nasenstüber schrieb:Der Genuss und die individuelle Verträglichkeit von Essen sind obendrein auch noch dann besonders hoch, wenn man zudem noch irgendwelche positiven Attribute mit seiner angepassten Ernährungsweise verknüpft - also auch noch eine Art Placebo dazu kommt. Das hieße nämlich, dass der Eine sein täglich Haferschleim genießen kann, genau wie der Andere sein täglich Schnitzel, und sich beide sowohl psychisch als auch physisch toll dabei fühlen können.
So zumindest der Stand meiner eigenen Überlegung dazu bis jetzt.
Es gibt die physiologischen Regelungssysteme im Organismus, und das sind erst mal grundsätzlich bei allen Menschen dieselben. Es wäre höchst interessant, mehr darüber zu wissen, mit welcher Disposition jemand bspw. Kohlenhydrate relativ gut verträgt, während jemand anderes davon schnell chronische Krankheiten bekommt. Da werden wir es allerdings immer mit der Problematik zu tun haben, dass gewisse kontrollierte experimentelle Studien nicht konsequent durchführbar sind. Das darf aber nicht zu dem Trugschluss führen, Epidemologische Rechenschieberei sei das Beste, was wir bekommen können. Nein, ist es nicht. Falsch interpretierte und konstruierte Korrelationen und Kausalzusammenhänge werden niemals zu wissenschaftlicher Evidenz führen und eine darauf begründete Medizin nicht evidenzbabsiert sein, sondern spekulativ und ideologisch.
Aber die echte Wissenschaft ist noch am Leben und produziert immer mehr Erkenntnisse, die die seit Jahrzehnten festgemauerten Dogmen widerlegen. So zeigen sich auch an immer mehr Ecken und Enden evidente Vorteile von Keto bzw. LCHF, VLCHF, und auch die unzähligen anekdotischen Berichte über immense Erfolge von Carnivore werden nach und nach durch gute Studien weiter bestätigt werden.
Zurück zu deiner Aussage: Wie prima man sich fühlt, kann das Ergebnis umfassenden Selbstbetrugs sein. Gerade wenn es mit Lustgefühlen zusammenhängt — Lust auf dieses und jenes Essen. Wenn wir meinen, dass der Körper uns da den richtigen Weg weist, unterliegen wir höchstwahrscheinlich einem Trugschluss. Überdeutliches Beispiel: Der Körper eines Heroinsüchtigen macht seinem Insassen auch Tag für Tag klar, was er jetzt gerne bekäme. Das ist aber nicht mal im Entferntesten richtig. Und auf anderer Ebene sehen wir es im Alltag weltweiter „Normalos“: Die Sehnsucht nach Zucker und das trügerische Belohnungsgefühl durch Kohlenhydrate mit vorprogrammierten Hungerattacken und Jojo-Diäten sind eines der größten gesundheitlichen Probleme der Menschheit geworden. Geworden. Denn früher gab es diese Nahrungsmittel nicht mal in nennenswerten Mengen. Und daher auch nicht die Zivilisationskrankheiten im kardiovaskulären Bereich und Krebs.
Aber die pflanzlichen Fette, die Omega6-PUFAS stehen in begründetem Verdacht, global noch deutlich schlimmer zu sein als die KH. Beides zusammen ist der Super-Gau. Wer es wann und wie zu spüren bekommt, ist einstweilen eine große Lotterie — so scheint es. Wer bekommt zu welchem Zeitpunkt Krebs? Wie viel Genetik ist dabei und wie viel falsche Ernährung? Da fischen wir weiterhin im Trüben. Wobei sich durchaus immer klarer zeigt, dass der hohe Blutzuckerspiegel und die Verfettung (in aller Regel nicht durch die gesättigten Fettsäuren per se, die innerhalb des gesamten gesunden Fettsäure-Spektrums unsere wichtigsten Energielieferanten sind) als Treiber der Inflammation der Risikofaktor Nummer eins sind. Freilich ist die Forschung da, wie schon an anderer Stelle beklagt, weitgehend nicht zweckdienlich, gelinde gesagt.
Ich für meinen Teil bin der festen Überzeugung, die Haupt-Risikofaktoren nach und nach auszuschließen bzw. auf ein Minimum herunterzufahren. Es bleiben aber mögliche Spätfolgen, schädliche Umwelteinflüsse, genetische Dispositionen und Faktoren der Lebensführung mit Stressbewältigung, Schlaf etc. Aber qua Ernährungsoprimierung habe ich die wichtigsten Hausaufgaben gemacht.
Wer das für sich nicht annimmt, okay — aber dann hat es auch keinen Sinn, dass wir uns hier darüber streiten.
Mir ist klar, dass ich mit den Kernthesen komplett gegen den Strom schwimme. Aber was heißt das schon. Wo keine Evidenz ist, da ist keine Evidenz. Egal wie groß und breit der Strom ist.