Bundesferkel schrieb:Deinem Beitrag will ich nichts entgegensetzen, da er mir sehr ausgewogen und von eigener Erfahrung geprägt erscheint.
Vermutlich bist/warst Du Arbeitnehmer/Betriebsrat in einem größeren Konzern (es liest sich zumindest für mich so), wo der Arbeitnehmer quasi permanent seine Rechte einfordern muss/musste und wo nichts sozusagen von selbst lief.
Beim einzigen Großkonzern, den ich kenne und der Hauptarbeitgeber der Stadt Erlangen ist, läuft es aber anders.
Wer dort gelandet ist, will nicht mehr weg, so mein Eindruck, weil sich um alles gekümmert wird. Der Arbeitnehmer befindet sich also nicht ausnahmslos im Klassenkampfmodus.
So entsteht ein gewisser „Großfamilien-Charakter“, den man natürlich auch als clevere Strategie der Unternehmensleitung auslegen könnte, so man denn wollte.
Jedenfalls scheint es gut zu funktionieren.
Oh, Betriebsrat war ich nie (ich hab aber großen Respekt davor, das zu machen). Ich war auch mal in einem Betrieb, in dem (für meine Begriffe) die Dinge sehr gut liefen und ich sehr gut behandelt worden bin. Dass ich wirklich aufpassen musste, kam eigentlich später, als ich angefangen hab, in der Medienszene zu arbeiten oder auch aus anderen Lebensbereichen. Da ist es schnell mal so, dass dich Leute bitten, mal eben was unentgeldlich zu machen oder dich deutlich unterbezahlen wollen. Oder mehr Arbeitsschritte verlangen, als sie dir bezahlen, mitten im Prozess.
Ich glaube aber, dass das bei unternehmen, wo es rund läuft, oft eben auch was mit einer generellen atmosphäre zu tun hat, wo auch Betriebsräte (wie oben erwähnt von
@Tussinelda) eine Rolle spielen oder wo wenigstens noch irgendeine Inhaberfamilie eine gewachsene Struktur vorgibt.
Da ist es für mich dann weniger, dass da individuell jemand viel leistet und das honoriert wird, sondern dass ein Arbeitgeber ein faires System aufgebaut hat, in dem die MItarbeiter gerne viel leisten wollen, WEIL es honoriert wird und weil sie eine gute Bindung zum Unternehmen haben.
Also lange Rede kurzer Sinn: Ich glaube es gibt unternehmen, die sich so klug aufgestellt haben, dass die meisten MItarbeiter zufrieden sind und viel leisten wollen, weil es Ihnen gefällt. Ich glaube aber nicht, dass man als einzelner Mitarbeiter, der immer wieder unbezahlte Überstunden aus sich rausleiern lässt, großartig etwas dafür zurückbekommt.
ENTWEDER: ES wird vom Unternehmen erwartet und dass man dich nett fragt täuscht nur darüber hinweg, dass jeder Mitarbeiter das tun muss. Dann ist es nichts besonderes für den AG.
ODER: Man fragt immer nur dich. Dann ist die Frage, warum man dir nicht mehr Lohn zahlt, wenn man dich so wertschätzt und dich so braucht.
Ich bin jemand, der sich bei allem, was er tut (selbst bei meinem Nebenjob) immer mehr Mühe gibt, als ich müsste. Weil zu meinem Selbstverständnis gehört, das sich gut arbeiten will. ABer ich würde sehr hellhörig werden, wenn jemand durch Lob und nette Worte oder durch Inaussichtstellen von Beförderungen/Aufträgen Leistung von mir Erhalten möchte. Dem bin ich Lob wert, aber nicht Geld.