Atrox schrieb:Auch ein verweigerter Intensivplatz wäre eine Alternative für die Impfmuffel.
Da diese Aussage scheinbar für Unmut sorgt, da sie offensichtlich nicht so richtig in Gänze erfasst wird, würde ich gerne nochmal differenzierter formulieren, was ich damit genau meine. Wer danach noch immer poltern möchte, der möge dies gerne tun.
Aktuell haben wir in den Krankenhäusern den Umstand, dass viele OPs verschoben werden und Personal so umverteilt wird, dass die Intensivstationen voll besetzt sind. Dies tut man für eine optimale Versorgung von COVID-Patienten mit schwerem Verlauf. Wie wir mittlerweile wissen, sind ja auch nicht unbedingt Intensivbetten die limitierende Ressource, sondern das Personal. Die Notwendigkeit für diese gesundheitlich und wirtschaftlich teure Maßnahme, erwächst daraus, dass die Anzahl der Intensivpatienten und Beatmungspflichtigen aufgrund der Pandemie zunimmt.
Nun ist die Frage, wie lange man dieses Verfahren beibehalten kann. Zum einen aus Sicht der Patienten, die auf ihre nicht-COVID Behandlung warten müssen, zum anderen aus Sicht der Krankenhäuser für die dieses Verfahren höchstens durch Subventionen für vorgehaltene Kapazitäten Sinn ergibt. Aber auch aus Sicht des Personals für die die Pandemie eine massive Belastung darstellt.
Ich hoffe, dass Einigkeit darüber herrscht, dass eine Rückkehr zum Status Quo vor der Pandemie besser ist als die jetzige Situation. Zumindest aus Sicht des Personals kann ich dies aus erster Hand bestätigen (aber ich habe ja keine Ahnung vom Klinikalltag, lol), ist aber auch in zig Quellen nachprüfbar, wie der Klinikalltag im Moment so ist.
Es sollte mit der Verfügbarkeit eines Impfstoffes, wenn dieser breit verfügbar ist, also wieder Normalität einkehren. Dies bezieht sich natürlich auch direkt auf die Krankenhäuser, die dann keine Intensivbetten mehr vorhalten werden, weil auch die Subventionen nicht mehr in dem Maße fließen (war auch zur zweiten Welle ein Thema, aber ich habe ja keine Ahnung, lol).
Was wird nun also passieren, wenn die Krankenhäuser keinem Benefit mehr haben? Sie fahren die Kapazitäten auf Normallevel. Ob dieser Level ausreicht, wird relativ direkt mit der Menge an Geimpften zusammen hängen. Ist die Impfbereitschaft niedrig und hinzu die Kapazität rennen wir in das Problem, welches Italien im Frühjahr hatte: man muss triagieren, also abwägen, wem die freien Kapazitäten wirklich helfen können. Laut den Ergebnissen von Moderna wird auch die Schwere des Verlaufs vom Impfstatus abhängen. Dies wiederum bedeutet, dass die Heilungschancen deutlich schlechter sind als bei denen, die sich trotz Impfung infiziert haben.
Diese Problematik kann man unsachlich wegpoltern oder halt akzeptieren, dass dies eine mögliche Konsequenz aus selbstbestimmten Nicht-Impfen wegen zu großer Angst ist. Das heißt nicht, dass man die Leute vorm Krankenhaus liegen lässt (Gott, wie kommt man auf sowas?). Ich halte dieses Szenario nicht für unwahrscheinlich, weil der Staat auch einfach nicht mehr mit Geld rumwerfen wird, wenn ein Impfstoff für alle verfügbar ist. „Keine Impfpflicht“ heißt halt nicht zwangsläufig, dass eine Nicht-Impfung keine Konsequenzen nach sich zieht. Die Airline Quantas hat bereits bekannt gegeben nur noch Geimpfte zu befördern. Australien koppelt seit 2015 die Sozialleistungen an den Impfstatus der Kinder. Eine Pflicht ist das de jure nicht, aber eben direkte Konsequenzen aus dem Handeln, für das man sich entschieden hat.
Ich hoffe, dass diese differenzierter Ausführungen zur Trocknung der ein oder anderen Träne führt.