Es gibt gar keinen freien Willen?
06.03.2010 um 18:51@The.Secret
Das ist auch genau das worauf ich bereits vor einiger Zeit im anderen Thread hingewiesen habe.
Das Extremum dieser Verhaltensweise stellte ja grade der geistige Zombie da, der einfach funktioniert.
Ich zitiere mich mal selber:
>>
Bis auf wenige Ausnahmen befindet sich wohl kaum jemand dauerhaft in einem Zustand der wachen Präsenz. ; das Phänomen des geistigen Zombies ist also auch an sich selbst beobachtbar, wie ich schon schrieb: Oftmals betreiben wir Denkprozesse ohne wirklich bewusst dem Gang unserer Gedanken zu folgen. Vergleichbar mit einem Traum in dem wir automatisch einen Handlungsablauf folgen ohne uns dessen wirklich bewusst zu sein.
Wobei Träume, insbesondere lucid Träume offenbaren, dass eine Interdependenz zwischen phänomenalen Bewusstsein und Denken besteht, auf die ich jetzt hier jedoch nicht nähr eingehen will.
<< Aus: Metaphysik, Seele, Geist und Körper
Den Vergleich mit Traumzuständen finde ich auch sehr passend, ich würde sagen, dass sich die Frage nach der Luzidität nicht nur auf Traumzustände beziehen lässt. Eine Übung zum Steigern der luziden Traumerfahrungen besteht ja auch grade darin, sich im Wachzustand im durchbrechen der unaufmerksamen Zustände zu üben, und auslösende Momente zum erlangen von Luzidität zu finden.
Ich versuche mal meine Erkenntnisse aus der Selbstbeobachtung zu schildern:
Wenn man während einer Meditation versucht nicht zu denken, verfällt man sehr schnell in substanzielles und begriffliches ( nicht notweniger Weise sprachliches) Denken ohne es zu merken. Das trifft auch für den Versuch, seine eigenen Gedanken zu Beobachten zu. Man vermag die, sich in Sprache oder Bildern manifestierenden Gedanken Beobachten doch begreift sich die beobachtende Instanz dabei selbst auch begrifflich.
Beispiel: Ich denke darüber nach was ich heute Abend mache. Nun kann ich mich auf eine Metaebene begeben und mir gewahr werden, dass ich grade im Begriff bin darüber nachzudenken, was ich heute Abend mache.
Die beobachtende Metainstanz ist dabei jedoch nicht von prinzipiell anderer Natur. Bestenfalls hat sich der Aufmerksamkeitsstrom stärker auf mein Individualitätsbewusstsein verlagert.
Mit der phänomenalen Empfindung seiner selbst stellt sich (scheinbar) unmittelbar die Instanziierung eines begrifflichen Repräsentanten ein, dieser (nicht notweniger Weise sprachliche) Begriff ist „Ich“.
Darauf stellt sich unwillkürlich das Wissen um die Möglichkeit zur intentionalen Bezugnahme dieses Ich’s ein. Wenn das, sich in dieser Weise erkannte, Subjekt nun aus der scheinbaren Metaebene heraus beginnt den ursprünglichen Denkprozess zu beobachten und zu analysieren, so wurde keine wirkliche Transzendierung der Empfindung erreicht, denn das Subjekt ist immer noch in der begrifflichen Beobachtung und Analyse verhaftet.
Jetzt kann ich mir ebendieses Prozesses wieder gewahr werden und ihn von einer Meta–Metaebene betrachten, so lässt sich die Betrachtungsebene theoretisch beliebig inkrementieren. Dazu weiter unten mehr.
Doch zunächst zu der Frage wie phänomenale Empfindung und Denken in Zusammenhang stehen. Ich denke, bestimmte Gedanken können durchaus mit Empfindungen identifiziert werden; So erhält die Evidenz der Aussage „Ich bin“ ihre Legitimation durch die phänomenale Empfindung des Seins. Wobei genau genommen müsste es allerdings heißen: „Es ist“, den „Ich“ ist eben nur jene begriffliche Manifestation (im Sinn des oben beschriebenen Vorgangs) der Empfindung des Seins. Und hier zeigt sich bereits ein Problem, denn ein Begriff beinhaltet auch semantische Implikationen welche nicht vollständig durch phänomenales Erkennen konstituiert sind. Man muss darauf achten welche phänomenale Empfindung sich überhaupt auf eine Idee des Verstandes abbilden lässt.
Jetzt kann man zunächst mal als Hypothese annehmen, dass fundamentale Begriffe welche für rationalen Erkenntnisgewinn erforderlich sind, ihre Legitimation durch die ummittelbare Erfahrung erhalten; Zum Beispiel die Ideenkonzepte welche da sind: Existenz/Nicht-Existenz, Wahr/Falsch.
Zumindest zeigt auch meine Beobachtung, dass Interdependenzen zwischen rationalen Einsichten und phänomenalen Erkenntnissen bestehen. Die rationale Einsicht induziert scheinbar eine Empfindung welche die begriffliche Aussage phänomenal greifbar und erlebbar macht und ihr somit ihre Evidenz verleit.
Doch ist das wirklich so, oder ist dieser Eindruck auf das Unvermögen zurückzuführen sich unabhängig von seinen Gedanken zu erleben?
Zu denken gibt doch folgender Umstand: Wir erfahren Existenz unmittelbarer, daran besteht kein Zweifel. Die Idee von Nicht- Existenz ist allerdings Ausdruck des dualen Wesens unseres Verstandes. Die Idee / der Begriff von Nicht- Existenz kann mit keiner unmittelbaren Erfahrung identifiziert werden. Wie siehst du das?
Nun noch mal zu den oben angesprochenen transzendieren des bewussten Ich’s.
Ich schrieb bereits, dass sich die Betrachtungsebene theoretisch beliebig inkrementieren ließe. Die Frage ist ob und wie wir hier zu einen stetigen Prozess gelangen, der das Bewusstsein einzig auf das bewusste sein lenkt, ohne die unwillkürlichen Regungen es Denkens.
Genau das ist u.a. Gegenstand verschiedener okkulter und spiritueller Lehren. Bemerkenswert ist, dass sowohl bei Verwendung von tranceinduzierenden Substanzen und sensorischer Deprivation auf der einen Seite als auch bei Sinnesreizüberflutung und sexueller Erregung auf der andern Seite stets des phänomenale bewusst sein im Zentrum steht; Und dass genau diesen Zuständen bestimmte Erkenntnisfunktionen zugeschrieben werden.
Du betonst ja selber die Bedeutung des phänomenal bewussten Erlebten für den Erkenntnisgewinn. Wäre es dann nicht auch denkbar das mystische Erfahrungen Erkenntnisse ergeben, die ebenso wenig vermittelbar wie Qualia sind, jedoch so unmittelbar Einsicht in gewisse Mysterien liefern ;-) dass sie nicht geleugnet werden können?
Klar aus der Sicht eines physikalistisch-mechanistischen Weltbildes sind die Gedanken um Qualia konstruiert. Doch im physikalistischen Erklärungsmodell besteht nun mal eine Erklärungslücke bei der Erfassbarkeit von subjektivem Erlebnisgehalt – Was bleibt ist letztlich also nur nie Möglichkeit gewisse Fragen durch den Selbstversuch und die Selbstbeobachtung zu beantworten.
Wenn du das weiterdiskutieren willst, können wir das auch hier ( Metaphysik, Seele, Geist und Körper ) machen.
The.Secret schrieb:Mir fiel nach einiger Selbstbeobachtung auf, dass Logikformeln wie A=B=C oder 2 x 2= 4 irgendwann nicht mehr mit einem Denkprozess sondern viel eher mit einer blinden Routine oder einer unhinterfragte Dogma verbunden ist. Irgendwann plappert man diese Denkprozesse nur noch nach, anstatt sich immer wieder aufs neue damit zu beschäftigen. Nach weiterer Selbstbeobachtung ist mir aufgefallen, dass man ein ähnliches Phänomen auch im Traum erlebt (nur in deutlich verstärkter Form) das die Überzeugungen weniger mit einem Denkprozess als mit einer undurchdachten Ansicht zu tun hat. Es ist schwer das zu vermitteln was ich hier meine, vielleicht habt ihr es auch schon gemerkt, wenn man beispielsweise mit jemanden über eine gewisse Logik streitet, dann ist es vielleicht nur stellenweise so, das man die Logik durchdenkt, die meiste Zeit ist es ein abrufen des Gedächtnis.Ja Genau! :)
Das ist auch genau das worauf ich bereits vor einiger Zeit im anderen Thread hingewiesen habe.
Das Extremum dieser Verhaltensweise stellte ja grade der geistige Zombie da, der einfach funktioniert.
Ich zitiere mich mal selber:
>>
Bis auf wenige Ausnahmen befindet sich wohl kaum jemand dauerhaft in einem Zustand der wachen Präsenz. ; das Phänomen des geistigen Zombies ist also auch an sich selbst beobachtbar, wie ich schon schrieb: Oftmals betreiben wir Denkprozesse ohne wirklich bewusst dem Gang unserer Gedanken zu folgen. Vergleichbar mit einem Traum in dem wir automatisch einen Handlungsablauf folgen ohne uns dessen wirklich bewusst zu sein.
Wobei Träume, insbesondere lucid Träume offenbaren, dass eine Interdependenz zwischen phänomenalen Bewusstsein und Denken besteht, auf die ich jetzt hier jedoch nicht nähr eingehen will.
<< Aus: Metaphysik, Seele, Geist und Körper
Den Vergleich mit Traumzuständen finde ich auch sehr passend, ich würde sagen, dass sich die Frage nach der Luzidität nicht nur auf Traumzustände beziehen lässt. Eine Übung zum Steigern der luziden Traumerfahrungen besteht ja auch grade darin, sich im Wachzustand im durchbrechen der unaufmerksamen Zustände zu üben, und auslösende Momente zum erlangen von Luzidität zu finden.
Ich versuche mal meine Erkenntnisse aus der Selbstbeobachtung zu schildern:
Wenn man während einer Meditation versucht nicht zu denken, verfällt man sehr schnell in substanzielles und begriffliches ( nicht notweniger Weise sprachliches) Denken ohne es zu merken. Das trifft auch für den Versuch, seine eigenen Gedanken zu Beobachten zu. Man vermag die, sich in Sprache oder Bildern manifestierenden Gedanken Beobachten doch begreift sich die beobachtende Instanz dabei selbst auch begrifflich.
Beispiel: Ich denke darüber nach was ich heute Abend mache. Nun kann ich mich auf eine Metaebene begeben und mir gewahr werden, dass ich grade im Begriff bin darüber nachzudenken, was ich heute Abend mache.
Die beobachtende Metainstanz ist dabei jedoch nicht von prinzipiell anderer Natur. Bestenfalls hat sich der Aufmerksamkeitsstrom stärker auf mein Individualitätsbewusstsein verlagert.
Mit der phänomenalen Empfindung seiner selbst stellt sich (scheinbar) unmittelbar die Instanziierung eines begrifflichen Repräsentanten ein, dieser (nicht notweniger Weise sprachliche) Begriff ist „Ich“.
Darauf stellt sich unwillkürlich das Wissen um die Möglichkeit zur intentionalen Bezugnahme dieses Ich’s ein. Wenn das, sich in dieser Weise erkannte, Subjekt nun aus der scheinbaren Metaebene heraus beginnt den ursprünglichen Denkprozess zu beobachten und zu analysieren, so wurde keine wirkliche Transzendierung der Empfindung erreicht, denn das Subjekt ist immer noch in der begrifflichen Beobachtung und Analyse verhaftet.
Jetzt kann ich mir ebendieses Prozesses wieder gewahr werden und ihn von einer Meta–Metaebene betrachten, so lässt sich die Betrachtungsebene theoretisch beliebig inkrementieren. Dazu weiter unten mehr.
Doch zunächst zu der Frage wie phänomenale Empfindung und Denken in Zusammenhang stehen. Ich denke, bestimmte Gedanken können durchaus mit Empfindungen identifiziert werden; So erhält die Evidenz der Aussage „Ich bin“ ihre Legitimation durch die phänomenale Empfindung des Seins. Wobei genau genommen müsste es allerdings heißen: „Es ist“, den „Ich“ ist eben nur jene begriffliche Manifestation (im Sinn des oben beschriebenen Vorgangs) der Empfindung des Seins. Und hier zeigt sich bereits ein Problem, denn ein Begriff beinhaltet auch semantische Implikationen welche nicht vollständig durch phänomenales Erkennen konstituiert sind. Man muss darauf achten welche phänomenale Empfindung sich überhaupt auf eine Idee des Verstandes abbilden lässt.
Jetzt kann man zunächst mal als Hypothese annehmen, dass fundamentale Begriffe welche für rationalen Erkenntnisgewinn erforderlich sind, ihre Legitimation durch die ummittelbare Erfahrung erhalten; Zum Beispiel die Ideenkonzepte welche da sind: Existenz/Nicht-Existenz, Wahr/Falsch.
Zumindest zeigt auch meine Beobachtung, dass Interdependenzen zwischen rationalen Einsichten und phänomenalen Erkenntnissen bestehen. Die rationale Einsicht induziert scheinbar eine Empfindung welche die begriffliche Aussage phänomenal greifbar und erlebbar macht und ihr somit ihre Evidenz verleit.
Doch ist das wirklich so, oder ist dieser Eindruck auf das Unvermögen zurückzuführen sich unabhängig von seinen Gedanken zu erleben?
Zu denken gibt doch folgender Umstand: Wir erfahren Existenz unmittelbarer, daran besteht kein Zweifel. Die Idee von Nicht- Existenz ist allerdings Ausdruck des dualen Wesens unseres Verstandes. Die Idee / der Begriff von Nicht- Existenz kann mit keiner unmittelbaren Erfahrung identifiziert werden. Wie siehst du das?
Nun noch mal zu den oben angesprochenen transzendieren des bewussten Ich’s.
Ich schrieb bereits, dass sich die Betrachtungsebene theoretisch beliebig inkrementieren ließe. Die Frage ist ob und wie wir hier zu einen stetigen Prozess gelangen, der das Bewusstsein einzig auf das bewusste sein lenkt, ohne die unwillkürlichen Regungen es Denkens.
Genau das ist u.a. Gegenstand verschiedener okkulter und spiritueller Lehren. Bemerkenswert ist, dass sowohl bei Verwendung von tranceinduzierenden Substanzen und sensorischer Deprivation auf der einen Seite als auch bei Sinnesreizüberflutung und sexueller Erregung auf der andern Seite stets des phänomenale bewusst sein im Zentrum steht; Und dass genau diesen Zuständen bestimmte Erkenntnisfunktionen zugeschrieben werden.
Du betonst ja selber die Bedeutung des phänomenal bewussten Erlebten für den Erkenntnisgewinn. Wäre es dann nicht auch denkbar das mystische Erfahrungen Erkenntnisse ergeben, die ebenso wenig vermittelbar wie Qualia sind, jedoch so unmittelbar Einsicht in gewisse Mysterien liefern ;-) dass sie nicht geleugnet werden können?
Klar aus der Sicht eines physikalistisch-mechanistischen Weltbildes sind die Gedanken um Qualia konstruiert. Doch im physikalistischen Erklärungsmodell besteht nun mal eine Erklärungslücke bei der Erfassbarkeit von subjektivem Erlebnisgehalt – Was bleibt ist letztlich also nur nie Möglichkeit gewisse Fragen durch den Selbstversuch und die Selbstbeobachtung zu beantworten.
Wenn du das weiterdiskutieren willst, können wir das auch hier ( Metaphysik, Seele, Geist und Körper ) machen.