GranaPadano schrieb:Oh, warum das nicht?
Ich kenne Irland ja bisher nur aus dem Urlaub und weiß sehr wohl, dass zwischen Urlaub und Alltag in einem anderen Land der Unterschied riesig sein kann.
Ich mochte die Westküste und die Gegend, in der wir zukünftig leben werden, sehr gern. Und auch die Menschen, die uns begegnet sind, empfand ich als unkompliziert, kontaktfreudig, redselig und allgemein sehr positiv. Das hat mir gut gefallen.
Ich war insgesamt zwei Jahre in Irland ... angezogen von der Lebensfreude etc. der Leute. Als ich dann dort wohnte, bemerkte ich schon einige "negative Punkte" (bin immer noch gerne da, aber "zu Besuch"):
Ich bin gerne draußen und gerade zwischen September und März war es an der Westküste v.a. kalt und es hat eigentlich immer geregnet. Oft kam der Regen seitlich und mit so großer Geschwindigkeit, dass es sich anfühlte, als ob ich mit Stecknadeln beschossen werde. Irgendwie schlug mir das ziemlich aufs Gemüt. Zudem gab es wenig "Wanderwege", wie man sie von Deutschland her kennt, also klar, natürlich gibt es die, aber die muss man gezielt anfahren. Hier gehe ich einfach in den Wald und laufe ... das geht dort nicht. Oft muss man die Landstraße entlang ... so Feldwege wie hier gibt es ja oft nicht ...
Finanziell war es eher schwer, zu überleben, weil alles ziemlich teuer war (ist heute besser, weil es ja nun Aldi und Lidl gibt). Ich hatte damals noch nicht ausstudiert und Jobs zu bekommen war oft eine Frage des Netzwerkes ... da war meins schlecht und oft wurden einfach die Leute bevorzugt, die besser vernetzt waren, es war ein ziemlicher Überlebenskampf. Später, als ich studiert habe, habe ich mal kurz in einer irischen Schule gearbeitet - da fand ich irgendwie keinen Anschluss, weil der irische Deutschlehrer ziemlich gezielt Stimmung gegen mich machte, weil er Angst hatte, ich könnte seinen Vertrag bekommen. Da habe ich mich nicht wohl gefühlt.
Die Iren sind supernett und gesellig ... die Leute, die ich traf, trafen sich dann oft im Pub ... das geht auf die Dauer ziemlich ins Geld. Auf einmal habe ich so spießige Deutsche "wir kochen zusammen und machen einen Spieleabend" Abende vermisst. Es war auch oft alles etwas oberflächlich ... man machte was aus und es wurde kurzfristig abgesagt, oder fand doch nicht statt. Leute riefen nicht zurück, obwohl man was ausgemacht hatte, meldeten sich dann aber die Woche drauf wieder ... ... Kontakte haben sich dann auch nicht gehalten, außer halt so oberflächliche Facebookfreundschaften ... man findet schnell Freunde, verliert sie dann genauso schnell. So ging es mir ...
Bei uns war damals gerade der Celtic Tiger und Mieten waren unerschwinglich - kaufen super abenteuerlich ... v.a., weil man ja Anbindung an eine Infrastruktur braucht, um sich im Berufsleben zu etablieren (okay, kommt sehr auf die Branche an) - eine Bekannte von mir hat insgesamt acht Jahre in Galway gewohnt, hat sich immer wieder beworben, arbeitete Vollzeit bei LIDL und erst, als sie den Irlandtraum aufgegeben hat, hat sie eine Stelle bekommen, für die sie qualifiziert war - aber das kommt natürlich sehr darauf an, in welcher Branche du arbeitest.
Als ich dann eine Stelle in Deutschland hatte, war das Abenteuer Irland beendet .... Ich habe aber Deutsche kennengelernt, die dort länger waren, allerdings sind sie oft nach einem Jahrzehnt oder so wieder nach Deutschland gekommen, gerade in der Rezession und auf dem Land war da der Ire dem Iren eben der nächste ....