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Der Holocaust - Erinnerungen an ein Jahrtausendverbrechen

72 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Holocaust, Erinnerungskultur ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Holocaust - Erinnerungen an ein Jahrtausendverbrechen

gestern um 15:04
Zitat von ockhamockham schrieb:dann drängt sich mir das Bild auf, dass das ganze ein 2000 Jahre alter Konflikt ist
Judenfeindschaft geht bis weit in die Antike zurück. Gründe waren u. a. die Ablehnung der antiken Herrscherkulte durch die monotheistischen Juden, die Wahrung ihrer Identität als Volk gegenüber fremden Einflüssen und die dadurch entstehenden Konflikte. Mehr dazu hinter dem Link.
Antike Judenfeindschaft bezeichnet eine Judenfeindlichkeit in der Epoche der antiken Geschichte Israels (etwa 1300 v. bis 135 n. Chr.), die sich seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. im Tanach und außerbiblischen Quellen niederschlug. Verfolgungen des Judentums zielten unter Antiochos IV. [hellenistischer König im Nahen Osten] um 170 v. Chr. erstmals auf dessen Vernichtung, blieben aber regional und zeitlich begrenzt und erfolglos.
Quelle: Wikipedia: Antike Judenfeindschaft


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Der Holocaust - Erinnerungen an ein Jahrtausendverbrechen

gestern um 15:09
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Das Christentum ist bekanntlich aus dem Judentum hervorgegangen und war schon deshalb für weite Teile des völkisch-rassistischen Spektrums einschließlich des Nationalsozialismus ein Feindbild.
Das halte ich für so nicht haltbar. Berichte, wie die Geistlichen in der Wehrmacht agierten, gibt es unterem im Tagesspiegel und der WELT.

Dort heißt es unter anderem:
Die theologische Rechtfertigung kaprizierte sich allein auf das eigene Volk als von Gott geschaffene Entität und stellte den Gedanken einer universalen Nächstenliebe hintan, sagt Pöpping. Natürlich gab es auch eine Verschränkung völkischer und biblischer Motive. Konkret aber bedurften die Kirchen nicht einmal des völkischen Gedankens, um sich dem Führer und seinen Maximen unterzuordnen. Auch solche Pfarrer, die überhaupt nicht nationalsozialistisch eingestellt waren, erklärten mit Verweis auf die Bibel, dass die Obrigkeit von Gott gesetzt sei. Letztlich konnte der weltliche Herrscher Adolf Hitler machen, was er wollte – im Hinblick aufs Vaterland blieben die kirchlichen Kräfte auch noch bei heftigsten Bauchschmerzen loyal. Zumal man im Hinblick auf die Wehrmacht eine Opfertheologie entwarf und den deutschen Soldaten eine Wiederholung der Passion Jesu Christi auf den Leib schrieb.
https://www.tagesspiegel.de/wissen/wie-die-kirchen-die-wehrmachtsseelsorge-bis-heute-verklaren-5511274.html

weiter heißt es da:
„Was den Antibolschewismus angeht, waren die christlichen von den nationalsozialistischen Diskursen dabei kaum zu unterscheiden“, sagt Pöpping. Sowohl die katholischen als auch die evangelischen Pfarrer konzipierten die atheistischen Bolschewiki als seelenlos, weshalb man mit ihnen auch nicht wie mit beseelten Menschen zu verfahren brauchte. In der Praxis ließ sich diese Lesart, mit der man die Kommunisten aus der Sphäre des Menschlichen hinausinterpretierte, beinahe lückenlos mit der nationalsozialistischen Vorstellung vom Untermenschen in Einklang bringen. Im Hinblick auf die Juden findet sich in den Tagebuchquellen zuweilen die Idee, ihre Vernichtung sei als göttliche Konsequenz der uralten jüdischen Volksschuld zu interpretieren. Vielfach werde zur Schoah aber auch schlicht geschwiegen, obwohl die Kriegspfarrer von den genozidalen Absichten ihrer Arbeitgeber definitiv Kenntnis hatten.
und
Nach dem Krieg, aus dem die Kirchen als Institutionen halbwegs unbeschadet hervorgingen, strickten die ehemaligen Kriegspfarrer selbst in ihren Kriegserinnerungen an der Legende einer „sauberen Wehrmacht“. Kritische Diskurse kamen erst in den politischen Umbrüchen der 1960er Jahre auf und wurden von außen an die Kirchen herangetragen. Bis heute finde man eine verharmlosende Lesart, die die Aktivitäten der Geistlichen in der Wehrmacht auf die Verkündigung des Evangeliums und das Spenden von Trost reduziere, sagt Pöpping: „Es gibt immer noch Kirchenhistoriker, die betonen, was für einen heldenhaften Kampf die Wehrmachtsseelsorge im Zweiten Weltkrieg geführt habe.“ Pöppings Forschung räumt mit solchen Mythen auf.
mehr über Kriegspfarrer auch hier:

https://www.welt.de/geschichte/article159596582/Wie-Kriegspfarrer-Front-und-Holocaust-erlebten.html


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Der Holocaust - Erinnerungen an ein Jahrtausendverbrechen

gestern um 15:37
Zitat von SchubiackSchubiack schrieb:Das halte ich für so nicht haltbar.
Es wurde von den Vertretern dieser Ideen selbst in ihren Schriften verbreitet und auch praktisch umgesetzt. Siehe unten. Du betrachtest gerade die Seite der Anbiederer, da gab es gab natürlich solche Gruppen wie die Deutschen Christen. Ich schrieb aber von der Denkweise des NS-Regimes und seiner Vorläufer, und da sieht die Sache anders aus. Für diese war das Christentum ein fremdländischer Einfluss, der "germanisiert" oder beseitigt werden sollte. Gerade die jüdischen Wurzeln waren dabei das Kernthema.
Obwohl sich das Hitler-Regime weitgehend auf die Unterwerfung und Verdrängung der christlichen Kirchen beschränkte und eine „Endlösung der Kirchenfrage” bis zum Kriegsende verschob, gab es innerhalb des Regimes auch weit radikalere Gruppierungen, die eine alsbaldige „Entchristlichung“ des deutschen Volkes forderten. Schon Anfang des Jahrhunderts hatte es verschiedene neuheidnische Ströme in Deutschland gegeben, die oft völkisch-rassistische Anschauungen vertraten und die spirituelle Regeneration der Nation durch ihre angeblich wahre nordisch-germanische Religion anstrebten. Nach 1933 unterstützte die NSDAP offiziell die sogenannte „Gottgläubigkeit“, eine neuheidnisch-angelehnte Ersatzreligion, die bis 1939 über 3 Millionen Anhänger unter der deutschen Bevölkerung zählte.
Quelle: https://ghdi.ghi-dc.org/sub_document.cfm?document_id=1573&language=german
Zentral für die völkische Weltanschauung war die Forderung nach einer arteigenen, d. h. einer Rasse und Volk wesensgemäßen Religion. Entsprechend der heterogenen ideologischen und organisatorischen Struktur der Bewegung gab es aber keine gemeinsamen religiösen Überzeugungen, sondern sehr unterschiedliche religiöse Entwürfe. Sie reichen von einem arisierten und germanisierten Christentum bis zur entschiedenen Ablehnung des Christentums und dem Versuch der Wiederbelebung vermeintlich vorchristlicher germanischer Glaubensvorstellungen. Teilweise wurden auch Elemente der Esoterik aufgenommen.
Quelle: Wikipedia: Völkische Bewegung

Wie solche Anschauungen konkret aussahen, zeigt z. B. Mathilde Ludendorff:
An der Seite ihres dritten Ehemannes Erich Ludendorff wurde sie eine bekannte Vertreterin der völkischen Bewegung. Sie begründete die völkische Bewegung der „Deutschen Gotterkenntnis“ und veröffentlichte mit ihm gemeinsam verschwörungstheoretisch orientierte Schriften, die ein politisches Wirken der – von ihr so bezeichneten und verstandenen – „überstaatlichen Mächte“ des Judentums, der Jesuiten und der Freimaurer behaupteten. (...) Der Hexenwahn sei orientalisch-jüdischen Ursprungs und von der Kirche zur Zersetzung des Heidentums verbreitet worden mit dem Ziel, gegen germanische Frauen vorzugehen.
Quelle: Wikipedia: Mathilde Ludendorff


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gestern um 15:50
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Ich schrieb aber von der Denkweise des NS-Regimes und seiner Vorläufer, und da sieht die Sache anders aus.
So ist es, und deswegen heißt es in meinem Link oben ja auch:
Obwohl von Anfang an ausgemacht war, dass man die Kirchen als gesellschaftliche Kräfte nach dem „Endsieg“ ausschalten wollte, betrieb das Regime bis 1942 eine aktive Förderung der militärischen Seelsorge. Hitler sei zunächst der Überzeugung gewesen, so Pöpping, dass der christliche Glaube an ein Leben nach dem Tod auf dem Schlachtfeld für die Moral der Truppe hilfreich sei. [...]

[...] Trotzdem scheute man sich vor einer endgültigen Beseitigung und wählte eine Taktik des Ausschleichens.
(https://www.tagesspiegel.de/wissen/wie-die-kirchen-die-wehrmachtsseelsorge-bis-heute-verklaren-5511274.html)


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gestern um 15:58
Zitat von BorrominiBorromini schrieb:Ich schrieb aber von der Denkweise des NS-Regimes und seiner Vorläufer, und da sieht die Sache anders aus.
Das heißt aber noch lange nicht, dass die Kirchenvertreter das auch so wahrgenommen haben. Oder geglaubt haben, dass das am Ende wirklich ernst gemeint ist und umgesetzt wird.

Sondern zunächst waren viele einmal froh, jemanden zu finden der gegen die Kommunisten usw. vorgeht. Erst als dann kirchliche Jugendorganisationen verboten wurden oder Predigten überwacht fand man das nicht mehr so toll, weil man nun plötzlich selbst betroffen war.


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Der Holocaust - Erinnerungen an ein Jahrtausendverbrechen

gestern um 16:48
Zitat von BorrominiBorromini schrieb: Judenfeindschaft geht bis weit in die Antike zurück. Gründe waren u. a. die Ablehnung der antiken Herrscherkulte durch die monotheistischen Juden, die Wahrung ihrer Identität als Volk gegenüber fremden Einflüssen und die dadurch entstehenden Konflikte. Mehr dazu hinter dem Link.
Ich habe mich im Rahmen meines Geschichtsstudiums einmal exemplarisch mit der Geschichte der Juden in Villingen-Schwenningen beschäftigt - ich weiß leider nicht, wie repräsentativ das ist. In Villingen war es durchaus so, dass es im Mittelalter Pogrome gegen Juden gab, vor der NS Zeit die in der Stadt ansässigen Juden aber sehr gut in das städtische Gefüge eingebunden waren, z.B. im Sportverein (Vorsitz) oder in der Fastnacht (Zunftmeister, eine sehr ehrenvolle Position). Das änderte sich dann während der NS Zeit, prinzipiell haben die gleichen Leute, die jahrelang friedlich mit den Juden zusammenlebten, auch die Synagoge angezündet.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Das heißt aber noch lange nicht, dass die Kirchenvertreter das auch so wahrgenommen haben. Oder geglaubt haben, dass das am Ende wirklich ernst gemeint ist und umgesetzt wird.
Auch in Villingen-Schwenningen: Die Pfarrer versteckten Juden auf der Flucht in die Schweiz in den Pfarrhäusern, teilweise auch über Monate. Kompliziert wurde die Sache, als sich die Opernsängerin Margarethe Sterneck selbst das Leben nahm (im Pfarrhaus) und die Leiche heimlich beseitigt werden musste.

Es gab in Schwenningen auch einen Pfarrer Weber, der sich weigerte, beim Anschluss von Österreich die Kirchenglocken zu läuten, den Treueeid auf den Führer verweigerte, eine Predigt hielt über den verlorenen Sohn und die Armee in Stalingrad damit verglich, zuvor über die Pogromnacht predigte und über die Schuld, die man auf sich geladen hatte ... für mich ist das schon Widerstand im Kleinen, der aber heute von Privatleuten recherchiert wird.


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gestern um 16:58
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Es gab in Schwenningen auch einen Pfarrer Webe
Ja, und genauso kann man nun auch Fälle aufführen "Es gab in XY-Hausen den Pfarrer Müller, der von der Kanzel herunter Hitler als Geschenk Gottes bezeichnet hat...."

Sondern es geht darum, wie die Tendenz insgesamt war. Und die sieht nicht so leuchtend und großartig aus, wie manche das gerne hätten.

Umgekehrt wäre es natürlich auch falsch, nun im Gegenzug alle als Mitläufer oder gar Mittäter zu bezeichnen. Ich kann für alles mögliche Einzelbeispiele finden, aber die beweisen dann für das Gesamtbild noch lange nichts.

Daher hast Du schon Recht, was Dein Beispiel betrifft, es gab eben beides, aber nicht unbedingt stärker in die eine oder andere Richtung verteilt. Und selbst bei Einzelpersonen ist es schwierig, ich erinnere da nur an Pius XII, der dann wahlweise als Nazi oder Heiliger gesehen werden kann, je nachdem wie es einem gerade in den jeweiligen Kram passt.


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gestern um 17:15
Zu Pfarrer und Pastoren im Widerstand:
Als Lübecker Märtyrer werden die drei katholischen Priester Johannes Prassek, Eduard Müller und Hermann Lange sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink bezeichnet. Sie wurden am 10. November 1943 kurz hintereinander in der Untersuchungshaftanstalt Hamburg am Holstenglacis durch Enthauptung mit der Guillotine hingerichtet. Grund waren ihre öffentlichen, kritischen Bemerkungen zu den Unrechtstaten der Nationalsozialisten, die sie als Geistliche geäußert hatten.
Quelle: Wikipedia: Lübecker Märtyrer


Gegenbeispiel:
Im Dorf meiner Großtante hielt der Superintendent die Gottesdienste mit der SS-Uniform unter dem Talar ab, auch zu den großen Festen wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten.

Was bedeutet das für Dorfbewohner 1935, die nur bis zum 14. Lebensjahr die Volksschule besuchen konnten, wenn Personen des Respekts und der Verantwortung Parteimitglied oder sogar in der SS waren: Sie waren auf sich allein gestellt. Die Kirche hatte ihre Glaubwürdigkeit verloren, komplett.

Aber: Ist das Thema dieses Threads nicht "Zeitzeugen des Holocaust"?


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gestern um 17:17
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Sondern es geht darum, wie die Tendenz insgesamt war. Und die sieht nicht so leuchtend und großartig aus, wie manche das gerne hätten.
Das stimmt. Vermutlich bildet das ab, was auch in der Bevölkerung passierte. Du hattest von den glühenden Verehrern bis zu den Widerständlern auch in der Riege der Pfarrer alles.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Umgekehrt wäre es natürlich auch falsch, nun im Gegenzug alle als Mitläufer oder gar Mittäter zu bezeichnen. Ich kann für alles mögliche Einzelbeispiele finden, aber die beweisen dann für das Gesamtbild noch lange nichts.
Siehe oben: Da sollte ein differenzierte Aufarbeitung stattfinden: Aber: man kann das vermutlich nicht mehr nachvollziehen. Auch gibt es sicher auch Leute, die ihre Position z.T. mehrfach geändert haben. Mein eigener Großvater fand es am Anfang lächerlich, trat dann aber in das Kraftfahrerkorps ein, weil er der Dorfbäcker war und Angst vor Konsequenzen hatte, meldete sich dann freiwillig zum Russlandfeldzug, weil er Angst davor hatte, welche geschäftlichen Konsequenzen er erleiden würde, wenn er als einer der wenigen im Dorf nicht im Krieg gewesen wäre. Auf dem Papier sieht das auch so aus, dass er ein "linientreuer Mensch" war. Tatsächlich hatte er Angst, den Geschäftskredit nicht mehr bedienen zu können und seine Frau und mehrere Kinder nicht mehr versorgen zu können.
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Daher hast Du schon Recht, was Dein Beispiel betrifft, es gab eben beides, aber nicht unbedingt stärker in die eine oder andere Richtung verteilt. Und selbst bei Einzelpersonen ist es schwierig, ich erinnere da nur an Pius XII, der dann wahlweise als Nazi oder Heiliger gesehen werden kann, je nachdem wie es einem gerade in den jeweiligen Kram passt.
Geschichte ist oft eine reine Interpretationssache.


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gestern um 17:29
Zitat von brigittschebrigittsche schrieb:Das heißt aber noch lange nicht, dass die Kirchenvertreter das auch so wahrgenommen haben.
Hab ich das irgendwo behauptet? Klar gab es Mitläufer und Mitmacher, die das Regime als nützliche Trottel gern angenommen hat, solche hatte ich auch erwähnt.
Zitat von MissMaryMissMary schrieb:Ich habe mich im Rahmen meines Geschichtsstudiums einmal exemplarisch mit der Geschichte der Juden in Villingen-Schwenningen beschäftigt - ich weiß leider nicht, wie repräsentativ das ist.
Ich habe gerade einen Artikel über Situation der Juden in Südwestdeutschland gesehen, der sich auch mit der Assimilation im 19. Jahrhundert bis zur NS-Zeit befasst. Der beschreibt auch die von Dir angesprochene Integration nach der offiziellen rechtlichen Gleichstellung, aber auch bleibende Ablehnung und die innerjüdischen Konflikte in dieser Angelegenheit.
https://www.lpb-bw.de/publikationen/helllichten/tag02.htm


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gestern um 17:34
Zum Ausgangsthema Zeitzeugen fällt mir gerade das Gespräch von Hannah Arendt mit Günter Gaus ein. Darin spricht sie u. a. über ihre eigenen Erfahrungen mit dem Jüdischsein, Nazis, Gleichschaltung, Flucht, das Bekanntwerden von Auschwitz. Ich weiß nicht, wie oft ich mir das schon angesehen habe ...

Youtube: Hannah Arendt im Gespräch mit Günter Gaus ("Zur Person", 1964)
Hannah Arendt im Gespräch mit Günter Gaus ("Zur Person", 1964)
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Ein Auszug daraus über Auschwitz:
Arendt: Wissen Sie, das Entscheidende ist ja nicht das Jahr ‘33; jedenfalls für mich nicht. Das Entscheidende ist der Tag gewesen, an dem wir von Auschwitz erfuhren.

Gaus: Wann war das?

Arendt: Das war 1943. Und erst haben wir es nicht geglaubt. Obwohl mein Mann und ich eigentlich immer sagten, wir trauen der Bande alles zu. Dies aber haben wir nicht geglaubt, auch weil es ja gegen alle militärischen Notwendigkeiten und Bedürfnisse war. Mein Mann ist ehemaliger Militärhistoriker, er versteht etwas von den Dingen. Er hat gesagt, laß dir keine Geschichten einreden; das können sie nicht mehr! Und dann haben wir es ein halbes Jahr später doch geglaubt, weil es uns bewiesen wurde. Das ist der eigentliche Schock gewesen. Vorher hat man sich gesagt: Nun ja, man hat halt Feinde. Das ist doch ganz natürlich. Warum soll ein Volk keine Feinde haben? Aber dies ist anders gewesen. Das war wirklich, als ob der Abgrund sich öffnet. Weil man die Vorstellung gehabt hat, alles andere hätte irgendwie noch einmal gutgemacht werden können, wie in der Politik ja alles einmal wieder gutgemacht werden können muss. Dies nicht. Dies hätte nie geschehen dürfen. Und damit meine ich nicht die Zahl der Opfer. Ich meine die Fabrikation der Leichen und so weiter – ich brauche mich darauf ja nicht weiter einzulassen. Dieses hätte nicht geschehen dürfen. Da ist irgend etwas passiert, womit wir alle nicht fertig werden. Über alle anderen Sachen, die da passiert sind, muß ich sagen: Das war manchmal ein bißchen schwierig, man war sehr arm, und man war verfolgt, man mußte fliehen, und man mußte sich durchschwindeln und was immer; wie das halt so ist. Aber wir waren jung. Mir hat es sogar noch ein bißchen Spaß gemacht. Das kann ich gar nicht anders sagen. Dies jedoch, dies nicht. Das war etwas ganz anderes. Mit allem andern konnte man auch persönlich fertig werden.
Quelle: https://www.rbb-online.de/zurperson/interview_archiv/arendt_hannah.html


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gestern um 17:43
Ich fand diese Dokumentation immer sehr bewegend:

Youtube: Sonderkommando Auschwitz-Birkenau
Sonderkommando Auschwitz-Birkenau
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Man sieht einfach Bilder vom heutigen Auschwitz und dazu werden Briefe vom Sonderkommando Auschwitz-Birkenau vorgelesen, die nach der Befreiung auf dem Gelände gefunden wurden. Das Sonderkommando war u.a. zuständig für die Vernichtung der Leichen, einer der Schreiber hat dabei nahe Angehörige erkannt. Einfach unfassbar, unvorstellbar dieses Grauen.


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