sacredheart schrieb:Ich betrachte das aus der Warte einer Person, die auch eine Auswanderung plant.
Und da plane ich in einem Land zu leben, das ich gut kenne, in dem ich schon sehr viel Zeit verbracht habe, dessen Sprache ich sehr gut beherrsche und in dem wir jede Menge Familie und Freunde haben. Und das Ganze erst dann, wenn ich gar kein Geld mehr verdienen muss.
Ich selbst habe eine ganze Weile in den Niederlanden gelebt und es sehr gemocht. Es hat somit ein bisschen etwas von Nachhause kommen. Finanziell sind wir so gestellt, dass wir auch ohne weiteren aktiven Broterwerb zurecht kommen könnten. Arbeiten wollen wir dennoch; alleine aus Spaß an der Freude. Allerdings selbstständig im literarischen und künstlerischen Bereich.
Auswandern klappt vielleicht dann, wenn man irgendwo hin will und gut vorbereitet ist.
Und nicht einmal das ist garantiert. Ich lebe hier aktuell in einer Ecke, die wunderschön ist und die ich sehr mag. Ich werde es vermissen und Heimweh würde ich auch nicht gänzlich ausschließen.
Aber nicht um einfach mal plötzlich wegzukommen ohne zu wissen wo man ankommt.
Und mit Kindern finde ich es einfach verantwortungslos.
Sehe ich auch so. Kinder haben wir glücklicherweise nicht und "einfach nur weg", nein. Ich will mich verbessern, nicht ruinieren und / oder unglücklich machen.
Und viele arabische Einwanderer hier hatten sicher seriösere Gründe, überhastet auszureisen als Widerwille gegen einen kleinen Piks.
Viele der Migranten sind schwer traumatisiert. Sie kommen aus Gebieten, in denen Zustände herrschen, die wir uns hier kaum realistisch vorzustellen vermögen. Da ist dann wohl so ziemlich alles eine Verbesserung. Wenn man indes einen gewissen Standard hat und "ohne Not" abwandern will, dann wäre es schlichtweg dämlich, das zu überstürzen. Dennoch, dieser "Piks", besser, die Verpflichtung dazu und die zu erwartenden Bußgelder, waren in meinem / unserem Fall, der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Wir spielen seit Jahren mit dem Gedanken das Land zu verlassen; aus diversen Gründen. Aber das, was hier die letzten zwei Jahre los war, das hat für uns dann den Ausschlag gegeben. Besonders auch der Tonfall der geführten Debatten und der Berichterstattung.
Dennoch werden wir nichts überstürzen und ggf. erst einmal zahlen, bis wir dann alles in trockenen Tüchern haben und gehen werden. Ich kann allerdings nachvollziehen, wenn Menschen konkrete Angst haben, dass sie oder ihre Kinder Schaden nehmen und dann in Panik verfallen. Es gibt genügend Theorien und Widersprüche, die einem zu denken geben können. Ich selbst (mein höchstpersönliches Erleben) bin davon überzeugt, dass ich stark gefährdet wäre, an einer Impfung sehr großen Schaden nehmen zu können; allerdings ginge das in den medizinischen Bereich - / folglich ot. Warum ich das überhaupt anführe: Für sehr viele Leute, bedeutet der "kleine Piks" eben etwas gänzlich Anderes, konkret Bedrohliches - und das setzt die, mitunter ganz massiven, Ängste in Gang, die die Rationalität aushebelt. Das ist nach meinem Dafürhalten ein starke Triebfeder für die derzeitigen Auswanderungswellen; nackte Angst.
Und mit einigen von denen werde ich beruflich konfrontiert und möchte so ein Leben in einem Mikrokosmos bestimmt nicht haben.
Das ist mAn nur zu logisch (s. "Standard" und "Verbesserung").
LG Mina