Covid-19 - lasst ihr euch impfen?

@SegaSaturn

Deine kann sein. Andere und zum Glück auch meine, sehen das anders und lassen ihre Patienten nicht im Stich. Im Gegenteil sie würden gerne mehr impfen.
" Meine " kann ich sogar verlinken :) Ab Min. 1 etwa

https://www.zdf.de/nachrichten/heute-19-uhr/astrazeneca-impfstoff-alle-altersgruppen-video-100.html (Archiv-Version vom 11.05.2021)

@SegaSaturn
Jo, der Papierkrieg hinter den Impfungen in den Hausarztpraxen ist irrsinnig - da dauert das Zettelchen ausfüllen länger als die Impfungen. Deutlich länger. Mir erschließt sich auch nicht warum man für jeden Impfling viermal händisch die Adresse notieren muss, die sich durch Name + Geburtsdatum sowieso in der Datenbank des Arztes sicher finden lässt.
Von daher kann ich jeden Hausarzt verstehen, der diesen Blödsinn nicht mitmacht. Ich frag mich immer wer diese Zettelwirtschaft entwirft?

Frau.N.Zimmer schrieb:lassen ihre Patienten nicht im Stich.

Arztpraxen müssen auch wirtschaftlich sein, aus reiner Nächstenliebe arbeitet kaum ein Arzt und es lässt sich auch keine Praxis finanzieren inkl räumen, Ausstattung und Personal.

Im Stich lassen...lässt ein Arzt nicht auch seine normalen Patienten im Stich, wenn ein teil der Zeit für Coronaimpfungen drauf geht, die normalen Patienten nicht mehr qualitativ und quantitativ wie vorher versorgt werden können? Steht der Kampf gegen Corona über allem? Ich denke, dass die niedergelassenen Ärzte ihre Situation wohl besser beurteilen können.

paxito schrieb:Von daher kann ich jeden Hausarzt verstehen, der diesen Blödsinn nicht mitmacht.

Du kannst verstehen, dass Ärzte die Gesundheit ihrer Patienten riskieren, weil ihnen der Schreibkram zu aufwändig is? Sehr seltsam.

kuno

paxito schrieb:Jo, der Papierkrieg hinter den Impfungen in den Hausarztpraxen ist irrsinnig - da dauert das Zettelchen ausfüllen länger als die Impfungen.

Welches Zettelchen meinst du?

Ich habe die Unterlagen (Anamnesebogen, Einwilligungserklärung, Aufklärungsmerkblatt) per Mail zugeschickt bekommen und zu Hause ausgefüllt...der Arzt setzt dann unter zwei der Formulare seinen Willi und fertig ist die Laube.

SegaSaturn schrieb:Der Grund ist der zu hohe Aufwand, zeitlich und bürokratisch. 20 Euro pro Impfung pro Patient decken nicht die Mehrstunden die geschoben werden müssen und andere, "normale" Arztbesuche müssen sogar schon abgesagt werden weil man es sonst nicht schafft.

Mit der spitzen Feder gerechnet lohnt es sich wirklich nicht.
Aber offenbar haben viele Ärzte (das "viel" stammt aus einer nichtrepräsentativen Erhebung aus meinem Umfeld - ist also nicht generalisierbar) einfach den Wunsch, eigenen Aufwand in die Impfung der Bevölkerung zu stecken.
Einfach, weil sie es für enorm wichtig erachten. Weil die Pandemie ausschließlich mit Impfungen eine Chance auf ein (zeitnahes) Ende hat.

Spekulatius666 schrieb:aus reiner Nächstenliebe arbeitet kaum ein Arzt

Eigentlich sind das viele. Gerade Ärzte sehen sich da schon in einer moralischen Verantwortung.
Natürlich muss ein Arzt seinen Lebensunterhalt durch seine Arbeit verdienen können. Aber da findet oft keine reine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung statt.


Abseits davon noch mal einen Exkurs zu den Risiken. Zur Verdeutlichung von Risiken und wie wir damit umgehen und letztlich auch rational betrachtet umgehen sollten, gibt es aktuell im Spiegel einen anschaulichen Artikel. Der enthält nicht neues, aber eben nette Vergleiche.
Die Einheit, in der da verglichen wird, ist das "Mikromort". das bedeutet, wenn 1 Mio. Menschen eine bestimmte Handlung ausführen und einer stirbt infolge der Handlung, ist das 1 Mikromort.
Z.B. entspricht ein Mikromort eine Autofahrt von 530 km. Oder 40 km Fahrrad fahren. Ein Tag Ski fahren. 16.000 km Zug fahren.

Eine AstraZeneca Impung: 2,9 (der Stand ist da allerdings bevor man die Zusammenhänge erkannt hat, aktuell dürfte es weit weniger sein, wenn man nach einer Impfung auf die Anzeichen achtet). Eine Coronainfektion in Deutschland 970 im Schnitt. Allerdings bei 20-29jährigen sind es nur 6 (also nur doppeltes Risiko im Vergleich zur Impfung).
Bei der Infektion kommen auf die Todesfälle allerdings noch die schweren Verläufe mit Beatmung, Lungen- und Herzschäden etc. hinzu.

Leider ist das kein kostenloser Artikel - die darin enthalten Informationen sind allerdings wie gesagt nur zusammengefasst und nicht neu.

kleinundgrün schrieb:Aber offenbar haben viele Ärzte (das "viel" stammt aus einer nichtrepräsentativen Erhebung aus meinem Umfeld - ist also nicht generalisierbar) einfach den Wunsch, eigenen Aufwand in die Impfung der Bevölkerung zu stecken.
Einfach, weil sie es für enorm wichtig erachten. Weil die Pandemie ausschließlich mit Impfungen eine Chance auf ein (zeitnahes) Ende hat.

Ja, das denke ich auch.

kuno7 schrieb:Du kannst verstehen, dass Ärzte die Gesundheit ihrer Patienten riskieren, weil ihnen der Schreibkram zu aufwändig is? Sehr seltsam.

Arztpraxen sind eben auch wirtschaftliche Unternehmen - wenn du 20€ pro Impfung bekommst und das die Kosten nicht deckt, weil die Verwaltungsaufwand zu hoch ist, ja dann verstehe ich das sehr gut.

Cassandra71 schrieb:Welches Zettelchen meinst du?

Frag die Hausärzte wie die genau die Zettel heißen. Zu den Zettel die du nennst (und die die wenigsten vorab ausfüllen), kommen in jedem Fall eine Dokumentation über den ein und Ausgang der Impfstoffe und wer aus welchen Gründen geimpft wurde.

Cassandra71 schrieb:Ja, das denke ich auch.

Meine Familie besteht weitgehend aus Ärzten und damit zwangsläufig auch einige meiner Freunde und Bekannten. Ich bin in der Hinsicht das schwarze Schaf.

Jeder arbeitet nebenher in einem Impfzentrum und diejenigen, die in einer Praxis arbeiten, verimpfen zusätzlich Abends und an den Wochenenden, was sie aktuell zugeteilt bekommen.
Das ist ein riesiger Mehraufwand.

Die Tätigkeit im Impfzentrum ist gut bezahlt. Nicht unangemessen gut - es entspricht dem, was z.B. in der IT an Stundensätzen gezahlt wird und weniger, als ein guter Anwalt verlangt.
Die 20 EUR, die es für eine Impfung in der Praxis gibt, sind nicht kostendeckend. Nicht nur wegen des unmittelbaren "Drumherum" der Impfung - da besteht ein weitaus größerer Aufklärungswunsch als z.B. bei einer Grippeimpfung. Sondern auch wegen der aktuell noch geltenden Priorisierung. Der Aufwand, da die richtigen Leute zu erwischen, hinterher zu telefonieren, ist enorm.
Und der Impfstoff ist nicht beliebig lagerbar. Eine angebrochene Ampulle (mit 6 oder 10 Dosen) muss eben am selben Tag aufgebraucht werden. Kommt einer zu wenig, muss man den Rest entsorgen. Also muss man genügend Menschen erwischen.

paxito schrieb:Frag die Hausärzte wie die genau die Zettel heißen. Zu den Zettel die du nennst (und die die wenigsten vorab ausfüllen), kommen in jedem Fall eine Dokumentation über den ein und Ausgang der Impfstoffe und wer aus welchen Gründen geimpft wurde.

Ob vorab oder nicht, das spielt doch gar keine Rolle.

Fakt ist, es wird im Regelfall vom Patienten und nicht von der Praxis gemacht.

Über den Aufwand für die sonstige Dokumentation möchte ich mir kein Urteil erlauben...ich kann mir aber nicht vorstellen, dass das so wahnsinnig viel Zeit in Anspruch nimmt.

Die Angabe des Grundes für die Impfung dürfte mit Aufhebung der Priorisierung übrigens auch wegfallen.

BTW: Meine Hausärztin impft außerhalb der Sprechstunden...d.h. Mittwoch- und Freitagnachmittag.

kleinundgrün schrieb:Natürlich muss ein Arzt seinen Lebensunterhalt durch seine Arbeit verdienen können. Aber da findet oft keine reine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung statt.

In der Regel arbeitet ein Arzt nicht alleine, sondern muss seinen Mitarbeitern Gehälter zahlen und auch die Räumlichkeiten und Ausstattung wollen gezahlt werden. Da kann der Arzt noch so moralisch wertvolle Ansichten haben, die laufenden Kosten müssen trotzdem gedeckt werden und seine Mitarbeiter oder Vermieter kann er wohl kaum zwingen seine Ansichten zu übernehmen, insofern ist die Wirtschaftlichkeit sogar ein grosser Posten in der Betrachtung.

Bei meiner Hausärztin steht auf der Homepage zu lesen:
Zunächst erhalten wir erst wenig Impfstoff, um die bettlägerigen Patienten zu Hause, deren Bezugspersonen und Schwerkranke zu impfen.
Ich finde, die dort verfügbaren Impftermine sollen diesen Patienten sowie denen, die gehbehindert sind, kein Auto haben, um bequem das Impfzentrum im nächsten Ort erreichen zu können, erstlinig freigehalten bleiben. Ich muss da nicht auch noch hin, ich bin gesund und motorisiert.

Heute früh habe ich mich registrieren lassen. Warteschleife war grad mal schlappe sechs Minuten, bin angenehm überrascht. Mein Impftermin wird spätestens am 17. Mai sein, aber vermutlich früher, hängt von der zusätzlichen Lieferung des Impfstoffs ab, denn dann gibt es auch zusätzliche Termine. Am besten soll ich heute Abend nochmal anrufen.

Spekulatius666 schrieb:In der Regel arbeitet ein Arzt nicht alleine, sondern muss seinen Mitarbeitern Gehälter zahlen und auch die Räumlichkeiten und Ausstattung wollen gezahlt werden. Da kann der Arzt noch so moralisch wertvolle Ansichten haben, die laufenden Kosten müssen trotzdem gedeckt werden und seine Mitarbeiter oder Vermieter kann er wohl kaum zwingen seine Ansichten zu übernehmen, insofern ist die Wirtschaftlichkeit sogar ein grosser Posten in der Betrachtung.

Das stimmt so eben nicht.

Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung erfolgt natürlich - aber global. D.h. dass die Praxis mindestens kostendeckend funktioniert.
Aber einzelne Maßnahmen sind davon eben nicht zwingend betroffen. Da ist es eher eine Frage der Einstellung, ob man eine bestimmte Tätigkeit auch unterhalb einer Grenze zur Kostendeckung durchführen möchte.

Und es ist nun auch so, dass Hausärzte nicht am Hungertuch nagen. Es ist absolut keine Goldgrube, wie das früher war. Aber ein paar hundert Euro an nicht refinanzierbaren Stundenlöhnen für die Angestellten pro Woche für einige Zeit treiben eine Praxis in der Regel nicht in den Ruin.

Da denkt man, Impfstoff in Hülle und Fülle wäre die Lösung und dann das aus den USA -.-

Denn so gut die Impfkampagne bisher lief, der schwierigste Teil steht den USA womöglich noch bevor: In mehreren US-Bundesstaaten kommt es mittlerweile immer häufiger vor, dass Termine nicht wahrgenommen und ungenutzte Dosen weggeschmissen werden müssen. Das Impfstoff-Angebot übersteigt allmählich die Nachfrage.

Quelle: https://www.n-tv.de/politik/Die-USA-rennen-in-eine-Impfwand-article22504693.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

Wer weiß, was uns demnächst noch blüht.

Frau.N.Zimmer schrieb:Wer weiß, was uns demnächst noch blüht.

Das ist hier doch auch nicht anders?

Ich lese zumindest öfter mal von nicht abgesagten Terminen und entsorgtem Impfstoff.

Doof, weil D nun mal nicht genug davon zur Verfügung hat.

@Frau.N.Zimmer

Dein Fall dort Oben tritt allerdings nur ein wenn jemand einen Termin macht und einfach nicht hingeht.
Was sowieso ein sehr arschiger Move ist.

Nerok schrieb:Dein Fall dort Oben tritt allerdings nur ein wenn jemand einen Termin macht und einfach nicht hingeht.

Ich denke, der tritt auch ein, wenn man gar keinen Termin macht?

Ich wollte keinen Teufel an die Wand malen, sondern nur sagen, dass Impfstoff in Hülle und Fülle auch noch keine Endlösung ist, wie es in den USA gerade mal so aussieht. In Israel doch, abgeschwächt, ähnlich.

Cassandra71 schrieb:SegaSaturn schrieb:
Außerdem können sich Patienten impfen lassen die in der Tat noch gar nicht dran wären was das Team wohl mehrfach sehr gewundert hat.

Das entscheidet doch der Arzt, warum wundert sich das Team darüber?

Meine Güte hier muss man aber auch ganz genau aufpassen wie man was ausdrückt. Mit "Team" war das gesamte Personal inkl. der Ärzte gemeint. Außerdem darf doch so ein "Team" auch allein verwundert sein ob jemand tatsächlich schon geimpft werden kann bzw darf oder nicht?!


Aber richtig klasse wie selbstlos doch auf einmal viele innerhalb der Pandemie zu sein scheinen... Hut ab 😉 so viele die nur Dinge aus Nächstenliebe machen, also ich habe keine Angst mehr vor der Zukunft.

Spekulatius666 schrieb:Im Stich lassen...lässt ein Arzt nicht auch seine normalen Patienten im Stich, wenn ein teil der Zeit für Coronaimpfungen drauf geht, die normalen Patienten nicht mehr qualitativ und quantitativ wie vorher versorgt werden können? Steht der Kampf gegen Corona über allem? Ich denke, dass die niedergelassenen Ärzte ihre Situation wohl besser beurteilen können.

Genau darum geht es 👍 mal wieder auch absolut meine Meinung

SegaSaturn schrieb:Meine Güte hier muss man aber auch ganz genau aufpassen wie man was ausdrückt. Mit "Team" war das gesamte Personal inkl. der Ärzte gemeint. Außerdem darf doch so ein "Team" auch allein verwundert sein ob jemand tatsächlich schon geimpft werden kann bzw darf oder nicht?!

Bei meiner Hausärztin steht auf der Webseite, dass auch sie die Impfpriorisierung befolgen muss, da diese bindend ist. Dürfen bei anderen Hausärzten die Ärzte die Reihenfolge unabhängig von der Priorisierung wählen?