Vermisst ihr Dinge aus der "guten alten Zeit"?
gestern um 21:17MissMary schrieb:Ich habe den Eindruck, früher hatte man mehr Zeit. Meine Mutter war z.B. Vollzeithausfrau, auch als wir größer waren - da hat sie dann daheim greise Verwandte aufgenommen und gepflegt. Sie hat es nicht gerne gemacht, aber das wurde eben von ihr als Frau erwartet.Ich bin mir da nicht so sicher ob man wirklich mehr Zeit hatte.
Eher habe ich den Eindruck, dass bei manchem - wie kochen - noch mit Erfahrung und Routine die tatsächliche Zeit gekannt wurde, auch wie es im Alltag unterzubekommen ist. Heutzutage (und nein, darüber mache ich mich nicht lustig) kommt es m.E. häufiger vor dass z.B. geäußert wird, man habe abends zum Kochen keine Zeit weil das eine Stunde dauere und man täglich einkaufen müsse, oder dass Anfängerfehler (z.B.: Hülsenfrüchte uneingeweicht kochen und dann dauert die Erbsensuppe zwei Stunden) noch von Erwachsenen begangen werden weil man Kochen nicht von den Eltern (realistischerweise oft: der Mutter) lernte oder sich gleich um den Auszug herum aneignete.
(Die Erwartungen: Ja, die kritisiere ich auch. Meine Mutter war/ ist auch Vollzeithausfrau.)
MissMary schrieb:Wenn absolut die Hütte brannte, durfte sie mal Windpocken oder was idiotensicher diagnostizieren, sonst war es so, dass er das nicht ertragen konnte, seine Frau auf Augenhöhe in der Praxis zu haben.:(
MissMary schrieb:Da sind wir glücklicherweise heute weiter. Heute ist eher das Problem (ich bin ja Lehrerin), dass viele Kinder mit zwei oder drei Diagnosen und Empfehlungen bei dir ankommen. Klassenteiler 30, du hast 15 Kinder, wo ein Attest dringend empfiehlt, es möge in der ersten Reihe möglichst alleine sitzen.Ich war damals der einzige Schüler (egal welchen Geschlechts) der Schule mit Dauersportbefreiung (kein Sportunterricht, auch ansonsten körperlich nicht so leistungsfähig - aber keine Umbauten nötig, keine Pflege nötig)... War damals bei vielen Lehrer ein riesiges "Theater", was man denn jetzt machen sollte. Viele Lehrer wollten da, Zitat, "keine Extrawurst zulassen", z.B. bei Klassenfahrten (konnte ich mitmachen) mal die Tasche tragen helfen, und selbst das Stühlehochstellen (ich konnte den Stuhl nicht so weit anheben - Höhe, Gewicht) sah man als Problem.
All das kann man, m.E., pragmatisch lösen, gerade wenn nur ein Schüler in der Klasse betroffen ist.
MissMary schrieb:Da gibt es aber "Auffangprogramme". Zumindest bei uns in BW darfst du den Hauptschulabschluss wiederholen, wenn er zu schlecht ist und du wirst sehr intensiv von der Agentur für Arbeit betreut. Es ist eher so, dass viele SuS dann wahnsinnig beratungsresistent sind (und die Eltern gleich dazu). Schaffen den Hauptschulabschluss kaum und wollen Unternehmensberater werden, z.B.Diese kenne ich (da in meinem Umfeld viele betroffen waren bis sind). Ich meinte konkret folgenden Fall: Wenn ein Schüler das nicht will (deshalb von mir erwähnt: wiederholen), weiter die Schule zu besuchen, notfalls dann doch eine andere Ausbildung als die die man sich wünscht (und ggf. auch knapp drin wäre). Mechatroniker werden wollen, aber keine Zusage, aber Zusage für z.B. Schreiner und es war sowieso schon arg knapp, Schüler will definitiv nicht mehr zur Schule (Disclaimer: dass Berufsschule sein muss ist mir klar)?
Da würde ich persönlich auch mal sagen: Mit 15, 16... ist man schon alt genug für die Konsequenzen. Wenn nicht mehr Schule, und Ausbildungsplatz gefunden, dann den. Ausgehend von einer abgeschlossenen Ausbildung kann man immer noch weitersehen.
AlteTante schrieb:Meine Eltern ließen mir in der Hinsicht völlige Wahlfreiheit. Allerdings war die Hilfe zur Berufswahl in der Schule (Kleinstadtgymnasium 80er Jahre) recht bescheiden: Wir besuchten einen Tag lang eine Uni, einen Tag lang ein Berufsinformationszentrum, einmal kam ein Berufsberater und erzählte, dass man bei ihm einen Termin machen könne, und dann gab es noch die dicken Bücher, mit deren Hilfe man sich Hefte über höchstens zwei Berufe bestellen konnte. Immerhin übten wir Bewerbungsschreiben noch und noch, sogar im Englischunterricht. Meinen Beruf fand ich dann durch die Vorstellung in einer Zeitschrift.Bei mir - Realschulabschluss 2000 - war das auch noch nicht anders, inkl. Besuch im Berufsinformationszentrum (BIZ).
Übrigens: In der (aktuellen) Ausgabe jenes dicken BIZ-Buchs fand ich den passenden, damals neuen, Ausbildungsberuf, den der Berufsberater gar nicht nannte.
(Meinen späteren Studiengang hatte ich mir damals sogar schon ausgesucht, aber erstmal musste ein Ausbildungsberuf her - Abitur nachholen ging damals in Bayern nicht ohne vorherige Berufsausbildung oder viele Jahre Berufserfahrung.)
AlteTante schrieb:Heute dagegen kann man sich unendlich viel selbst über Berufe informieren und wird von der Informationsfülle quasi erschlagen.Zustimmung, und kann auch eher im Internet nachfragen, z.B. nach Erfahrungen mit Berufen.
Ich habe mich damals für meinen Ausbildungsberuf nach Durchlesen der Beschreibung des Ausbildungsberufs und des Ausbildungsplans (und natürlich den Bewerbungsgesprächen) entschieden. Ohne mal die Gelegenheit gehabt zu haben, privat mit jemandem mich auszutauschen der diesen Beruf/ diese Tätigkeit (Softwareentwickler) ausübt.