knopper schrieb: ...jo. Wobei ich mich da auch immer wieder Frage...wie geht das eigentlich überhaupt? Ich meine es geht schließlich um ein Ganzes Leben eines Huhn, die komplette Ernährung, die Unterbringung, die Aufzucht usw... für 2,99? :palm: wie trägt sich das bzw. ist das überhaupt möglich.
Das Suppenhuhn legt ja Eier :-). Es wird praktisch am Ende seines Lebens, wenn seine Produktivität nachlässt, in die Suppe gehauen. Die Eier kannst du ja auch wieder verkaufen. Es ist bei großen Geflügelherstellern so, dass die Legehennen "turnusmäßig" austauschen, also ein Jahr legen lassen und dann zu Suppenhühnern weiterverarbeiten.
knopper schrieb:Ich weiß ist natürlich kein Vergleich, aber ich habe mal ausgerechnet was allein meine Ernährung bis jetzt gekostet hat....wenn ich von 30€ die Woche ausgehe sind das schon in einem Jahr 1600 €..und mein komplettes leben habe ich bisher ca. 55.000 € "verfressen". Nun bin ich halt kein Huhn….aber trotzdem.
Du legst halt keine Eier :-). Landwirtschaft heute ist ein kalkuliertes Geschäft, die meisten Milchkühe werden mit 4-5 Jahren geschlachtet, man lässt sie nur ein paarmal kalben. Früher waren die z.T. doppelt so alt, aber heute wirst du das Fleisch auf dem Markt nicht mehr los.
knopper schrieb: Wie alt werden die Hühner denn überhaupt? Also 1 Jahr kanns ja schon mal nicht sein...nicht für 2,99. Aber selbst bei 3 Monaten wirds schon eng bei den Preis.
Liebevoll gehaltene Hühner in der Hobbyzucht können auch mal acht Jahre alt werden. Aber das will heute niemand mehr (Geschmacksfaktor). Die Masthähnchen, die z.B. Wiesenhof verkauft, sind glaube ich neun oder zehn Wochen alt. Die schlüpfen, werden gezielt gemästet und dann nach zehn Wochen weiterverarbeitet.
Fennek schrieb: Die Kunden müssten bereit sein mehr Geld für Fleisch auszugeben. Das ist mMn die einzige nachhaltige Lösung. Ein Umdenken beim Kunden.
Das alleine hilft nicht - du müsstest sicherstellen, dass das Geld wieder beim Produzenten ankommt. Es gibt schon Möglichkeiten, z.B. bei Hofläden einkaufen - die sind auch oft vernetzt. "Unser" Hofladen verkauft z.B. Eier, obwohl er keine Hühner hat, die kommen von einem anderen Hof, die dafür was von unserem Hofladen verkaufen.
Fennek schrieb:Das Problem war ja, dass die kleinen Metzgereien auf einmal höhere Auflagen hatten, die auch mit mehr Kosten verbunden waren. Diese Kosten mussten sie auf den Kunden abwälzen (da sie bei den Mitarbeitern und Tieren keine Kompromisse eingehen möchten).
Das Sterben unserer Dorfmetzgerei: Mehr Ansprüche des Kunden, mehr Auswahl gefordert, Supermärkte machten auf und diktierten die Preise, immer höhere Auflagen von Gesundheitsamt, Wunsch nach längeren Öffnungszeiten ... Irgendwann stellte der Metzger fest, dass er festangestellt bei weniger Risiko und kürzeren Arbeitszeiten mehr verdient - keine 6 Tagewoche mehr hat. Wechselte zu einem größeren Metzger, der irgendwann aufgekauft wurde. Versuchte sich im Supermarkt, war aber vom Standard und den Arbeitsbedingungen dort nicht angetan und macht einen Taxischein. The end.
knopper schrieb:verstehe.... naja dann wäre ja eine Maßnahme dass es Fleisch in bestimmten Formen einfach nicht mehr im Supermarkt gibt, heißt dieses übliche Abgepackte bspw. Evt. noch etwas Wurst usw....
Damit greifst du in den Markt ein. Das wird nicht gehen.
knopper schrieb:Die Kunden wären so gezwungen wieder zum Fleischer (bei uns heißt das so :D ) zu gehen. Aber würde natürlich erstmal massiv Proteste geben klar.
Es kommt dann darauf an, wo der Fleischer kauft - und da ist das Problem - es gibt kaum mehr kleine Landwirte. Bei uns auf dem Dorf (vermutlich überall) hatten viele noch eine "Nebenherlandwirtschaft". Es gab auch noch einige "richtige" Höfe - der eine hatte keinen Erben und man brauchte die Felder für unser Neubaugebiet. Der andere riet seinen Kindern wehement vom Landleben ab und verkaufte dann, daraus wurde ein Reiterhof. Zwei der Höfe verkauften die Kühe und stellten die Sportpferde der Städter in den leeren Stall. Viele Nebenwerblandwirte hörten irgendwann ganz auf.
Ein Bekannter hält Hühner - mit Leidenschaft. Er hat einen großen Garten, die Hühner sind absolut glücklich ... und sterben eines natürlichen Todes. Er sagt, dass er allein für das Futter mehr ausgibt, als er durch die Eier einspart.