Flutkatastrophe 2021 in Deutschland

Cheaha schrieb:Ich muss mich nur allgemein darüber austauschen, denke ich.

Klar, mach das auf alle Fälle, ob hier zu schreiben oder mit Freunden und/ oder Familie darüber zu reden, hilft da schon weiter. Dass einen sowas nahe geht, ist völlig verständlich und da hilft es schon zum Teil, einfach die Eindrücke und Erlebnisse jemanden mitzuteilen, auch dass Emotionen hoch kommen und Tränen fließen, ist völlig normal und darf auch sein.

Cheaha schrieb:Sollte ich in ein paar Wochen noch daran zu knabbern haben oder nach weiteren Hilfsaktionen schlechter drauf sein, werde ich das auch in Angriff nehmen

Ja, mach das, falls es nötig sein könnte.

Heute Nachmittag war ich beim Friseur. Der Mann der Friseurin arbeitet bei der Müllabfuhr. Er ist bei einer benachbarten KV des Kreises Ahrweiler beschäftigt. Die Jungs sind am Wochenende hingefahren, um schon mal einen Teil des Schutts und Müll zu entfernen, der sich überall türmt. Der wurde erst mal bei ihnen abgeladen und muss noch sortiert werden. Sie werden da noch öfters hinfahren und unterstützen.

Was potentielle Plünderungen angeht, "Anekdote": Freundin eines Kollegen scheint Gerichtsvollzieherin o.Ä zu sein.

Sie war am "Kölnberg" dienstlich unterwegs, samt Polizei, zur Vollstreckung. Da ist jenen ein LKW aufgefallen der wohl irgendwie zur Person gehört haben muss, ich entsinne mich nicht mehr genau, aber letztendlich wurde der geöffnet und der war voll von matschigen Geräten und Müll - aus der betroffenen Region.

Jetzt kann man rätseln: Legitime Schrottsammlung oder geplünderter Ramsch zum Ausschlachten?

Es gibt auch auf YT Videos wo vermeintliche Plünderer von der Polizei angehalten / hopps genommen werden.

20.07.2021 - Hochwasser in Bad Neuenahr, mutmaßliche Plünderer gestellt

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(Beispielhaft; siehe Ende des Videos, ist in der Zeitleiste markiert, zum Glück hat YT dieses Feature seit einer Weile)

Klar, die Berichte sah man nun schon eine Weile, ist also was dran, nebst meiner plakativen 'Anekdote'.

Da helfen wohl nur empfindliche Strafen. "Lohnenswert" ist es sicherlich. Nebst Schrott werden manche Dinge in höhere Stockwerke gerettet haben. Wenn man dann nicht im gleichen Haus sondern in einer anderen Unterkunft oder bei Nachbarn übernachtet, entsteht "lohnenswerte Beute". Leider.

Warden schrieb:Klar, die Berichte sah man nun schon eine Weile, ist also was dran, nebst meiner plakativen 'Anekdote'.

Selbst zwischen Köln und Düsseldorf, wo es fast "nur" nasse Keller (und teils Erdgeschosse) gab, hab ich mehrmals beobachtet, wie die Polizei nachts Transportern hinterher gehechtet ist...

Es wurde und wird alles geklaut. Im Ahrtal habe ich gesagt bekommen, es würden sogar Bagger geklaut werden. Manche "Helfer" durchwühlen auch einfach die Schubladen und klauen Schmuck und Co

Cheaha schrieb:Es wurde und wird alles geklaut. Im Ahrtal habe ich gesagt bekommen, es würden sogar Bagger geklaut werden. Manche "Helfer" durchwühlen auch einfach die Schubladen und klauen Schmuck und Co

An der Ahr haben sie auch unter anderem den Tank für den Notstromgenerator eines Handymasten aufgestochen und ausgepumpt, das geht dann schon in die akute Gefährdung von Menschenleben...

Ich kann es gar nicht in Worte fassen, wie widerlich ich es finde, dass die Flutopfer in ihrer Not noch beklaut werden. Genau wie die Betrüger, die gezielt ältere Menschen in den betroffenen Regionen ansprechen und in ihrem Namen die Soforthilfe abkassieren wollen. Ich hätte im Strahl kotzen können, als mir ein Betroffener vor Ort erzählt hat, dass die Leute dort beklaut werden. Die Flutopfer passen dort mittlerweile sehr genau auf ihre letzten Habseligkeiten auf. Fast nichts wird noch unbeaufsichtigt stehen gelassen.

Cheaha schrieb:Im Ahrtal habe ich gesagt bekommen, es würden sogar Bagger geklaut werden.

Die "Steel Buddies", also das Team von Morlock Motors, hatte einen "Fahndungsaufruf" gestartet, nachdem der Bagger eines befreundeten Helfers vor Ort gestohlen wurde. Das Ding ist mittlerweile wieder da, Anzeige ist erstattet.
Bei uns in der Straße hat es vor 2 Jahren gebrannt, während des Einsatzes wurde Ausrüstung aus einem RTW geklaut. Seitdem wundert mich eigentlich gar nix mehr.

Oder hier in Grimma hat man die neue Hochwasserschutzanlage mutwillig zerstört, mir fehlen da auch einfach die Worte, nachdem Grimma 2 mal schlimm betroffen war und sich so eine tolle Anlage zugelegt hat, wer macht nur sowas, ich verstehe die Motivation dahinter einfach nicht.

Wie die Stadtverwaltung Grimma am Montag mitteilte, sind ein größeres Fluttor und weitere Teile der örtlichen Hochwasserschutzanlage beschädigt worden. Unbekannte hätten Eisenteile, die für die Bedienung nötig seien, offenbar mutwillig verbogen. Nun lasse sich das Tor nicht mehr schließen.

Quelle: https://www.spiegel.de/panorama/sachsen-hochwasserschutzanlage-in-grimma-mutwillig-beschaedigt-a-4f0d21b2-fc76-4618-bc2e-8d1ae9f9d49b

obskur schrieb:Oder hier in Grimma hat man die neue Hochwasserschutzanlage mutwillig zerstört, mir fehlen da auch einfach die Worte, nachdem Grimma 2 mal schlimm betroffen war und sich so eine tolle Anlage zugelegt hat, wer macht nur sowas, ich verstehe die Motivation dahinter einfach nicht

Da fehlen mir auch die Worte, das ist echt das Letzte.

obskur schrieb:ich verstehe die Motivation dahinter einfach nicht

wollte jemand das Eisen vielleicht zum Schrotthändlier schaffen, bekam es jedoch nicht so leicht raus wie gedacht (weshalb das Teil nun verbogen ist)?
Motiv wäre dann also Raffgier.

Warden schrieb:Legitime Schrottsammlung

Legitim es für mich eigentlich nur, wenn Sachen offensichtlich herrenlose Sachen sind (also niemals einen Eigentümer hatten) oder wenn klar ist, dass Eigentümer ihr Besitztum freiweillig aufgegeben haben. Quasi dann zum Mitnehmen für alle gedacht sind.

(Besitzlos bitte nicht mit herrenlos vergleichen) Eine besitzlose Sache kann immer noch einen Eigentümer haben.

Ps.

Selbst wenn Schrott vor Häusern nur zur Mitnahme an offizielle Schrotthändler oder zur Sperrmüllabholung rausgestellt worden, kann sie sich nicht jeder greifen, diese Sachen sind dann auch nicht für jedermann bestimmt, da nur für die bestimmt, die mit der Abholung beauftragt sind oder beaufftagt worden sind.

Bis zur Abholung befinden sich diese Sachen glaube ich noch im Eigentum von denen, die sie rausgestellt haben (vorausgesetzt diejenigen sind wirklich Eigentümer einer Sache). Erst zum Zeitpunkt der Abholung von beauftragter Firma XY geht das Eigentum einer Sache glaube ich erst in deren Hände über.

@rhapsody3004

Sehr gut erklärt. Müll mitnehmen ist nicht einfach so erlaubt.

Fedaykin schrieb:Sehr gut erklärt. Müll mitnehmen ist nicht einfach so erlaubt.

Man muss aber auch bedenken, dass es nicht immer so einfach ist den genauen Status zu erkennen. Insbesondere im Bezug auf ob der Eigentümer seinen Besitz freiwillig aufgegeben hat und es ihm egal ist was mit Sachen passiert oder wer die Sachen bekommt. Ist nicht immer offensichtlich oder der Wille des Eigentümers bekannt. Im Zweifel lieber alles liegen lassen oder abgeben.

Denn auch bei besitzlosen Sachen kann man nicht automatisch immer nur sofort annehmen, dass der Eigentümer seine Sachen freiwillig aufgegeben hat und es ihm darüberhinaus auch egal gewesen ist was mit den Sachen geschieht oder wer sie bekommt. Eigentümer können Sachen, ihren Besitz, aus den unterschiedlichsten Gründen auch nur verloren haben oder haben den Sperrmüll oder offizielle Schrotthändler mit der Abholung beauftragt. Betrifft wenn meist nur bewegliche Sachen, die man verlieren kann.

Besitzlose Sachen müssen also längst nicht herrenlos sein.

rhapsody3004 schrieb:Betrifft wenn meist nur bewegliche Sachen, die man verlieren kann.

Aber auch Häuser oder Grundstücke, die nicht zu den beweglichen Sachen gehören, müssen längst nicht immer nur herrenlos sein, nur weil sie leerstehen. Besitzlos können viele Häuser aber auch Grundstücke sein - aber nicht herrenlos.

Gestern in Ahrweiler gewesen und direkt an der "Frontlinie" an der Ahr gearbeitet. Die Keller stehen teilweise noch immer voll Matsch und der Friedhof dort sieht aus als wäre jemand mit einem Bagger durch gegangen.

Wir wurden noch dazu von einem Querdenker gefilmt, haben später das Video auf Facebook gesehen.

Helfer Shuttle Orga war mal wieder 1 A. Falls hier jemand überlegt runter zu fahren aber sich nicht sicher ist, macht einfach. Ihr bekommt dort ärztliche Versorgung, Lebensmittel, Desinfektionsmittel, Werkzeug und auch Schaufeln und Handschuhe.
Die sind echt unglaublich super.

Ahrweiler selbst wurde wohl gewarnt, es ist eine Schande, dass nicht dementsprechend gehandelt wurde.
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-08/flutkatastrophe-landkreis-ahrweiler-hochwasserwarnungen-missachtung-krisenstab-katastrophenschutz

Cheaha schrieb:Ahrweiler selbst wurde wohl gewarnt, es ist eine Schande, dass nicht dementsprechend gehandelt wurde.

Tja da ist ein Fenster von 90 Minuten, wo der Krisenstab scheinbar gezögert hat, bzgl Evakuierungen... Mal sehen.. Was dabei rauskommt.

Fedaykin schrieb:Tja da ist ein Fenster von 90 Minuten, wo der Krisenstab scheinbar gezögert hat, bzgl Evakuierungen... Mal sehen.. Was dabei rauskommt.

Es geht ja nicht nur um Evakuierungen sondern auch Sirenenalarm, NINA Meldung etc.

Bei uns im Ort (den es zwar auch getroffen hat, was aber im Vergleich zu AW und Eifel ein Witz war) gingen früh die Sirenen, NINA war im Dauereinsatz und Abends wurde evakuiert. Von Abends bis Nachts sind Feuerwehr und Polizei mit Megaphonen unterwegs gewesen. Ertrunken ist hier trotz zweier Flutwellen keiner, überrascht worden vom Wasser sind wir auch nicht.

In AW wurde da leider einfach geschlafen. Natürlich hätte eine Evakuierung keine Gebäudeschäden vermieden, aber Menschenleben gerettet. Ahrweiler kannte die Prognosen spätestens am Nachmittag des 14. Juli. Die hatten weit mehr als 90 Minuten Zeit.

Bereits am Nachmittag des 14. Juli veröffentlichte das Landesumweltamt demnach Prognosen, die einen Pegelstand der Ahr von deutlich mehr als dem vorherigen Höchststand von 3,70 Meter vorhersagten. Am Abend habe es dann neben den Mails auch weitere Online-Informationen der Landesbehörde gegeben.

Darin sowie in den Mails an die Kreisverwaltung sei gegen 21:30 Uhr ein erwarteter Pegelstand von fast sieben Metern genannt worden. Dennoch habe der Landkreis erst gegen 23 Uhr den Katastrophenfall ausgerufen und Evakuierungsmaßnahmen eingeleitet.

Quelle: https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/hochwasser-katastrophe-ahrweiler-warnungen-100.html (Archiv-Version vom 01.08.2021)

Cheaha schrieb:Es geht ja nicht nur um Evakuierungen sondern auch Sirenenalarm, NINA Meldung etc.

Die Nina meldungen kenn ich nicht die da rausgehauen wurden

Cheaha schrieb:vermieden, aber Menschenleben gerettet. Ahrweiler kannte die Prognosen spätestens am Nachmittag des 14. Juli. Die hatten weit mehr als 90 Minuten Zeit.

Japp die Warnung vor Starkregen und Co waren gegeben

Was zeigte die Nina app denn an im Kreis Ahrweiler? Okay angeblich wurde nichts rausgehauen. Das ist sehr fragwürdig.

Fedaykin schrieb:Japp die Warnung vor Starkregen und Co waren gegeben

Bitte richtig lesen. Ein extremer Anstieg der Ahr

Cheaha schrieb:von deutlich mehr als dem vorherigen Höchststand von 3,70 Meter

war nachmittags bereits bekannt.
Der Starkregen war an dem Tag ja schon längst in vollem Gange.

Cheaha schrieb:Bitte richtig lesen. Ein extremer Anstieg der Ahr

Auch das.... Zumindest über 3, 7 Meter

Cheaha schrieb:war nachmittags bereits bekannt.
Der Starkregen war an dem Tag ja schon längst in vollem Gange.

Japp, dann die Frage wie darauf reagiert wurde