen kannst, ob du Aufmerksamkeit ausüben möchtest, oder nicht. Du kannst lediglich wählen, in welcher Intensität und Qualität du es tun möchtest. Es ist prinzipiell deswegen nicht möglich, keine Aufmerksamkeit ausüben, weil es eines Zeugen bedarf, der feststellt: "Ich übe keine Aufmerksamkeit aus", was jedoch unmöglich ist, denn um das sagen zu können bedarf es ja Aufmerksamkeit. Man kann weder für sich feststellen, dass man keine Aufmerksamkeit ausübt, und schon gar nicht für jemand anderen.
oneisenough schrieb:Erfolgt dein morgendliches Erwachen von allein, oder wachst du als Folge einer freien Willensentscheidung auf?
libertarian schrieb:Nein. Aber doch kann ich es zum Teil steuern, indem ich während meiner Wachphase einen Wecker einstelle, als nur ein Beispiel.
Das Einstellen des Weckers ist zwar eine Willensentscheidung darüber, wann er klingeln soll. Doch das anschließende Aufwachen nach dem Klingeln ist nur eine Folge und der Beweis dafür, dass auch während des Schlafens Aufmerksamkeit ausgeübt wird, denn sonst würdest du nicht mehr aufwachen.
libertarian schrieb:Zu was könntest du dich denn entscheiden, wenn du schwerelos wie im Weltraum durch die Gegend driftest?
Die Liste dessen, über was ich alles in einer solchen Situation entscheiden könnte, ist endlos. Nur ein paar Beispiele: Ich könnte mich entweder dazu entscheiden, die einmalige Aussicht zu genießen, oder Angst zu haben. Oder ich könnte entscheiden, dem kleinen Androiden, der mich aus dem Raumschiff hinaus geschubst hat, um mich dieses Erlebnis erfahren zu lassen, zu sagen, er möge mich doch wieder zurückholen oder ihm zu gewähren, dass er sich weiter über meine unbeholfenen zappelnden Bewegungen kaputt lacht, etc. etc.
@libertarianlibertarian schrieb:Außerdem: Wenn jeder machen könnte, wie er wollte, auch seine gesamte Welt (physisch) erschaffen könnte, wie er denn wollte, dann wäre ein Zusammenleben gar nicht möglich.
@DelphzDelphz schrieb:Setzt man dies als Grundlage ist man nicht Schuld an dem was man tut bzw. ist man nicht dafür verantwortlich, da man aus besagten Gegebenheiten gezwungen ist so zu handeln, wie man es eben tut!
Damit genau das nicht passiert und es in ein "jeder tut das, was er für richtig hält" ausartet, haben wir Menschen Moral- und Wertvorstellungen vereinbart, ohne die ein Zusammenleben äußerst schwierig wäre.
Interessant ist ein Nebeneffekt dieser gesellschaftlichen Vereinbarungen. Denn einerseits sind wir überzeugt, dass alle Ereignisse einem Konzept von Ursache und Wirkung unterliegen. Andererseits sind es aber genau jene Moral- und Wertvorstellungen, mit denen wir die angebliche Kausalkette unverzüglich ad absurdum führen, wenn es darum geht, die Ursache für ein bestimmtes Ereignis nennen zu müssen. Etwas, das schlichtweg unmöglich ist. Aber das interessiert uns nicht, denn sonst würden unsere gesellschaftlich vereinbarten Moral- und Wertvorstellungen nicht mehr funktionieren.
Magst du ein Beispiel dafür lesen, warum es nicht geht?
Nenne mir die Ursache für deine Geburt!
:)