Warum zahlen Frauen beim Friseur mehr als der Mann?

nairobi schrieb:Bei einem deutschen Friseur wurde mal von der Leiterin des Salons gesagt, türkische Friseure würden nur einen einzigen Schnitt können.
Keine Ahnung, ob das stimmt.

Nein das habe ich nicht so kennen gelernt.

Im Gegenteil. Die meisten deutschen Salons können weder mit Faden Haar entfernen noch gewissen Techniken mit dem Rasiermesser ausüben. Ich empfand es immer als umgekehrt: deutsche Salons kennen bei Männern nur den Facon schnitt.

@Basto Du scheinst vom Fach zu sein.
Hast Du Dich zu der Threadfrage schon geäußert?

@Tussinelda gehst Du zu Unisex?

@nairobi
Noch nicht.

Zur Frage:

Ich selbst kann das nicht nachvollziehen. Wenn wir die TE der Fall im Salon sitzt, kurze Haare, dem Herrenschnitt zugewandt, dann nehme ich keinen Preis den ebenso voll langhaarige Frauen zahlen.

Den Preis macht jedoch die Inhaberin, nicht die Friseurin. Die Inhaberin macht sich meines Erachtens um sowas keine Gedanken. Wieso? Weil sie froh ist um jeden Cent der rein kommt. Wir sind das mit Abstand am schlechtesten bezahlte Handwerk. Sie kann es sich also gar nicht leisten, den Preis gendergerecht anzupassen.

Inflation und die ohnehin schon magere Ausbeute im Monat machen es nicht leicht.

Ich kenne keinen Salon der die Preise dahingehend angepasst hat. Aber in anständigen Salons gibt es wenigstens ein „nice to have“ Geschenk dazu wie ein kostenloses Marken Shampoo oder Styling Produkt. Um das eben aufzufangen für den Kunden.

Es ist also wie fast überall: Augen auf bei der Salon Wahl!

Basto schrieb:Es ist also wie fast überall: Augen auf bei der Salon Wahl!

Ich gehe seit Jahren in einen bestimmten Salon. Bisher bin ich da ganz zufrieden. Trotz meines Umzugs gehe ich da noch hin. Die haben manchmal so Aktionen. Wie man kauft eine Wertkarte von 100 Euro, zahlt dafür 85 Euro. Oder man erwirbt 250 Euro Guthaben, zahlt 205 (glaube ich).
Oder Sonderaktionen zur Weihnachtszeit.
Außerdem gibt es eine Treuekarte. Beim 6. Besuch werden 5 Euro abgezogen.
So kann man als Kundin doch etwas sparen.
Die Preise gingen nämlich seit Corona schon in die Höhe.

@nairobi
Eben. Ohne solche Angebote geht gar nichts mehr. Es tut finanziell auf beiden Seiten weh.

Also, ich finde diese "Schnitt-Kalkulation", von der immer wieder gesprochen wird, ganz nachvollziehbar: "Im Schnitt" machen Frauen mehr Arbeit, also zahlen sie von vornherein mehr.

Ich mach das jetzt auch so. Ich bin Steuerberaterin. "Im Schnitt" verdienen Männer mehr als Frauen. Ich werde ab sofort Männern automatisch mehr berechnen, auch wenn sie dasselbe verdienen wie die Frau, deren Steuererklärung ich direkt davor gemacht hab. Das hat aber nix mit Geschlechterungleichheit zu tun, sondern ist reine Kalkulation.

(Ich gehe optimistisch davon aus, dass jeder verstanden hat, wie ich das meine. - Und ganz abgesehen davon, möchte ich betonen, dass ich Friseure und Friseurinnen im Allgemeinen absolut nicht für überbezahlt halte!! Das grundsätzliche Preisgefüge finde ich eher an der unteren Grenze des Möglichen - vergleicht das mal mit anderen Handwerkern!!)

@Cleo13
Deine Ausführung trifft den Nagel auf dem Kopf. Den Grund warum Frau nun für die gleiche Leistung (oder auch für weniger) mehr bezahlt, ist noch immer nicht schlüssig erklärt (geklärt) worden. Zumindest kommt der Humor nicht zu kurz

Basto schrieb am 01.08.2024:Wir sind das mit Abstand am schlechtesten bezahlte Handwerk.

Das ist im Grunde wie in der Gastronomie. Die Menschen haben sich daran gewöhnt, dass (manche) Dienstleistungen billig sein müssen. Zwar werden die meisten sagen, man muss Arbeit auch gut bezahlen - aber das endet meist dort, wenn sie selbst diejenigen sind, die zahlen.
Wenn ein Mensch für einen arbeitet, dann kostet das eben Geld. Und entweder beutet man den Dienstleister aus oder man muss mehr dafür bezahlen (wohlgemerkt, das gilt für Bereiche, die gerade so über die Runden kommen. Am Ende des Tages ist es so einfach. Wäre da nicht das Problem, dass viele Menschen nicht genügend Geld haben, gut zu bezahlen. Da drehen wir uns etwas im Kreis.

Wer von den ganzen hier am Thread Beteiligten, die sich ungerecht behandelt fühlen, hat denn schon die Diskussion mit seiner Friseurin gesucht?
Was kam dabei rum?
Oder zumindest mit den Füßen abgestimmt?

Cleo13 schrieb:Ich mach das jetzt auch so. Ich bin Steuerberaterin. "Im Schnitt" verdienen Männer mehr als Frauen.

Das ist aber logisch falsch. Du müsstest sagen: Im Schnitt machen Steuererklärungen von Männern mehr Arbeit und deswegen berechnest du dort im Schnitt mehr. So war die obige Aussage. Das bezog sich auf die Menge an Arbeit und hat damit eine unmittelbare Auswirkung auf den Umfang der Leistung, nicht auf einen Bereich, der nichts mit der Leistung zu tun hat.
Das wäre durchaus ein belastbares Vorgehen, wenn man pauschalieren möchte.

azazeel schrieb:Wäre da nicht das Problem, dass viele Menschen nicht genügend Geld haben, gut zu bezahlen. Da drehen wir uns etwas im Kreis.

Genau so.

Solange sich die das nicht ändern wird Handwerk immer niedrig bezahlt bleiben.
Generell bin ich der Meinung, arbeiten ( Dienstleistungen ) am Menschen sollten absolut sehr gut vergütet werden, so nah wie du der Anzeige wegen Körperverletzung dabei stehst.

Basto schrieb:Solange sich die das nicht ändern wird Handwerk immer niedrig bezahlt bleiben.

Dann bleibt nur, Reiche mehr in die Pflicht zu nehmen. Erbschaften und Vermögen mehr zu besteuern. Denn wo sonst soll das Geld dafür herkommen?
Bleibt die Frage, warum wir das als Gesellschaft - und da sind die ärmeren Wähler komischerweise voll mit dabei - nicht machen.

Basto schrieb:so nah wie du der Anzeige wegen Körperverletzung dabei stehst

Das halte ich für etwas übertrieben. Der Kunde willigt in eine Behandlung ein. Wenn Du nicht gerade fahrlässig bei der Anwendung z.B. ätzender Substanzen bist und dadurch erhebliche körperliche Schäden verursachst, bist Du von einer Strafbarkeit weit weg. Zivilrechtlich sind Schadensersatzansprüche sicherlich denkbar, aber sowas trifft auf jeden Handwerker zu. Aber sicherlich ist es so, dass bei der geringen Marge im Frisörhandwerk das nicht gerade gut mit eingepreist ist.

Bei der privaten Krankenversicherung und auch bei anderen Versicherungen ist es auch so, dass Männer und Frauen einen unterschiedlichen Beitrag zahlen. Ist eben so...

@nairobi

nairobi schrieb:Ist eben so...

Das hat schon etwas andere und wissenschaftlich nachvollziehbare Gründe als die unterschiedlichen Preise beim Friseur, der Vergleich hinkt.

Oder erkläre doch bitte den biologischen Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Haar bezüglich des Aufwandes beim Waschen/Schneiden/Rasieren.

1. Die Struktur des menschlichen Haares wird von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst.
Zu den äußerlichen Faktoren gehören

Pflegeprodukte
Häufigkeit und Intensität der Haarwäsche
chemische Einflüsse (Strähnchen, Tönung, Färbung, Chlorwasser in Schwimmbädern, etc.)
mechanische Einflüsse (starker Zug z.B. durch Pferdeschwanz- oder Dutt-Frisuren, ständiges Tragen von Schutzhelmen)
thermische Einflüsse (heißes Föhnen, Dauerwelle oder auch der Einfluss von ultraviolettem Licht z.B. durch ständige Sonnenexposition oder durch Solarien)
Zu den inneren Faktoren gehören

ausreichender Schlaf
angemessene Flüssigkeitszufuhr durch ausreichendes Trinken
ausgewogene und vitaminreiche Ernährung
Zustand der Blutgefäße (beeinträchtigt durch Rauchen, Arteriosklerose bei zu fettem Essen)
ausgeglichene Schilddrüsenfunktion
ausgewogener Hormonstatus (Gleichgewicht zwischen der weiblichen und der männlichen „Hormonschiene“)
Abwesenheit innerer Erkrankungen bzw. gastro-intestinaler Störungen (z.B. Resorptionsstörung für bestimmte Spurenelemente wie Zink oder Eisen)
Abwesenheit von Medikamenten, die sich negativ auf die Haarstruktur bemerkbar machen könnten (z.B. Betablocker, Lipidsenker, bestimmte Antidepressive, Marcumar oder Zytostatika).
Eine Änderung der Haarstruktur im Laufe des Lebens kann mit einer Änderung all dieser Faktoren entweder einzeln oder in Kombination ausgelöst werden. Meistens erfolgt die Änderung eher von kräftigem zu feinem Haar, von glänzendem zu stumpfen, von glattem, seidigen zu stumpfen, strohigem Haar, von eher lockigem zu dünnem, an der Kopfhaut anliegendem Haar, von locker luftigem zu fettigem, schmierigen Haar als umgekehrt.

2. Unterschiede zwischen Männern und Frauen.
Unterschiede bestehen in der Dicke der Haare (Männer haben in der Regel kräftigere Haare als Frauen) und in der Anfälligkeit gegenüber Pflegefehlern. Da Männer in der Regel kürzere Haare haben als Frauen machen sich Pflegefehler deutlich weniger stark auf die Haarstruktur bemerkbar als bei Frauen.

Auf der anderen Seite reagiert das männliche Haar (insbesondere im Oberkopfbereich) empfindlicher auf hormonelle Einflüsse als das Haar der Frau. So entwickeln mindestens 50 % aller Männer im Laufe ihres Lebens einen hormonell bedingten Haarausfall bis hin zur Teilglatze oder Glatze; bei Frauen sind es lediglich knapp 25 % und eine typische Glatze entwickelt sich bei Frauen in aller Regel nicht.

Quelle: https://derma-neuerwall.de/ratgeber/haare/haare-im-laufe-des-lebens/#:~:text=Unterschiede%20bestehen%20in%20der%20Dicke,Haarstruktur%20bemerkbar%20als%20bei%20Frauen.

@gagitsch

sooma schrieb:bezüglich des Aufwandes beim Waschen/Schneiden/Rasieren.

;)

nairobi schrieb:Bei der privaten Krankenversicherung und auch bei anderen Versicherungen ist es auch so, dass Männer und Frauen einen unterschiedlichen Beitrag zahlen. Ist eben so...

Ich habe halt auch gehört, dass Frauen z.b. gefragt wurden ob sie Kinder wollen, wenn sie sich um eine Job bewerben, das aber eigentlich verboten ist. D.h. der Arbeitnehmer hat einen Schaden, wenn eine Frau viele Kinder bekommt da sie eben für die Zeit ausfällt und Frauen eben öfter daheim bleiben und er eben die Ausbildung bezahlt, Ersatz suchen muss usw.

Das ist auch der Grund warum weniger Frauen eingestellt werden, da dort eben Ausfallgefahr besteht. Das hat also nicht unbedingt mit Sexismus zu tun. Da selbst wenn Frauen priviligiert sind, das noch passiert.

MmN sollte man auf jedenfall die Kosten für Kinder bei der Frau herausrechnen gerade bei der privaten Krankenversicherung, da man ja will das die Gesellschaft mehr Kinder bekommt.

Bei Krankenversicherung finde ich es auch komisch Frauen kosten mehr aber leben länger. Manche vermuten da aber auch genetische Gründe, dass das Y-Chromosom mit der Zeit geschädigt wird, wenn ich mich noch richtig erinnere.

sooma schrieb:bezüglich des Aufwandes beim Waschen/Schneiden/Rasieren.
;)

eben, andere Produkte sind wohl ratsam, wenn ein Haartyp empfindlicher ist.

Das Schneiden soweit man da bei Techniken unterscheiden mag, wird eben durch die Struktur ebenso anders gehandelt.

Für die normale Schere oder den normalen Rasierer dürfte es keine Unterschied machen. Bei Haaren mit Spliss könnte das bereits diversen Mehraufwand bedeuten....

Basto schrieb am 01.08.2024:Ich selbst kann das nicht nachvollziehen. Wenn wir die TE der Fall im Salon sitzt, kurze Haare, dem Herrenschnitt zugewandt, dann nehme ich keinen Preis den ebenso voll langhaarige Frauen zahlen.

Wärst Du so nett mal zu erklären warum "voll langhaarige" Frauen angeblich mehr Aufwand sein sollen?
Ich hab lange Haare ohne Stufen und meine Frisörin muß wirklich nur die Spitzen schneiden. Das ist (und dafür muß man kein Profi sein um das beurteilen zu können) wesentlich weniger Aufwand als ein akkurater Kurzhaarschnitt bei dem jedes Härchen sitzen muß und geht auch entsprechend deutlich schneller. Keine Linien die sauber ausrasiert werden müßten, keine Übergänge die sauber verblendet werden müßten, nichts dergleichen, keine fitzeligen Details, keine zusätzlichen Gerätschaften außer der Schere.
Ja OK, ich gönn mir da beim Waschen zusätzlich Pflege, aber das lässt sich ja easy berechnen und dafür zahl ich auch gerne (genauso wie ich mittlerweile absolut überzeugt bin von "Frisör-Shampoo").
Trotzdem bezahl ich mehr beim Frisör als Männer deren Schnitt deutlich mehr Zeit kostet (jetzt mal ohne Pflege und Produktkauf).
WARUM?
Und nein, ich möchte hier ganz sicher nicht meine Frisörin an den Pranger stellen, im Gegenteil, sie hat mittlerweile ihren eigenen Salon und ich fahr da extra 'ne halbe Stunde hin (vorher konnte ich zu Fuß mal eben hinlaufen).

Cleo13 schrieb:Also, ich finde diese "Schnitt-Kalkulation", von der immer wieder gesprochen wird, ganz nachvollziehbar: "Im Schnitt" machen Frauen mehr Arbeit, also zahlen sie von vornherein mehr.

Ich bezweifle das nach wie vor dass Frauen mehr Arbeit machen. Klar gibt's da häufiger spezielle Anwendungen wie Färben etc., aber allein der Schnitt rechtfertigt das ganz sicher nicht, Kurzhaarschnitte machen viel mehr Arbeit und verzeihen kein falsches Härchen, dagegen ist das Spitzenschneiden nun wirklich ein Witz (aber trotzdem teurer).