Notruf 112 ... oder doch besser 116117?

@suppenhuhn:

Danke für die Info.

Allerdings ist bei Verletzten auch immer die Polizei anzurufen, nicht nur ein Notarzt. Immerhin muss auch die Unfallursache aufgenommen werden. Daher halte ich persönlich den Anruf bei der Polizei nicht für nebensächlich. Oder informiert die Notrufzentrale der Feuerwehr dann auch automatisch die Polizei? Sonst müsste man als Ersthelfer ja zwei verschiedene Institutionen anrufen ... kostet viel zu viel Zeit, die man besser dazu verwenden sollte, dem Verletzten irgendwie zu helfen.

Signum-Mortis schrieb:damit sie und ihre Kollegen gleich wüssten das sie nicht so viel tun brauchen.

boahrr...solche Leute gehören echt gefeuert! Klar ist Krebs immer ein schwieriges Thema, aber jemanden in solch einer Situation noch anzufahren und sowas vorzuhalten. Ohne Worte.

Ich wusste damals auch wirklich nicht, was ich tun sollte. Ich meine, wen ruft man wenn jemand im sterben liegt bzw.man das vermutet? Da war mir der Notzarzt das Naheliegendste.

Signum-Mortis schrieb:ch meine, wen ruft man wenn jemand im sterben liegt bzw.man das vermutet? Da war mir der Notzarzt das Naheliegendste.

Warum den Notarzt? Wenn das absehbar war, wegen schwerer Krankheit, reicht die 116117 mehr als aus. Wenn jemand droht am Herzinfarkt oder Schlaganfall zu versterben, dann die 112.
Wenn der Tod nicht mehr abzuwenden ist, wegen Krankheit und es keine invasiven Maßnahmen mehr geben soll, weil der Mensch länger schwer krank, oder aber sehr alt ist, braucht man keinen Notarzt.
Patientenverfügung ist immer sinnvoll.

@Rotmilan

Alles richtig. Aber in so einer Situation ist man ja wahrscheinlich auch aufgeregt, völlig durch den Wind usw. Da kann ich durchaus verstehen, daß man den Notruf wählt. Ist menschlich und ich hätte es wahrscheinlich nicht anders gemacht.

Ciela schrieb:Das muss man immer differenzieren, man muss NICHT immer die 112 für eine kurze Synkope rufen und der Grund ist auch nicht immer eine schwerwiegendes körperliches Problem. Es gilt, die Umstände zu klären, evtl. noch Begleiterscheinungen abzufragen (Schon was gegessen/getrunken? Schmerzen in der Brust? Was vorher gemacht? Auf den Kopf gefallen?) und dann richtig zu reagieren.
Bei totaler Unsicherheit und Angst kann man natürlich den Notruf wählen, allerdings hilft bei den allermeisten Fällen als erste Maßnahme Wasser, Traubenzucker und Beine hoch.

Was ich aber als Laie meist schlecht beurteilen kann. Im Zweifelsfall immer die 112

Comtess1702 schrieb:Allerdings ist bei Verletzten auch immer die Polizei anzurufen, nicht nur ein Notarzt.

Beim Stichwort "Unfall" wird der Rettungsdisponent immer auch die Polizei hinzuziehen, d.h. den Anruf bei der Polizei kann ich mir sparen und mich schneller wieder um den Verunfallten kümmern.
Wie ich schon schrieb, Rettungsdienst und Feuerwehr sind bei einem Unfall wichtiger, die können Leben retten, gerade wenn es eilt.

Kephalopyr schrieb:boahrr...solche Leute gehören echt gefeuert!

Da wird ganz sicher niemand gefeuert. An "solche Leute" kannst du nicht die gleichen Maßstäbe wie bei einer Servicekraft im Wellness-Bereich anlegen. Persönliche Befindlichkeiten stehen bei Rettungseinsätzen, in denen jede Sekunde zählt, und bei denen Leben auf dem Spiel stehen, ganz weit hinten an.

Für "solche Leute" zählt nur eins, und zwar Leben retten. Und um dies zu gewährleisten, ist oft auch ein rauher Befehlston von Nöten. Wenn du also von "solchen Leuten" angesprochen wirst, geschieht dies nicht um mit dir Smaltalk zu halten, sondern um dringend benötigte Informationen zu bekommen, und das möglichst effektiv und schnell.

Das mag dir in dem Augenblick ungewohnt und befremdlich vorkommen, aber mit etwas Abstand betrachtet bricht sich niemand einen Zacken aus der Krone, wenn man solche "Kröten" einfach mal schluckt, und dankbar dafür ist, dass es überhaupt noch Menschen gibt, die im Rettungswesen und der Intensivmedizin tätig sind.

Bedenke einfach mal, dass "solche Leute" wie du sie nennst, quasi im Dauereinsatz sind, und trotz der schlimmen Situationen mit denen sie tagtäglich konfrontiert werden, einfach einen klaren Kopf behalten und "funktionieren" müssen.

In solchen Momenten ist einfach kein Raum, um auf das Ego von Beteiligten Rücksicht zu nehmen. Das wird auch vielen Rettungskräften sicher nicht leicht fallen, im Gegenteil, das muss vermutlich sogar antrainiert werden, um effektiv arbeiten zu können.

Also anstatt hier empört Entlassungen zu fordern, wären vielmehr Dankbarkeit und Wertschätzung angebracht ... neben einer adäquaten Bezahlung.

Comtess1702 schrieb:Oder informiert die Notrufzentrale der Feuerwehr dann auch automatisch die Polizei? Sonst müsste man als Ersthelfer ja zwei verschiedene Institutionen anrufen ... kostet viel zu viel Zeit, die man besser dazu verwenden sollte, dem Verletzten irgendwie zu helfen.

Wenn ein Verkehrsunfall mit Verletzten gemeldet wird, wird der Disponent immer die Polizei verständigen. Und umgekehrt, die Polizei wird die Leitstelle informieren. Ein Notruf, egal ob zu 112 oder 110 reicht also. Wichtig ist nur, so klar wie möglich zu sagen, was wo passiert ist.

Rick_Blaine schrieb:Ein Notruf, egal ob zu 112 oder 110 reicht also

Bei einem Unfall ist es besser, die 112 anzurufen, denn dann landet man direkt bei der Rettungsleitstelle, die Feuerwehr und Notarzt alarmiert.
Wählt man die 110 landet man bei der Polizei. Der Polizist wird sich dann das "Anliegen" notieren und seinerseits über eine direkte Leitung die 112 kontaktieren. Ein unnötiger Umweg also.

Suppenhahn schrieb:Bei einem Unfall ist es besser, die 112 anzurufen, denn dann landet man direkt bei der Rettungsleitstelle, die Feuerwehr und Notarzt alarmiert.
Wählt man die 110 landet man bei der Polizei. Der Polizist wird sich dann das "Anliegen" notieren und seinerseits über eine direkte Leitung die 112 kontaktieren. Ein unnötiger Umweg also.

Stimmt, so wird es auch im Ersthelferkurs gesagt. Bei Personenschaden (und dazu gehört auch Schock oder eine Platzwunde) 112 anrufen.
Die Polizei leitet nur weiter, aber so hat man den direkten Draht. Die Polizei wird dann auch von denen informiert, denn bei (Verkehrs-)Unfällen mit (fremden) Personenschaden ist automatisch der Staatsanwalt mit von der Partie.

Ciela schrieb:Das muss man immer differenzieren, man muss NICHT immer die 112 für eine kurze Synkope rufen und der Grund ist auch nicht immer eine schwerwiegendes körperliches Problem. Es gilt, die Umstände zu klären, evtl. noch Begleiterscheinungen abzufragen (Schon was gegessen/getrunken? Schmerzen in der Brust? Was vorher gemacht? Auf den Kopf gefallen?) und dann richtig zu reagieren.
Bei totaler Unsicherheit und Angst kann man natürlich den Notruf wählen, allerdings hilft bei den allermeisten Fällen als erste Maßnahme Wasser, Traubenzucker und Beine hoch.

Wenn jemand vor Dir umkippt, dann ist das ein Notfall. Als Laie kannst Du nicht beurteilen was die Ursache ist!
Und in jedem von Dir geschilderten Fall sollte ein Arzt sich das Ganze anschauen. Außerdem bist Du aus der Verantwortung raus, wenn Du die 112 rufst. Hier eine wahre Begebenheit als Denkanstoß:

Was am Pfingstmontag 2014 auf dem Dresdner Hauptbahnhof passierte, war eine tragische Geschichte, die ein Menschenleben forderte. Bei schneller Hilfe hätte dies vielleicht verhindert werden können. Aber da haben sich wohl einige darauf verlassen, dass der andere das Richtige tut. Wegen unterlassener Hilfeleistung saß Falk S. gestern auf der Anklagebank des Amtsgerichts. Er war zwar der Erste, aber nicht der Einzige, der nicht richtig reagierte.

Quelle: https://www.dnn.de/Dresden/Lokales/Herzinfarkt-am-Dresdner-Hauptbahnhof-4200-Euro-Geldstrafe-fuer-unterlassene-Hilfeleistung

Du als Laie kannst es wie gesagt NICHT einschätzen, warum der Typ da vor Dir umkippt bzw. bewusstlos aufgefunden wird. Auch wenn die Bewusstlosigkeit nur von kurzer Dauer ist und der Patient ansprechbar ist und Dir versichert, dass alles in Ordnung ist - er kann kurz darauf wieder zusammenklappen! Und dann?!
Klar, es könnte einfach Unterzuckerung sein. Muss es aber nicht. Oder es ist beim pinkeln passiert? Da hat er sich beim Sturz vielleicht eine ordentliche Gehirnerschütterung zugezogen? Und und und…

Peter0167 schrieb:Für "solche Leute" zählt nur eins, und zwar Leben retten. Und um dies zu gewährleisten, ist oft auch ein rauher Befehlston von Nöten. Wenn du also von "solchen Leuten" angesprochen wirst, geschieht dies nicht um mit dir Smaltalk zu halten, sondern um dringend benötigte Informationen zu bekommen, und das möglichst effektiv und schnell.

Ein solcher Befehlston dient auch dazu, Leute wieder "anzuschieben" die gerade vor Schreck und Überforderung "runterfahren" und zu gar nichts mehr zu gebrauchen sind, die muss man quasi aus ihrer Schockstarre "treten", das geht am Besten über direkt, persönliche und deutliche Ansprache. Sonst hast du diesen Effekt, dass da etliche Leute drumherum stehen und niemand sich traut, irgendwas zu unternehmen.

Mal etwas anderes. Vergangenen Samstag habe ich mal wieder einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht. 12 der 15 Teilnehmer waren Führerscheinbewerber, 9 von jenen 12 fehlte die erforderliche Sprachkompetenz, um den Ausführungen des Ausbilders zu folgen. Die haben im wahrsten Sinne des Wortes nur Bahnhof verstanden, aber natürlich trotzdem den Lehrgang "erfolgreich" absolviert. Hier müsste man deutlich nachbessern und mehr Erste-Hilfe-Kurse in Fremdsprachen anbieten, finde ich. Die theoretische Führerscheinprüfung kann man inzwischen überall in zig Sprachen ablegen, aber das Angebot an fremdsprachlichen Erste-Hilfe-Kursen ist sehr, sehr überschaubar. Angesichts der Tatsache, dass der Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein wahrscheinlich für die meisten Teilnehmer der erste und letzte Kurs dieser Art sein wird, ist es jammerschade, wenn der Lerneffekt für einen großen Prozentsatz von ihnen bei null bleibt.

Es gibt Umstände, bei denen die 116117 reicht: ( Erkältung, Magenverstimmung, Magen- Darm) halt einfach die Sachen mit denen man zum Hausarzt gehen würde, in größeren Städten gibt es meist eine KV ambulanz in der Zeit wo Hausarztpraxen geschlossen sind ( die würden z.B. eine Einweisung in eine Klinik ausstellen, wenn von Nöten!

Und dann gibts Sachen für die 112-> Verkehrsunfälle (mit Menschlichen Verletzen, egal ob Schock oder iwas anderes) , Amputationen von Fingern / Zehen oder mehr, Herzinfarkt / Schlaganfall ,Pfählungsverletzungen, elektounfälle, Stürze aus großer Höhe , also eigentl alles , was ein Hausarzt nicht mehr versorgen kann !

Nicht nur der Rettungsdienst ist überlastet auch die Notaufnahmen im Krankenhaus, habe selbst schon Patienten in der Notaufnahme betreut, die nichts hatten ( z.B. einfach Muskelkater vom Husten die einen Tag vorher beim HA waren) diese beschweren sich dann wieso es so lange dauert bis sie behandelt werden.

Es ist schon Schade, dass einige Menschen ihr Körpergefühl verloren haben!
Aber eine Rettungsdienstleitstelle die sagt: ist das notwendig dass wir kommen? -> ist grob fahrlässig!

Wurde auch schonmal von einem Krankentransport angemeckert als meine Oma damals eine Einweisung ins Krankenhaus hatte , die haben dann fachlich eine Antwort bekommen und damit wars für mich gegessen.

Rotmilan schrieb am 30.11.2021:Wenn der Tod nicht mehr abzuwenden ist, wegen Krankheit und es keine invasiven Maßnahmen mehr geben soll, weil der Mensch länger schwer krank, oder aber sehr alt ist, braucht man keinen Notarzt.

@Rotmilan

Selbst das kann man nicht so pauschal sagen. Es gibt auch Menschen, die im Sterben liegen und plötzlich Atemnot oder stärkste Schmerzen bekommen. Da kann durchaus die 112 auch dann sinnvoll sein, wenn ein Gesundwerden nicht mehr möglich ist. Aber das Gefühl des Erstickens sollte auch niemand in den letzten Stunden des Lebens ertragen müssen.

Rotmilan schrieb am 30.11.2021:Patientenverfügung ist immer sinnvoll.

Richtig, aber sie sollte auch aktuell sein. Sehr viele Patientenverfügungen greifen deshalb nicht, weil sie uralt sind, unspezifisch oder die konkrete Situation nicht abbilden. Wenn ein Patient zB eine Heimbeatmung hat oder eine Heimdialyse und in der Vefügung steht ein blöder Satz 'will nicht an Schläuchen am Leben gehalten werden', dann hat die Realität die Verfügung überholt.