calligraphie schrieb:Und was wurde erreicht mit diesem vorauseilenden dienstbeflissenen Journalismus?
Nur genau das Gegenteil wurde erreicht. Den soggn anonymen Opfern, die sich evtl hoffnungsvoll den influencerinnen oder der Presse anvertraut haben, denen wurde ein fetter Bärendienst erwiesen. Der Sache der Frauen, ist mit nichts von all dem gedient.
calligraphie schrieb:Und ja, nach der ganzen Rammstein Nummer ( oder soll ich sagen Heißluft Ballon Kampagne) werden es misshandelte Frauen zukünftig warscheinlich noch schwerer haben, sich Glauben zu verschaffen.
Es sollte eigentlich als Paradebeispiel zukünftig herangezogen werden, wie man es als potenzielles Opfer besser nicht macht. Wende dich niemals an die Presse oder einen influencer. Denn die wiederum haben auch eigene Interessen. ( Klicks und Likes und Follower und Auflage) Der beste Weg, ist der zeitnahe direkte Weg zu den dafür vorgesehenen Behörden.
Woher kommt eigentlich der Glaube, dass die Presse und/oder Influencer einem da überhaupt helfen könnten, sollten oder auch nur wollen?
Ist nicht allgemein bekannt dass Straftaten nur verfolgt werden, wenn sie ordnungsgemäß angezeigt werden? Davon war ich eigentlich bisher ausgegangen.
Wie kommt es, dass junge Frauen mehr Vertrauen in die Presse und/oder Influencer haben als in unser Strafverfolgungssystem? Ist ihnen wirklich nicht klar dass anonyme Aussagen auf dieser Ebene garnicht zu einer Strafverfolgung führen können? Wenn keine Anzeige erstattet wird? Wenn sie nicht aussagen wollen?
Dachten sie die Presse und/oder Influencer könnten und würden das für sie übernehmen?
Das ist eine Sache, die mir ganz große Sorgen macht.
calligraphie schrieb:Ist das ein Witz? Eine Frau lässt sich den Hintern versohlen im Beisein ihrer Freundinnen? Und die Freundinnen haben tatenlos zugeschaut ? Oder haben die im Eingang gewartet und nur zugehört? Und keine ist eingeschritten? Nette Freundinnen aber auch.
Vorsicht - solche Aussagen über mutmaßliche Opfer können ganz als "Victim Blaming" gewertet werden - denn auch die "Freundinnen" hat das ja wohl erschreckt und sie wurden dadurch ebenfalls zu Opfern.
calligraphie schrieb:Wieso ist sie denn mit ihm intim geworden, wenn nochdazu ihre Freundinnen anwesend waren?
Also unter "intim werden" verstehe ich etwas anderes. Und so wie ich den Text interpretiere wurde sie überrumpelt, aufs Bett geworfen und geschlagen. Nichts davon war freiwillig oder einvernehmlich. Anzeige erstatten wollte und will sie trotzdem nicht.
calligraphie schrieb:Was haben die denn erwartet in einem Hotelzimmer, alleine mit einem einzigen Mann der für seine speziellen Präferenzen bekannt ist? Halma oder Bingo Abend?
<ironie on>Bestimmt haben sie auch noch kurze Röcke und tiefe Ausschnitte getragen und waren geschminkt...<ironie off>
Diese Art Sprüche haben wir doch längst abgehakt dachte ich...
calligraphie schrieb:Wieso gehen erwachsene Frauen in einer Gruppe überhaupt auf ein Hotelzimmer zu einem Single Mann? Mit welcher Erwartung?
Das muss auch mal gefragt werden bei solchen Schilderungen.
Nein, das muß eben nicht gefragt werden. Zumal Du die Frage ja selbst beantwortest: Sie waren in einer Gruppe und nicht alleine. Sie haben sich in der Gruppe sicher gefühlt, und das ginge vermutlich jedem so.
Das Dilemma bleibt dass die jungen Frauen jetzt noch weniger wissen wohin sie sich wenden sollen. Dass die Presse und/oder Influencer nicht die richtige Adresse ist, wurde jetzt wohl mehr als deutlich. Dass es belastend sein kann bei den Behörden auszusagen ist ein Mantra, das völlig zurecht immer und immer wieder wiederholt wird, vor allem wenn von vornherein klar ist dass es an Zeugen und Beweisen mangelt. Seine Geschichte anonym zu erzählen ist einfacher, kann sicherlich auch für Erleichterung sorgen. Führt aber eben nicht zur Ahndung von Straftaten.
Was bleibt?
Ich denke es müssen mehr und bessere Hilfsangebote geschaffen und beworben werden. Ich befürchte sehr viele betroffene Frauen (auch jenseits vom Fall Rammstein) wissen garnicht dass es solche Hilfsprogramme gibt. Dass sie finanzielle, juristische und psychologische Unterstützung erhalten können sogar ohne sich vorher die Füße blutig laufen zu müssen. Dass sie auch bei den Strafverfolgungsbehörden anonym aussagen können.
Womöglich braucht es auch eine deutlich bessere Aufklärung diesbezüglich, vielleicht schon in der Schule.
Auch darüber dass Presse, Social Media, Influencer & Co. kommerzielle Unternehmen sind deren Aktivitäten nicht auf das Wohl der Opfer ausgerichtet sind.