knopper schrieb:Aber mal ehrlich...diese ganze Diskussion mit nicht nur sich selbst sondern auch die Gemeinschaft / andere schützen ist doch im Grund erst seit Corona im Gange oder? Das war doch bspw. bei anderen Impfungen nie so bzw. nicht so krass.
Ja und Nein. Die Diskussion gibt es schon eine Weile. Angefangen hat die damit dass Hippstereltern ihre Kinder plötzlich nicht mehr gegen die wirklich harten Krankheiten impfen lassen wollten. Schon da war es kritisch. Zum einen gegenüber den Kindern, zum anderen eben auch weil auf diese Art Herdenimunität abgebaut wird und ungeimpfte Menschen die Krankheit eben auch an diejenigen weitertragen können, deren Impfschutz aufgrund des hohen Alters oder Autoimmunerkrankungen nicht funktioniert.
Außerdem findet die Diskussion jährlich im Rahmen der Grippeschutzimpfung statt. Ich erinnere mich daran, dass wir vor ein paar Jahren (2017/18) eine extrem starke Grippewelle hatten, weil in der kostenlosen Impfung nur Impfstoff gegen 3 der 4 damals grassierenden Influenzastämme war. Gegen den Stamm B/Phuket/3073/2013 konnte man sich in Deutschland nur gegen Aufpreis impfen lassen (Vierfachimpfstoff). Logischerweise wurde gegen ihn dann auch weniger geimpft und es konnte nicht Ansatzweise eine Herdenimunität aufgebaut werden. Die Folge waren etwas über 20.000 Grippetote, die vor allem durch B/Phuket/3073/2013 verursacht wurden, da sich dieser Stamm deutlich stärker ausbreiten konnte. Die anderen Stämme hatten selbst bei einer relativ geringen Impfquote keine sonderlich bessere Chance als in den anderen Jahren auch.
Am Ende gab es einen Skandal dessen Mittelpunkt war, dass genau der Grippestamm, der nicht kostenlos geimpft wurde, eben der Hauptverantwortliche für das Fiasko war und am meisten verbreitet wurde. Die in den Medien gestellte Frage war häufig folgender Art: Wie kann es sein, dass die Impfung gegen den häufigsten der 4 damals grassierenden Grippestämme kostenpflichtig war, während die Grippestämme, die nicht so häufig auftraten, kostenlos waren? Der Ansatz war natürlich logisch gesehen Quatsch, da der Zusammenhang ein anderer war: Gegen den Stamm B/Phuket/3073/2013 wurde deutlich weniger geimpft. Aufgrund dessen konnte er sich in Deutschland überhaupt erst so breit machen.
Aber ich gebe dir insofern Recht, dass die Diskussion bei vergangenen Impfungen nicht derartig ausgeartet ist. Da ging es aber auch noch um keine derart neue Krankheit. Und was der Bauer nicht kennt, frisst er eben auch nicht.
knopper schrieb:es geht doch gar nicht um die Gründe sondern einfach um die freie Entscheidung, ob man sich impfen lässt oder nicht. Warum muss ich denn dafür stets Gründe anführen, und es reicht nicht wenn ich mich halt "nur" dagegen entscheide?
Der freie Wille hört für mich immer dann auf, wenn ich durch meine Taten andere Leute gefährde.
Wenn ich mich entschließe in ein Gebiet zu reisen in dem ich mich anstecken kann, dann muss ich mir klar darüber sein, dass ich bei der Einreise oder Rückkehr eine potentielle Gefahr für meine Mitmenschen bin. Gleiches gilt auch wenn ich mich innerhalb von Gruppen bewege, in denen das Ansteckungspotential sehr hoch ist. Zum Beispiel auf Konzerten, im Swingerclub oder im vollen Fußballstadium
Und diese Gefahr kann man meiner Meinung nach nur durch 3 Dinge abwenden:
1. Ich reise gar nicht erst oder meide derartige Events bei denen die Ansteckungsgefahr sehr hoch ist
2. Ich impfe mich und gehe auf diese Art halbwegs sicher niemanden anzustecken
3. Ich weise einen negativen Test vor
An dieser Stelle hat jeder die Wahl zu entscheiden wie er verfährt. Aber andere Leute zu gefährden ist eben fahrlässig und in meinen Augen keine Option.