Groucho schrieb:Ja, klar gab es damals Menschen, die Mangel litten.
Aber die gibt es heute immer noch.
Natürlich gibt es diese auch heute - ist mir sehr bewusst (bin ehrenamtlich tätig).
Gerade aus diesem Grund möchte ich es eben nicht verallgemeinern, dass es "uns" gut ging. Eher: Vielen Menschen. Im Mittel etc.
Groucho schrieb:(Meine Eltern haben mir auch keine teuren Lacoste-Schicki-Micki Pullover bezahlt, in deren Kreisen konnte ich also auch nicht mit halten.)
Um Lacoste oder nicht ging es da gar nicht - das fände ich übrigens sogar zu Erziehungszwecken sinnvoll, das nicht zu kaufen. (Ich hatte auch damals an der Schule keine solchen "Kreise" bemerkt. Bin und wäre auf Markenklamotten auch nicht aus gewesen, auch nicht heutzutage, wo ich mir derartiges einfach leisten könnte.)
Es ging eher um:
- Andere (Mitschüler, Besuch) bemerkten dass es (Winter bis Frühjahr) immer so kalt sei, "bei der X ist es immer so kalt zu Hause". Ich heize heute noch eher knapp, finde nichts daran komisch im Winter drinnen Unterhemden und Pullover zu tragen, nur die Raumtemperatur von damals möchte ich nicht zurück.
- Alles mit Eintritt und mit weiterer Anfahrt wurde so gut wie immer gemieden.
- Urlaub mit Hotel, Ferienwohnung oder anderweitig bezahlter Unterkunft nie. Nur Urlaub bei Verwandten in Deutschland. Mitschüler mit nun auch nicht sonstwie "dick Kohle", aber z.B. Vater nie arbeitslos und in handwerklichem Beruf tätig, sind schon mal alle paar Jahre mit dem Auto nach Italien gefahren. Meine Meinung dazu: Urlaub machen wir noch heutzutage nicht jährlich; gerade für Kinder wäre es aber m.E. schon gut wenn so ein Ablauf auch mit eingeübt wird, z.B. etwas buchen, mit dem Zug fahren, eine weitere Autofahrt planen... kann man fürs Erwachsenenleben brauchen, war für mich als Erwachsene dann eher "der Sprung ins kalte Wasser"
;)- Auch Hobbies mit Vereinsmitgliedsbeiträgen, Ausrüstung gingen nicht bzw. das stand gar nicht zur Diskussion.
- Dinge die ich normal fand (z.B. dass man Kleidung für Kinder immer ein paar Nummern größer besorgt, nach innen kleiner umnäht und dann wieder "rauslässt"), berichtet mein Mann (Vater war in handwerklichem Beruf angestellt, Mutter Hausfrau, zwei Kinder) als aus seiner Kindheit gar nicht zu kennen. Er berichtet hingegen von ab und zu Urlaub in Italien und Österreich, Ski fahren, Musikinstrument lernen (Akkordeon - Instrument und Musikschule kosten was), Sportvereinsmitgliedschaft (Vereinsbeitrag, Ausrüstung), Hund und Katze, am Wochenende mal nach München, öfter die Bibliothek in der größeren Stadt (Anfahrt) nutzen, größere Volksfeste besuchen, Spielekonsole, paar Schallplatten und natürlich den Plattenspieler etc.. So wie das bei den meisten Mitschülern auch aussah.
Dann lass es mich anders formulieren. Den durchschnittlichen Lebensstandard in den 70ern würde ich nicht mit Mangel beschreiben. Ein weniger an Angebot und Auswahl habe ich (auch rückblickend) nicht als Mangel empfunden.
Das sehe ich auch so. Und auch in den 80ern, 90ern nicht.
Bin auch der Meinung: Eine große Auswahl macht es nicht besser. Ich persönlich habe lieber eine kleinere Auswahl an vernünftig funktionierenden, soliden, und wenn nach langem Gebrauch nötig reparierbaren Dingen.
Ein weniger an Angebot und Auswahl habe ich (auch rückblickend) nicht als Mangel empfunden.
Das auch nicht. Für mich war es eher:
- im Winter recht kalt in der Wohnung
- das große Seufzen bis richtig miese Stimmung wenn was gekauft werden sollte, z.B. weil man für Schulunternehmungen einen Schlafsack besitzen sollte (ein Glück, ließ sich von jemandem kostenlos leihen), oder wenn etwas Gekauftes das hätte halten sollen/müssen es doch nicht tat
- "könn' wir leider nicht hinfahren" auch wenn's rückblickend schon sinnvoll, interessant... gewesen wäre
Und nicht "kein Lacoste-Pullover" oder "Anruf erfolgt von der Telefonzelle, nicht vom Handy mit x Apps"
;)