Coronavirus (Sars-CoV-2)

@Kalman

Der Restaurantbetreiber kann sich auf die Berufsfreiheit nach Art. 12 des Grundgesetzes berufen.

Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
Art 12

(1) Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen. Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes geregelt werden.

Ausfluss dieses Grundrechts ist die Gewerbefreiheit, geregelt in ihren Einzelheiten in der Gewerbeordnung, einem Gesetz im Sonne des Art. 1 Satz 2 GG.
Dort heißt es zu Beginn:

Gewerbeordnung
§ 1 Grundsatz der Gewerbefreiheit

(1) Der Betrieb eines Gewerbes ist jedermann gestattet, soweit nicht durch dieses Gesetz Ausnahmen oder Beschränkungen vorgeschrieben oder zugelassen sind.

Andante schrieb:Der Restaurantbetreiber kann sich auf die Berufsfreiheit nach Art. 12 des Grundgesetzes berufen.

Wird der restaurantbetreiber jetzt gezwungen ein restaurant zu betreiben und macht dies nicht mehr freiwillig? Darf mittlerweile nicht mehr jedermann ein restaurant eröffnen, sofern die voraussetzungen passen?

@Andante

Ja, und genau diese Einschränkungen haben wir jetzt, so wie sie auch im GG festgelegt sind. Es steht ja nicht da "jeder kann machen was und wann er will und niemand darf ihn daran hindern".

Lexter schrieb:Ich sehe momentan keine dramatischen Einschränkungen unserer Grundrechte mehr, tut mir leid. Könntest du vielleicht kurz erläutern was du jetzt genau meinst?

Ob du die Einschränkungen nun persönlich dramatisch findest oder nicht spielt erstmal keine Rolle, denn defacto sind sie noch da. In jedem Bundesland zugegebenermaßen unterschiedlich ausgeprägt aber die Listen sind noch lang.
https://www.bundesfinanzministerium.de/Content/DE/Standardartikel/Themen/Schlaglichter/Corona-Schutzschild/2020-03-13-Milliarden-Schutzschild-fuer-Deutschland.html

Lexter schrieb:Wieso? Die Gastronomie darf doch wieder loslegen? Wo siehst du da Einschränkungen?

Zu gegebener Zeit, werden sich die Dachverbände der Gastronomen, zur Lage äußern.


Ich habe heute mit einem Gastwirt gesprochen, der sehr niedergeschlagen war.

Er hat am vorigen Freitag, sein Restaurant unter Auflagen wiedereröffnet.


In unserem Bundesland (Hessen) gilt Folgendes: Neben den Hygiene/Abstandsvorschriften, darf pro 5 Quadratmeter Gastraum...1 Gast bewirtet werden.

Seine Hauptabende sind Donnerstag, Freitag und Samstag. Jeweils ab 18 Uhr, bis kurz vor Mitternacht, ist da die Platzkapazität von 40 Plätzen, voll besetzt.

Unter den neuen Vorschriften, darf er aber nur 13 Gäste, gleichzeitig bewirten.

Für den Wirt eine Katastrophe. Er kann mit den Einnahmen, mit Ach und Krach die Betriebskosten und die Gehälter der Angestellten decken.

Er schließt Abends die Tür hinter sich ab, mit der bitteren Realität vor Augen, nicht einen einzigen lausigen Euro Gewinn erzielt zu haben.


Er sagt klipp und klar...Ich beiße mich wenn es sein muss, mit der Hilfe gebildeter Rücklagen, 2 Monate da noch durch.

Dann muss aber eine Perspektive her, mit der ich meinen Laden wieder gewinnbringend betreiben kann. Sonst macht es keinen Sinn mehr.

Ein eventueller zweiter Lockdown mit erneutem Anfahren unter Auflagen, bei einer weiteren Infektionswelle, ist nicht zu bewältigen.


Wie gesagt, dass ist jetzt eine absolute Einzelbetrachtung, bildet aber meiner Meinung nach sehr gut die aktuelle Lage ab.

Auf der Webseite von flightradar24, gab es heute eine interessante Info.

Zum ersten Mal, seit dem 22.März 2020 wurden weltweit wieder über 100.000 Flüge innerhalb eines Tages getrackt ( 110.361 Flüge ).

Zur Einordnung dieser Zahl...

Im Mai 2019 wurden im täglichen Durchschnitt 191.611 Flüge getrackt.

Quelle:

https://www.flightradar24.com/blog/100000-daily-flights-tracked-for-the-first-time-since-22-march/

EDGARallanPOE schrieb:Wie gesagt, dass ist jetzt eine absolute Einzelbetrachtung, bildet aber meiner Meinung nach sehr gut die aktuelle Lage ab.

Nee, ist es nicht. Geht vielen so. Und nicht nur Gastronomen. Meine Partnerin war letzte Woche beim Frisör, der Kosmetik und der Maniküre und alle drei Läden werden zu machen, wenn nicht weitere Hilfen folgen, welche die Folgen des Lockdowns mindern und die nun auferlegten Bedingungen abfedern. Die Pleitewelle rollt. Und sie wird ein Tsunami.

Edit: Was nun auferlegt wird fördert vor allem eins: Schwarzarbeit. Viele aus dem, ich nenne es mal Beautybereich, besuchen nämlich ihre Kundinnen und Kunden nun nach der Arbeit. Da wurde vorher auch schon einiges Schwarz gemacht (war mal mit der Betreiberin eines Frisörsalons liiert), aber nun bleibt ja kaum noch was anderes übrig.

V8Turbo schrieb:Die Pleitewelle rollt. Und sie wird ein Tsunami.

das befürchte ich auch.
Gerade die Maßnahmen um ein Geschäft öffnen zu dürfen werden wohl vermutlich noch lange Zeit beibehalten werden müssen.
Anfänglich dachte ich, so schlimm wird das nicht sein, ob man nun drinnen oder draußen wartet.
Aber letztens hatte ich es selbst erlebt, wie abschreckend die Warterei draußen sein kann - nämlich bei schlechtem Wetter -> hatte dann lieber verzichtet und bin gegangen.

V8Turbo schrieb:Was nun auferlegt wird fördert vor allem eins: Schwarzarbeit

und das kommt nun noch hiinzu. Könnte vielleicht so manche Pleite verhindern oder rauszögern, aber ist dann wieder schlecht für den Haushalt der Kommunen.
Im Gastrobereich wäre Schwarzarbeit aber nicht so einfach - da wird es dann mehr Pleiten geben.

Alles in allem wäre ich nun dafür, für Geschäfte alle Auflagen zurück zu nehmen, bis auf die Maskenpflicht.

V8Turbo schrieb:Da wurde vorher auch schon einiges Schwarz gemacht (war mal mit der Betreiberin eines Frisörsalons liiert), aber nun bleibt ja kaum noch was anderes übrig.

Genau. Gerade die jammern jetzt rum und wollen Hilfen ohne Ende :) Jetzt sollte man genau hinschauen was solche Betriebe in den letzten Jahren versteuert haben, finde ich. Wer in den letzten Jahren am Existenzminimum war, muss auch nicht gerettet werden. Für manche wird es besser sein, sie suchen sich wieder einen Job:

Irgendwer muss das ja auch mal zurückzahlen. Die künftigen Generationen sind schon genug belastet.

Frau.N.Zimmer schrieb:Genau. Gerade die jammern jetzt rum und wollen Hilfen ohne Ende :) Jetzt sollte man genau hinschauen was solche Betriebe in den letzten Jahren versteuert haben, finde ich. Wer in den letzten Jahren am Existenzminimum war, muss auch nicht gerettet werden. Für manche wird es besser sein, sie suchen sich wieder einen Job:

Irgendwer muss das ja auch mal zurückzahlen. Die künftigen Generationen sind schon genug belastet.

Das sehe ich etwas anders. Gerade als Angestellte in der Branche, bleibt dir häufig nichts anderes übrig, weil du sonst mit Hartz 4 aufstocken kannst.
Und deine zynische Sch... kannst du dir sparen. Eine ausgebildete Frisörin soll sich einen Job suchen. Okay.

Edit: Wer sagt, dass die Läden vorher alle am Existenzminimum waren? Wenn dir nun 50% der Einnahmen wegbrechen, weil du nicht mehr Kunden bedienen darfst, ist das ein Problem. 50%!!

Edit 2: Lass mich raten, du bist Beamtin und schwingst deshalb ganz entspannt solche Reden?!

V8Turbo schrieb:Eine ausgebildete Frisörin soll sich einen Job suchen. Okay.

Da gab es in der letzten Zeit jede Menge :) Allein bei uns haben drei als Hilfskräfte angefangen - zwei davon wollen, so Corona es zulässt, schon im Herbst mit der Ausbildung zur Altenpflegerin beginnen.

V8Turbo schrieb:Und deine zynische Sch... kannst du dir sparen. Eine ausgebildete Frisörin soll sich einen Job suchen. Okay.

Wolltest du "Scheiße" schreiben? Dann trau dich doch :)

V8Turbo schrieb:Edit: Wer sagt, dass die Läden vorher alle am Existenzminimum waren? Wenn dir nun 50% der Einnahmen wegbrechen, weil du nicht mehr Kunden bedienen darfst, ist das ein Problem. 50%!!

Lies doch einfach was geschrieben wurde und erfinde nichts dazu :)

Frau.N.Zimmer schrieb:Wer in den letzten Jahren am Existenzminimum war, muss auch nicht gerettet werden. Für manche wird es besser sein, sie suchen sich wieder einen Job:

Wo steht das was von JEDER?

Edit 2: Lass mich raten, du bist Beamtin und schwingst deshalb ganz entspannt solche Reden?!

Muss man verbeamtet sein, um zu sehen, dass die Hilfen nicht unendlich gezahlt werden können?

Frau.N.Zimmer schrieb:Wer in den letzten Jahren am Existenzminimum war, muss auch nicht gerettet werden. Für manche wird es besser sein, sie suchen sich wieder einen Job:

Ich finde, es ist immer noch besser, wenn sich jemand selbst unterhält als wenn er auf Kosten der Beitrags- und Steuerzahler leben muss.

Wir haben in D sowieso zu wenig Mut zur Selbstständigkeit. Alle wollen in abhängige gesicherte Jobs mit regelmäßigem festem pünktlichem Einkommen, bezahltem Urlaub, Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, keine Überstunden etc. pp.
An sich sollten wir als Gesellschaft jeden hegen und pflegen, der selbstständig ist, auch solo, erst recht, wenn er einen oder mehrere Jobs schafft.

Andante schrieb:An sich sollten wir als Gesellschaft jeden hegen und pflegen, der selbstständig ist, auch solo, erst recht, wenn er einen oder mehrere Jobs schafft.

Jobs die, die Leute gleich in die Altersarmut treiben? Nö, finde ich nicht, dass wir da noch mehr brauchen. Was meinst du was eine angestellte Frisörin mal für ne Rente bekommt?

Und es gibt sie doch, die Frisöre, die ihre Läden wieder offen haben und zufrieden sind, mit dem was sie grad machen können. Preise leicht erhöht und gut ist. Die neuen Preise werden auch ohne meckern gezahlt.

Frau.N.Zimmer schrieb:Was meinst du was eine angestellte Frisörin mal für ne Rente bekommt?

Gerade in dieser Branche arbeiten viele Teilzeitkräfte: Frauen, die Teilzeit wegen der Familie arbeiten. Natürlich bekommt man, wen man lange Jahre Teilzeit gearbeitet hat, hinterher weniger Rente als eine Vollzeitkraft. Gilt im Einzelhandel, im Büro genauso.

Frau.N.Zimmer schrieb:Wer in den letzten Jahren am Existenzminimum war, muss auch nicht gerettet werden.

Pfuh. Was glaubst Du denn, wieviel Reichtümer man so als Friseur, Gastronom etc. aufhäufen kann, damit man monatelang "durchhalten" kann? Ziemlich naiv - so funktionieren auch größere Betriebe nicht.

Frau.N.Zimmer schrieb:Muss man verbeamtet sein, um zu sehen, dass die Hilfen nicht unendlich gezahlt werden können?

Nein. Aber man ist irgendwie... weltfremd, wenn man so Sprüche wie oben raushaut.

Andante schrieb:Gerade in dieser Branche arbeiten viele Teilzeitkräfte: Frauen, die Teilzeit wegen der Familie arbeiten. Natürlich bekommt man, wen man lange Jahre Teilzeit gearbeitet hat, hinterher weniger Rente als eine Vollzeitkraft.

Klar. Das Bruttoeinstiegsgehalt liegt bei Friseuren bei ca 1600 . Klar, wenn man halbtags arbeitet hat man 800 . Ich glaube nicht, dass sich dafür jemand an die Kasse setzt oder ins Büro geht.

sooma schrieb:Pfuh. Was glaubst Du denn, wieviel Reichtümer man so als Friseur, Gastronom etc. aufhäufen kann, damit man monatelang "durchhalten" kann? Ziemlich naiv - so funktionieren auch größere Betriebe nicht.

Wie soll es denn dann funktionieren? Staatliche Hilfen auf Lebenszeit? Das halte ich mal für weltfremd.

Wie gesagt, es gibt Betriebe, die sich auf die Situation eingestellt haben. Wer einen Haarschnitt für 9 Euro anbietet, hat auch irgendwo selbst schuld. Sowas muss der Steuerzahler nicht finanzieren, finde ich.

Ich denke, niemand verkauft seine Arbeit freiwillig besonders billig...

Im Grundsatz ist es ja jedem Selbständigen überlassen, seine eigene Kalkulation zu machen und niemand konnte so etwas vorhersehen, wie die derzeitige Pandemie und ihre Auswirkungen.

Und es sind ja nicht nur die kleinen Billigheimer, die ins Trudeln geraten.

Wir sollten jetzt vorsichtig damit sein, uns selbst auseinander zu dividieren, in die guten / cleveren, die unterstutzungswürdig sind und die 'Anderen', die man durchs Raster fallen lassen kann.

Existenzen hängen Überfall dran...

Frau.N.Zimmer schrieb:Wer in den letzten Jahren am Existenzminimum war, muss auch nicht gerettet werden

Das ist aber eine sehr platte Sichtweise. Immerhin halten sich diese Menschen/ Unternehmen etc selber am Leben finanziell. Dann kommen wir dahin, die Großen werden gerettet, die Kleinen können sehen wo sie bleiben.

Frau.N.Zimmer schrieb:Staatliche Hilfen auf Lebenszeit? Das halte ich mal für weltfremd.

Davon wiederum hat auch keiner was geschrieben. Ich glaube auch nicht, dass das besonder viele Menschen planen. Aber man braucht eben was um wieder auf die wirtschaflichen Füße zu kommen.

Trailblazer schrieb:Wir sollten jetzt vorsichtig damit sein, uns selbst auseinander zu dividieren, in die guten / cleveren, die unterstutzungswürdig sind und die 'Anderen', die man durchs Raster fallen lassen kann.

So ein kleines bisschen an Flexibilität, kann man schon erwarten, denke ich - zumindest so lange, der Steuerzahler das tragen muss.

Es wird immer von 50% Ausfall gesprochen. Die Frisöre hier, öffnen nun morgens um 7 Uhr und haben ihren freien Montag abgeschafft. Die Angstellten arbeiten in Schichten, was denen meist gar nicht so ungelegen kommt.

Ob das später mal beibehalten wird, muss man halt sehen.

Und klar kann jeder seine Preise gestalten wie er will, wenn er seine Angstellten vernünftig bezahlen kann und nicht auf Hilfen angewiesen ist, spricht doch nichts dagegen.

Ich meine, man muss allgemein von diesem " Geiz ist geil" weg. In Italien regt sich kein Mensch auf, wenn er Service in der Gastro bezahlt, hier ginge ja die Welt unter. Seltsam , dass gerade Italien in der Urlaubshitliste so weit oben liegt.