sooma schrieb:Du bist voll drüber, sorry. Hol mal Luft.
Das ist mir sogar bewusst. Aber warum mach ich das trotzdem? Weil ich ein ableistisches Arschloch bin, das sich ganz dringend über Behinderte lustig machen will? Wohl kaum.
Ich hab meine Motivation vielfach deutlich klar gemacht, und hab ebenso deutlich klargestellt, dass diese Art von Reaktion auf solcherlei "humoristische Einlagen", die ich gleichermaßen als drüber empfinde, keinen Mehrwert bringt - niemandem. Wo soll er auch sein?
Ganz im Gegenteil, wie man an dem Gegenshitstorm jetzt sieht. Ein Shitstorm jagt den nächsten; jede Diskussion, die ich darüber führe, ist größtenteils mit toxischem Shittalk aufgeladen, und diese Stimmung produziert auch andauernd neue Opfer. Ist das wirklich so schwer zu sehen, gar zu verstehen? Ist das seitens der Gesellschaft zu begrüßen?
fischersfritzi schrieb:Das hier ist ein Diskurs zu einem konkreten Thema, mit divergierenden Meinungen.
Mir bleibt unklar, wo du hier "Krieg" siehst oder warum du eine Diskussion als Kriegshandlung erlebst.
Daraus kann vermutlich keine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Thema erwachsen.
So sieht für dich ein ernsthafter Diskurs aus? Ich spreche ja nicht nur über hier, wobei sich innerhalb dieser digitalen Mauern noch halbwegs gesittet aufgeführt werden muss - die Betonung liegt auf muss; wenn wir könnten, wie viele wohl wollten, mich eingeschlossen, würde hier schon längst das reinste Chaos herrschen, und jeder wäre bereits zig mal beleidigt, beschimpft, und verbal mit dem Boden gleich gemacht ..
Tendenzen dazu liest man immer wieder, wenn auch nur in einer gedämpften und abgeschwächten Form, weil der Mod halt drüber wacht. Sowas ist über weite Strecken eben kein Diskurs auf Augenhöhe zum Austausch divergenter Meinungen, sowas ist psychische Gewalt, und mündet letztlich bei entsprechender Zuspitzung gerne auch mal im Krieg; damit meine ich, dass Menschen auf den Straßen handgreiflich werden, etc
Darüber hinaus spreche ich auch über all das, was da draußen an Hass verbreitet wird, nur weil Menschen glauben, dass ihnen zB mit einem blöden Witz die Ehre ankratzt oder gar genommen wird, wie es in dem konkreten Fall gerade vorliegt. Warum muss man sowas ganz dringend annehmen, frage ich hier immer wieder, und immer wieder werde ich darauf verwiesen, dass das halt einfach so ist, weil sich da einige zu Wort gemeldet haben, und es eben so empfinden. Hm, gut, denk ich mir.. Wenn das manche so empfinden, andere offenbar nicht, dann kann man das schon mal nicht verallgemeinern, und demzufolge lässt sich eben auch keine klare Regel diesbezüglich extrahieren. Dann müssen die, die sich verletzt fühlen, und die, die verletzen, erstmal gesittet zusammen kommen, und irgendeinen vernünftigen Kompromiss dazu suchen, nicht wahr?
Dennoch, und hier ist der wirklich gefährliche Knackpunkt des Ganzen, wird immer wieder versucht diese klaren Regeln aufzustellen, in vollem Bewusstsein darüber, dass sie eben so nicht mit der Wirklichkeit korrespondieren. Beispiel: Klischees, besonders wenn man noch über sie lacht, sind rassistisch, sexistisch, oder wie vorliegend ableistisch; .. aber wer sagt das, und warum?
Klischees sind aus meiner Sicht erstmal einfach nur hochgradig abstrahierte Bilder von zB in dem Fall Ethnien, Geschlechtern, und Behinderten. Warum in des Herrn Namen muss man ein Klischee gleich zu einer Abwertung dieser Gruppen hoch stilisieren, und es nicht einfach als das betrachten, was es ist. Eine bloße Denkverkürzung für die meisten Menschen, weil schließlich die Gehirne vieler einfach so funktionieren, dass ständig alles abstrahiert- und in diesen vereinfachten Denkmustern weiter verarbeitet wird.
Man bastelt sich also eine Regel gegen die natürliche Funktion des Denkapparates vieler Leute zurecht, und erwartet trotzdem, dass sie befolgt würde, sonst ist man dann halt sehr sauer.
Wie erfolgreich wird diese Strategie wohl sein, hm?
Und vor allem, wo sind die gesellschaftlichen Vorteile für uns alle; also nicht nur für die, die sich die Regel ausgedacht haben, und da halt ein wonniges Bauchgefühl bekommen, wenn man sie befolgt, wobei sie sie selbst oft nicht mal hundertprozentig befolgen können, weil sie einfach völlig unpraktisch im Alltag ist.
Beispiel: das Lachen über Behindertenklischees ist ableistisch, weil es DIE Behinderten als vermeintlich homogene Gruppe verletzt.
Nur gibt es halt diese Gruppe so gar nicht; also hat man hier auch nur was abstrahiert, verallgemeinert, und sich wieder nur ein Klischee gebaut, das da jetzt heißt: DIE Behinderten sind halt so, dass sie Klischees über sie verletzen, wobei sich auch darüber aufgeregt werden kann, weil man sich als Behinderter genauso dagegen wehren kann, in das neue Klischee rein gepresst zu werden.
Man verschiebt das Problem also nur auf eine andere Ebene, und hat unterm Stich nichts gewonnen, aber dafür jede Menge Verwirrung und Ungemach gestiftet.
Wieder die Frage, wo ist der Sinn solcher Regeln, wo nützen sie der Gesellschaft im Ganzen?
Sehe ich weiter nicht, und werde weiter diese in meinem Dafürhalten unsinnige Praxis so lange hinterfragen, bis sich einer findet, der die von mir benannten Fragen und Probleme auflösen kann.. Vorher ist da für mich nicht mehr als eine Art von Wortmagie, die die Welt besser machen soll, aber leider -wie es bei Magie immer der Fall ist- nicht wirklich gegen die Naturgesetze verstoßen kann.