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Palliativ und Einsamkeit

1.448 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Beziehung, Krankheit, Einsamkeit ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 10:06
Zitat von ghostcloudghostcloud schrieb:An ein Leben nach dem Tod glaube ich ehrlich gesagt nicht. Aber daran, dass immer etwas da bleibt. Ich weiß aber nicht was.
Ich weiß nicht ob dir das hilft, aber ich denke das zumindest ein Teil von dem was in dieser Welt bleibt unsere Geschichte ist.
Das was Freunde und Familie über uns sagen, das was wir in unserem Leben an Spuren hinterlassen haben, in Gesprächen, durch unsere Arbeit, durch das was wir taten und was uns ausmachte. Auch sowas wie Forenbeiträge auf Allmy. Diese Spur wird mit den Jahrzehnten schwächer, aber verschwindet nie ganz - solange es Menschen gibt, die sich Geschichten erzählen.


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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 10:36
@ghostcloud

Ich möchte mich @Karakachanka
anschließen. Du bist so reflektiert... Chapeau, meine Hochachtung!

Übrigens: ich lese dich sehr gerne, und lese nicht nur a bissl mit, sondern habe noch mal alles ab Threaderöffnung gelesen. Deine Worte regen sooo sehr zum Nachdenken an. Danke dir dafür.

So wünsche ich dir einen möglichen schönen Sonntag und viele Glücksmomente. Herrzliche Grüße m a


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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 10:42
@paxito
Hallo,

so denke auch ich. Die guten Gedanken die Sammlung schöner Erinnerungen, gemeinsame Erlebnisse, Ausflüge, aber auch durchstandene Krisen oder auch nur holprige Zeit, all die Liebe die wir gegeben haben und empfangen dürfen... das bleibt. Als positive Energie... als Glück.... leider kann ich es nicht besser ausdrücken... m a


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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 14:15
@paxito
Tatsächlich fände ich das auch irgendwie tröstlich, wenn ich ein paar Spuren hinterlassen könnte. Etwas was bleibt. Ich finde den Gedanken dass man selbst sich in Luft auflöst, und damit alles, irgendwie krass merkwürdig und schlimm.


@MaraiAngela
Wow, danke! Zu erst mal für deine Worte, dass dich das zum Nachdenken anregt.
Und auch dass du hier von Anfang an mitliest, obwohl sich da schon in wenigen Tagen einiges angesammelt hat.
Danke fürs mitverfolgen!

Du hast das übrigens perfekt ausgedrückt.
Und Erinnerungen sammeln ist das was ich mache. Nicht nur für mich selbst, auch für mein Umfeld. Ich mache zb immer Selfies mit den Hunden meiner Freunde. Und hoffe, irgendwann entdecken sie die und können darüber lachen wie glücklich und extra bescheuert wir darauf aussehen. 😁
Dir wünsche ich auch einen schönen Sonntag!


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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 14:22
Zitat von ghostcloudghostcloud schrieb:Tatsächlich fände ich das auch irgendwie tröstlich, wenn ich ein paar Spuren hinterlassen könnte. Etwas was bleibt. Ich finde den Gedanken dass man selbst sich in Luft auflöst, und damit alles, irgendwie krass merkwürdig und schlimm.
Ich finde es immer seltsam, wenn Menschen „sich“ nur als Körper/Geist verstehen. Ich meine, klar das sind wir. Auch. Aber was unser „Ich“ ausmacht ist zumindest zu gleichen Teilen auch das was andere in uns sehen, eben unsere Geschichte oder Verbundenheit mit anderen Menschen.
Ich habe als Pfleger viele Menschen im Tod begleitet. Und zumindest das kann ich sagen, kein einziger war danach einfach weg. Die Verbindungen sind noch da, schwächer nach all den Jahren, aber nie weg.
Und wenn es „nur“ die Verbindung zu uns Pflegern war. Du schreibst ja immer wieder über deine Freunde. Es bleiben deine Freunde. Auch nach deinem Tod bleibt das erhalten, ein Teil von dir, eine Spur.
Ob das nun tröstlich ist? Keine Ahnung, aber es gibt zumindest unseren Beziehungen zu Menschen wohl eine noch größere Bedeutung, als sie ohnehin schon für uns haben.


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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 14:35
Zitat von ghostcloudghostcloud schrieb:Ich finde den Gedanken dass man selbst sich in Luft auflöst, und damit alles, irgendwie krass merkwürdig und schlimm.
Vielleicht ist es ja auch nicht so. Deine Intuition widerspricht offenbar Deinem Verstand und spürt, dass da noch mehr sein könnte. Die Liebe, die Du für Deine Familie und Freunde empfindest, ist auch nirgendwo neurologisch bewiesen, aber Du glaubst an diese Liebe, dass sie sogar Deinen Tod überdauern wird. Warum also könnte denn nicht noch mehr von Dir weiterbestehen? Vielleicht sogar Deine Seele? Das wäre doch möglich.

Ein paar Monate, bevor mein Vater ohne äußere Vorwarnung an einem Herzschlag starb, träumte ich, wie mein Vater auf seiner weißen Couch liegt. Ich weinte im Traum, denn ich wusste im Traum, dass mein Vater im Sterben lag. Mein Vater wurde wie "schneeblind" im Traum und konnte mich nicht mehr sehen. Stattdessen blickte er in eine transzendente Welt und lächelte wie ein Baby, das in eine andere Existenz hineingeboren wurde. Das war sehr eindrücklich.

Mein Vater lag wirklich auf seiner weißen Couch, als er danach starb. So wie sich dieser vorausschauende Traum erfüllt hat, gehe ich mit Gewissheit davon aus, dass auch diese Geburt in eine andere Existenzform zutrifft.

Du hast ja auch erwähnt, dass Du das Sterben als eine Art Geburt in etwas Anderes empfindest.


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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 16:52
Zitat von ghostcloudghostcloud schrieb:Ich habe keine Tage mehr an denen ich keine Schmerzen habe. Aber heute, bisher, ist es ein aushaltbarer Tag.
Hast du schon mal probiert, ob dir Meditation bei den Schmerzen unterstützend zu Medikamenten helfen kann?
Bei einer Bekannten von mir hilft das sehr gut. Sie kann inzwischen damit sogar Schmerzmittel reduzieren. Vielleicht ist es auch bei dir geeignet, um ein bisschen Linderung zu schaffen. Eventuell auch, um entspannter schlafen zu können.
Zitat von ghostcloudghostcloud schrieb:Aber habe nach Antworten gesucht wieso ich so aus meinem Leben gekickt werde. Aber das hätte wohl auch nichts verändert.

Ich glaube, darauf gibt es oft schlichtweg keine Antwort.
Manchmal schon, aber auch dann nicht eindeutig. Sehr gesund und bewusst lebende Menschen sind wohl im Schnitt weniger krank und leben länger, als saufende und rauchende, Sport ablehnende Schweineschmalzliebhaber. Aber von ersteren erkranken trotzdem auch welche schwer und von letzteren werden trotz so einem Lebenswandel trotzdem ein paar steinalt (mein Großvater mütterlicherseits hat jedwede nicht zwingend notwendige Bewegung als Zumutung empfunden, Essen unter 30 Prozent Fettgehalt als ungenießbar und einen Zeitraum ohne Fluppe über 10 Minuten als Folter - er wurde 94).
Zitat von ghostcloudghostcloud schrieb:Glaube aber auch, dass man sich nie die Schuld geben sollte.
Darauf wollte ich eigentlich gar nicht raus. Mehr darauf, dass es für einen selber verständlicher bzw man sich besser "hereinfindet", wenn man eine Idee hat, warum man diese Krankheit hat. Zumindest würde es mir so gehen, glaube ich.
Zitat von ghostcloudghostcloud schrieb:Dann kam der Typ vom Termin und hat mir die Hand gegeben. Und stand da mit dem blöden Kaugummi in der Hand. Äh ja, Guten Tag.
Scheiii...benkleiser 😂🤣😂. Ich bin in Deutschland mal (hatte verpennt, musste aber wegen kranker Kollegin auf jeden Fall pünktlich sein) mit Häschenhausschuhen in der Arbeit erschienen. Und musste so dann auch noch gleich meinem Chef und Kunden von ihm genauso hoch erhobenen Hauptes und freundlich lächelnd Kaffee servieren.
Dass von einem ein Ohr abgefressen war, von dem anderen ein Auge weghing und sie voller Hundesabbel waren (die Dinger hatten übelsten Welpenverbiss), hat einen besonders guten Eindruck gemacht.
Aber der Kaugummi toppt das noch 😅


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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 19:44
Zitat von ghostcloudghostcloud schrieb:Etwas was bleibt. Ich finde den Gedanken dass man selbst sich in Luft auflöst, und damit alles, irgendwie krass merkwürdig und schlimm.
Physisch hinterlassen wir alle bestimmt viele Dinge, Kleidung, Objekte, Fotos, aber auch Aufnahmen und Videos. Man lebt in der Erinnerung fort. So lange sich noch jemand an Dich erinnert, ist man noch nicht ganz gestorben.

Andererseits denke ich gerade an Varanasi, dem heiligen Kremationsort am Ganges. Ich hatte das Glück, dort 5 Tage nach Corona-Lockdown zu verweilen. Bin dort sogar im Fluss geschwommen. Er ist ganz grau-grün-blau, von Sedimenten und von der Asche. Der Ganges in Richtung Ursprungs-Quelle in Uttarakhand ist strahlend hellblau und türkis.
Naja, wir gingen täglich zum Fluss und badeten. Es war gar nicht eklig, es war wunderbar. Nur die Strömung war stark. Eines frühen Abends saßen wir auch eine Weile an einem der Funeral Piles 🔥 und haben uns mit dem undertaker (dem Typ, der das Holz verwaltet und aufschichtet, der die Zeremonie praktisch ausführt) unterhalten. Er meinte ganz stolz, bei mir werden auch Ausländer kremiert. Am anderen Ghat flussaufwärts geht das nicht. Es war ernüchternd, erleichternd, traurig, eine tolle Mischung aus Gefühlen, die Kremation unter freiem Himmel zu sehen. Dazwischen liefen alte und junge Menschen, Hunde und Ziegen, die die Borke von dem Feuerholz abknabbern. Es geht so ein und aus, ein geschäftliches Treiben und der Tod ist etwas tagtägliches, etwas zentrales. Es war überall dort am Flussufer Frieden und Respekt. Auch weil dort wegen der vielen steinstufen keine Autos fahren können. Ich liebe Varanasi. Für mich selbst würde ich mir auch wünschen, bei meinem Tod in den Fluss übergeben zu werden. Man badet in ihm wenn man lebt, man geht in ihn über, wenn man stirbt.
Es gab auch ein Gebet, dass wir rezitiert haben, mein indischer Reisebuddy und ich. Er ist Hindu und hat mit alles perfekt zeigen und erklären können. Leider habe ich ich den genauen Wortlaut fast vergessen, aber es ging um Purifikation, Neubeginn und am meisten berührt hat mich „Mother Ganga, please accept me as your child.“

Ich finde deinen thread wirklich so wertvoll, weil du uns Gelegenheit gibst, die Endlichkeit und Flüchtigkeit des Lebens zu empfinden.


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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 20:43
@paxito
Ich sehe uns Menschen auch als Ganzes. Aber genau das ist mein "Problem" beim nicht erfassen können. Ich begreife nicht, wie man körperlich weg sein soll. Wenn all das andere noch da ist, irgendwie, irgendwo.

Dein Traum über deinen Vater @Laura_Maelle
zeigt dass es viel mehr im Leben gibt, als pure logische Wissenschaft.

Meine Freunde bleiben meine Freunde. Auch wenn ich nicht mehr da bin. Aber sie werden ihr Leben weiter führen, und ich bleibe stehen. Oder man könnte es auch so sehen, ich transformiere mich. All das werde ich genau erst dann wissen.
Aber ich bin ehrlich, ich möchte einfach nur in meinem menschlichen jetzigen Leben bleiben. Älter werden.
Ich möchte ins Meer springen, mich manchmal über banales ärgern, und mich fühlen als wäre ich unsterblich.
Aber das ist nicht mehr so.
Kurz: ich möchte leben, nicht sterben.

@Karakachanka
Ja, Meditation (geführte) habe ich probiert. Aber es ist nicht wirklich etwas was mir hilft. Trotzdem danke für den Tipp.

Du hast absolut recht, und so meinte ich es auch. Man kann es vielleicht allgemein so sagen, gesund leben ist definitiv gesünder. Aber bei Krankheiten hat man eben leider trotzdem nicht immer so einen Einfluss.
Zitat von KarakachankaKarakachanka schrieb:Darauf wollte ich eigentlich gar nicht raus. Mehr darauf, dass es für einen selber verständlicher bzw man sich besser "hereinfindet", wenn man eine Idee hat, warum man diese Krankheit hat. Zumindest würde es mir so gehen, glaube ich.
Nein, alles gut. Nicht du wolltest darauf raus. Ich habe nur erklärt, dass ich selbst zu dem Schluss gekommen bin. Ich denke es ist normal sich anfangs zu fragen, was hätte ich anders machen können. Es ist vielleicht sogar wichtig um bewusst mit der eigenen Schuldfrage abzuschließen. Um aufzuhören sich da selbst zu geiseln.

@gruselich
Danke fürs Teilen deiner Erlebnisse an dem Kremationsort. Das ist etwas sehr wertvolles was du dort erlebt hast. Und auch, dass du keine Berührungsängste hattest, und dort im See gebadet hast.
Ich meine, mehr Verbindung vom Sterben zum Leben gibt es fast nicht. Und das mag für viele makaber klingen, das ist es aber nicht.
Das Sterben ist leider oft eine Nische. Das macht man viel zu oft lieber hinter vorgehaltener Hand. Darüber redet man nicht gerne. Zum Teil kann ich das auch verstehen. Es macht ja die eigene Endlichkeit deutlich.
Aber es wäre so viel leichter, wenn es nicht so ein Tabuthema wäre. Wenn es generell wieder mehr Leichtigkeit bekommen würde. Wenn mehr Leben beim Sterben stattfinden könnte. Es ist so vieles möglich, was viele nicht einmal wissen. Und ich glaube, daher kommen auch viele Berührungsängste.

Danke dass du meinen Thread hier wertvoll findest. Das bedeutet mir viel. Dass ich hier nicht nur von mir erzähle, sondern auch ihr von euch, auch.


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Doors ehemaliges Mitglied

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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 20:52
Wie geht man mit Unausweichlichem um?

Gelassen!

Um den einzig wahren Satz aus sämtlichen Hollywood-Katastrophenfilmen zu zitieren:

Wir werden alle sterben!

Mitten im Leben sind wir vom Tode umfangen. An diesem Luther-Spruch ist schon was dran. Der Tod ist ein gründlicher, aber unzuverlässiger Handwerker. Wenn man auf ihn wartet, kommt er nicht, aber wenn man ihn am wenigsten gebrauchen kann, steht er plötzlich vor einem.

Aber deshalb muss ich doch nicht dauernd an ihn denken. Ich denke ja auch nicht ständig an den Klempner.


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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 20:58
Zitat von DoorsDoors schrieb:Wie geht man mit Unausweichlichem um?

Gelassen!
Ich wünschte, das könnte ich.

Ich kenne den Spruch von Snoopy, und er stimmt auch.
Zitat von DoorsDoors schrieb:Aber deshalb muss ich doch nicht dauernd an ihn denken. Ich denke ja auch nicht ständig an den Klempner.
Wenn man aber weiß und spürt, dass er kommt. Ist er plötzlich ganz nah und allgegenwärtig.
Ich habe eine tickende Zeitbombe in mir. Und ich will noch nicht sterben.


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Doors ehemaliges Mitglied

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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 21:02
@ghostcloud

Ich fürchte, irgendwann muss man sich in sein Schicksal ergeben und mit dem Unausweichlichen leben. Natürlich kann man mit seinem Schicksal hadern und sich fragen: Warum gerade ich? - Aber darauf wird es keine Antwort geben, von niemandem.


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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 21:16
@ghostcloud
Was @gruselich erzählt hat, finde ich auch tröstlich. Der Übergang über das Wasser steht in vielen Kulturen für den seelischen Übergang zwischen dem Leben hier auf Erden und einer transzendenten Welt. Wenn das Boot losfährt, sehen die Angehörigen, wie ihr geliebter Mensch den Horizont erreicht, im gleissenden Licht der goldenen Abendsonne, aber sie sehen nicht das Ufer auf der anderen Seite, wo ihr geliebter Mensch empfangen wird. Das können nur Nahtoderlebnisse vermitteln, wie sich das anfühlen könnte.


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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 21:20
@ghostcloud
Wie alt bist du eigentlich, wenn ich mal fragen darf?

Hast du denn irgendwelche Gedanken zu selbstbestimmten Sterben, oder ist das etwas, was du lieber erst später wenn überhaupt in Betracht ziehen möchtest?
Zitat von ghostcloudghostcloud schrieb:Ich habe eine tickende Zeitbombe in mir. Und ich will noch nicht sterben.
Das ist wirklich schrecklich, aber wahr und ich kann mir vorstellen, dass man da lieber einfach unwissend sein wollen würde und mit den Wissen die Zeit sehr herausfordernd sein muss. Einerseits daraus noch was zu machen, zu erleben und andererseits sich vorzubereiten, loszulassen. Das alles ist doch irgendwo extrem widersprüchlich, oder gegensätzlich, zumindest.

Ein Freund von mir hat, nachdem sein Lebenspartner ein einziges mal einen epileptischen Anfall hatte, selbst starke angststörungen bekommen, die sich darum drehten, ihn zu verlieren. Er musste schließlich Psychopharmaka nehmen, um dieser (weitestgehend unbegründeten) Angst zu entkommen. Andere werden depressiv, aus Liebeskummer. Wenn solche Eskapaden Menschen aus der Bahn werden, wie sehr muss dann Ghostcloud an seiner Fassung arbeiten?! Gerade als junger Mensch ist der Tod unfair!


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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 22:43
Zitat von DoorsDoors schrieb:Ich fürchte, irgendwann muss man sich in sein Schicksal ergeben und mit dem Unausweichlichen leben. Natürlich kann man mit seinem Schicksal hadern und sich fragen: Warum gerade ich? - Aber darauf wird es keine Antwort geben, von niemandem.
Hast du hier denn gelesen?
Denn ich hatte ja geschrieben, dass ich mich nicht frage 'warum ich '.
Ich bin allerdings nicht cool mit meinem Schicksal. Das sage ich auch ehrlich.
Weil ich Palliativpatient bin, keine Heilung mehr möglich ist. Und ich mit allerlei zu kämpfen habe. Und das oft genug sehr besch... ist.
Du hast geschrieben, du denkst ja auch nicht dauernd an den Klempner. Um bei deinem Beispiel zu bleiben: Wenn du allerdings überall Wasserbrüche hättest, nach und nach alles in deinem Zuhause kaputt gehen würde, und niemand dir helfen könnte, dann wären deine Gedanken vielleicht doch bei einem Klempner.
Verstehe mich nicht falsch, ich respektiere deine Meinung. Aber in der Realität ist vieles nochmal anders als man denkt.
Zitat von gruselichgruselich schrieb:Wie alt bist du eigentlich, wenn ich mal fragen darf?

Hast du denn irgendwelche Gedanken zu selbstbestimmten Sterben, oder ist das etwas, was du lieber erst später wenn überhaupt in Betracht ziehen möchtest?
Ich bin 26.

Ja, solche Gedanken habe ich auch schon durchgespielt. Dass sich das in die Länge ziehen könnte. Aber soweit bin ich nicht.
Zitat von gruselichgruselich schrieb:Das ist wirklich schrecklich, aber wahr und ich kann mir vorstellen, dass man da lieber einfach unwissend sein wollen würde und mit den Wissen die Zeit sehr herausfordernd sein muss. Einerseits daraus noch was zu machen, zu erleben und andererseits sich vorzubereiten, loszulassen. Das alles ist doch irgendwo extrem widersprüchlich, oder gegensätzlich, zumindest.
Ich sehe das auch zweigeteilt.
Ich bin froh zu wissen woran ich bin. Dass ich die Realität kenne.
Aber manchmal wünsche ich mir Unbeschwertheit zurück.
Zitat von gruselichgruselich schrieb:Wenn solche Eskapaden Menschen aus der Bahn werden, wie sehr muss dann Ghostcloud an seiner Fassung arbeiten?! Gerade als junger Mensch ist der Tod unfair!
Ich gebe mir so große Mühe das alles zu packen.
Es ist auch nicht jeder Tag gleich. An einem Tag komme ich besser klar. Dann bin ich auch zuversichtlicher. Und kann mir sagen, es ist wie es ist. Und kann an das schöne denken.
Und am nächsten bin ich am Boden. Und fühle mich hilflos, voller Panik, als könnte ich kaum atmen. Aber es ist ein Kampf. Dauernd.


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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 23:23
Zitat von DoorsDoors schrieb:Ich fürchte, irgendwann muss man sich in sein Schicksal ergeben und mit dem Unausweichlichen leben
Also damit, dass wir eines Tages sterben werden, damit müssen wir leben.
Aber an seinem Schicksal bis dahin, da kann jeder schon ein bisschen herumbasteln und -justieren.
Manchmal ist auch mutmaßlich Unauswechliches doch teilweise beeinflussbar.

Zu sagen "ist mein Schicksal, also nehme ich jetzt alles einfach hin und ergebe mich", das ist meiner Meinung nach nicht zwingend immer und für jeden der richtige Weg.
Zitat von ghostcloudghostcloud schrieb:Und am nächsten bin ich am Boden. Und fühle mich hilflos, voller Panik, als könnte ich kaum atmen. Aber es ist ein Kampf. Dauernd.
Ich selber habe Angst vor dem Sterben. Dem Sterbeprozess. An Maschinen hängen zu müssen oder so.
Den Tod an sich stelle ich mir so vor, wie es war, bevor ich gezeugt wurde. Irgendwie war alles von mir schon da. Bzw alles aus dem ich entstanden bin. Es war aber nicht schlimm, dass ich noch nicht als ich in meiner jetzigen Form gelebt habe.
So wird es meiner Meinung nach auch nach meinem Tod wieder. Alles von mir ist in irgendeiner Form noch da. Aber nicht mehr ich wie jetzt. Es wird wieder sein, wie es davor war. Ich werde wieder irgendwie "aufgeteilt" zu einem oder eben vielen Bestandteilen eines ewigen Kreislaufs.

Vielleicht nimmt es dir ein wenig die Panik oder bringt zusätzliche Denkanstöße/Vorstellungen/wie immer man es nennen mag, wenn du dir durchliest, wie Naturvölker zum Tod stehen? Bei uns ist er teilweise tabuisiert. Oder Bilder und Geschichten vom Sensenmann und so. Etwas dunkles, Angst einflößend. Beunruhigend. In anderen Kulturen wird das teilweise anders gesehen. Der Tod z.B. als Befreiung von einem einengenden und begrenzenden Körper. Oder als Höhepunkt des Lebens (so irre das für uns klingen mag).

Falls du gerne liest, dürfte es zumindest interessant für dich sein. Und unter Umständen das ein oder andere dabei sein, dass für dich annehmbar oder vorstellbar klingt.

Panik hätte ich an deiner Stelle auch. Ich kann schwer damit umgehen, wenn ich Dinge nicht weiß, nicht fassen kann, nicht erklären kann, kaum oder gar nicht steuern kann.
Im Grunde geht es uns aber auch schon genau so in Phasen der Unbeschwertheit, in denen wir uns (noch) unsterblich und unbesiegbar halten. Es fällt uns nur nicht auf, weil ja (noch) alles strahlend vor uns liegt. Oder besser ausgedrückt: wir da noch denken, dass es so ist.


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Palliativ und Einsamkeit

13.08.2023 um 23:37
@ghostcloud
Dass Du noch leben willst, ist an sich ein Zeichen, dass Du noch Zeit zur Verfügung hast, denn Du wirst intuitiv spüren, wenn es nicht mehr so ist.

Wenn ich bedenke, wie oft mein todkranker Schwager von den Ärzten schon todgesagt wurde. Sein unbedingter Wille zum Leben hat ihn weiterleben lassen. Er hat sich immer wieder aufgerappelt.

Man sagt doch: Genieße den Tag, als wär es Dein letzter. Carpe diem. Genieße den Augenblick!

Die Zeit ist relativ. Wenn Du jeden Augenblick genießt, dehnt sich die Zeit und erhöht sich die Lebensqualität. Dadurch erlebst Du die Zeit intensiver als andere und kannst die fehlende Quantität an Zeit durch eine gesteigerte Qualität der Zeit ausgleichen.


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Palliativ und Einsamkeit

14.08.2023 um 00:18
@Karakachanka
Ich habe vor meiner Erkrankung einige Dokus gesehen, wie die Naturvölker mit dem Tod umgehen. Und fand das auch sehr interessant.
Es ist auch nicht das dunkle, was mir Angst macht. Es ist nicht der Tod selbst.
Es ist der Prozess bis dahin.
Es ist auch die Tatsache dass ich noch nicht sterben will. Ganz schlicht.

Was ich euch allen gerne sagen möchte ist:

Mir ist bewusst, dass ich nichts gegen meine Situation tun kann, außer das was noch geht um es raus zu zögern solange ich noch genug Lebensqualität habe.
Und das, was auch @Laura_Maelle
sagt, das Leben noch zu nutzen. Und das mache ich.
Ich lebe, und wehre mich solange ich es noch kann. Wenn es nicht mehr geht, dann wird es mir bewusst sein, dass ich nicht mehr kann. Dass ich nicht mehr aufstehen werde.
Es ist ok. Es muss ok sein.
Bis dahin versuche ich möglichst zu machen was mich glücklich macht, bisschen mögliche Normalität in meinem Rahmen.
Aber ich möchte auch nichts schön reden. Ich möchte ehrlich sein, dass ich leide weil ich leben will. Denn sterben zu müssen wenn man jung ist, ist sch...
Und es ist so schwer. Es soll kein jammern sein, es ist nur ein davon berichten. Nehmt es mir nicht böse, wenn ich selbst keine Lösung habe.
Außer davon zu erzählen.


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Palliativ und Einsamkeit

14.08.2023 um 00:41
@ghostcloud

Wenn du schlecht drauf bist, schreib einfach deine Ängste und Gedanken hier rein, wenn du willst. Ich lese das gerne und antworte wenn es mir möglich ist. Auf vieles haben wir Menschen halt leider keine Antwort. Aber ich denke es tut gut Gefühle und Ängste einfach aufzuschreiben um sie aus dem Kopf zu bekommen.

Ich denke an dich, du bist nicht allein.


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Palliativ und Einsamkeit

14.08.2023 um 00:58
Zitat von ghostcloudghostcloud schrieb:Wenn man aber weiß und spürt, dass er kommt. Ist er plötzlich ganz nah und allgegenwärtig.
Ich habe eine tickende Zeitbombe in mir. Und ich will noch nicht sterben.
Klar, wer das nicht hat, kann nur vage erahnen, was du tatsächlich gerade fühlst. Trotzdem sind wir gerne bereit dich hier zu begleiten. Schreib einfach was du willst, das wird hier gelesen.


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