equinoxx schrieb:Lützerath
equinoxx schrieb:starke Symbolwirkung
Wo waren eigentlich die medienwirksamen Großproteste all die Jahrzehnte zuvor? Lützerath ist ja nun nicht das einzige Dorf, das umgesiedelt wurde. Und da ich aus der Ecke komme und der Tagebau seit Jahrzehnten Teil unseres Lebens ist, muss man faierweise auch dazu sagen, dass der Großteil der Menschen dort nicht so unglücklich waren über die Umsiedlung und die Entschädigungen. Es gibt und gab immer einzelne, die bis zuletzt an der Heimat festgehalten haben aus welchen Grund auch immer. Diese umsiedlungen kamen aber nicht über Nacht. Die Menschen hatten Jahre und Jahrzehnte Zeit sich darauf einzustellen, es wurden komplett neue Ortschaften errichtet zb neu otzenrath anstelle vom ursprünglichen otzenrath, inkl Infrastruktur und allem, was zum Leben benötigt wird, alles, was es in den sterbenden Orten mitunter schon seit Jahren nicht mehr gab oder wegen der Abgeschiedenheit nie gegeben hat. Wir haben mehrfach die alten Orte besichtigt, ebenso wie den tagebau, ehe sie abgerissen wurden, uralte, teils baufällige Häuser im nirgendwo, was bedauerlich war, waren bestenfalls denkmalgeschützte Kirchen, die abgerissen wurden, nicht aber dieses alte Gerümpel aus uralt Häusern im nirgendwo. Viele waren froh ein paar km weiter komplett neu anfangen zu können. Lützerath ist doch jetzt nur ein willkommener Aufhänger für eine Gruppe Selbstdarsteller, weder dieser Ort noch andere an sich sind denen doch wichtig.
Röhrich schrieb:Und wenn das weggebaggert ist, dieser Ort mit ehemals 100 Einwohnern, dann könnte man da nicht wieder hinziehen?
Nein, kann man nicht. Zum einen dauern Abriss und abbaggerung Jahre und Jahrzehnte, das erlebt ein Mensch in der Regel nicht. Zum anderen wird im Anschluss aufwendig renaturiert, es wird kein neuer Wohnraum entstehen, sondern Naturschutzgebiete, Seen usw. Mit Faina und Flora wie es sie zuvor nicht Mal ansatzweise gab.
equinoxx schrieb:Naja, jetzt ist der Ort ja erstmal einkassiert und da ist in den nächsten Jahren sicher nichts mehr mit wieder hinziehen oder landwirtschaftlicher Nutzung.
So ist es.
Röhrich schrieb:denn um einem Windrad würde ich nicht leben wollen.
Wir haben im Ort vier dieser Megawindräder. Egal wo man ist, man sieht sie einfach von überall. Und ich bin selber froh nicht in direkter Nachbarschaft dieser ungetüme leben zu müssen. Und es sind ungetüme. Sie passen weder zum Ort, noch zur natur. Sie sind und bleiben Fremdkörper. Auf einer ehemaligen Kaserne in der Nachbarschaft sollte auch ein Energiepark entstehen. Windkrafträder, Wasserstoff, Photovoltaik im grossen Massstab. Dieselben Leute, die fossilen Energien und Atom ablehnen und erneuerbare Energien in den Himmel loben sind jetzt gegen den Energiepark. Plötzlich ist es das einzelne Brutpaar eines seltenen Vogels, dessen Schutz wichtiger ist, als Energie und Arbeitsplätze. Plötzlich ist die Natur dort wichtig, die Jahrzehnte davor war sie es nicht. Ja was will man denn? Das eine ist nicht mehr erwünscht, das andere wird auch blockiert und boykottiert. Vielleicht entscheiden sich die Herrschaften Mal oder geht es nur noch Datum sich wichtig zu machen, wenn man sonst nix hat im leben?
Aniara schrieb:Hast du dich mal damit beschäftigt, was diese "seelenlosen" Stromkonzerne für Geld in die Renaturierung nach dem Abbau investieren? Die hinterlassen kein großes Loch und ziehen weiter.
Genauso ist es. Vielleicht sollten manche sich auch Mal die kostenlosen und informativen Infoveranstaltungen vor Ort ansehen oder sich selber einen Eindruck dieser alten Dörfchen verschaffen.